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# taz.de -- Verdacht auf illegalen Sondermüll: Großrazzia auf Oldenburger Fli…
> Staatsanwaltschaft und Polizei durchsuchen das Sanierungsgebiet und
> nehmen Bodenproben, um mögliche Umweltverstöße aufzuklären.
Bild: Häuser stehen hier immer noch nicht: Mitglieder des Technischen Hilfswer…
Oldenburg taz | Um kurz nach acht Uhr standen am Mittwochmorgen
Staatsanwaltschaft und Polizei mit einem richterlichen
Durchsuchungsbeschluss am Tor des städtischen Sanierungsgebiets. Das Ziel
der Ermittler: der ehemalige Schießstand. [1][Dort soll
schadstoffbelasteter Schutt illegal vergraben sein]. Möglicherweise mit
Wissen oder sogar auf Anordnung von Mitarbeitern des städtischen
Fachdienstes „Projekt Fliegerhorst“. Deshalb rückten Staatsanwaltschaft und
Polizei zeitgleich auch im Rathaus an, außerdem in Geschäfts- und
Privathäusern im benachbarten Bad Zwischenahn sowie in Anröchte in
Nordrhein-Westfalen.
Jetzt soll zunächst durch Bodenproben geklärt werden, ob tatsächlich
Schadstoffe untergegraben wurden. Deshalb ist am heutigen Donnerstag auch
ein schwerer Bagger im Einsatz. Anfang des vergangenen Jahres hatte sich
ein Bauarbeiter selbst bezichtigt, er habe den hoch belasteten Bauschutt
zwischen den Erdwällen des ehemaligen Schießstands abgelagert. Dann sei die
Fläche planiert worden und das städtische Gartenbauamt habe Gras eingesät.
Insgesamt soll es sich um 15.000 Tonnen handeln, vor allem Ziegelsteine mit
Teeranhaftungen sowie asbesthaltiges Material aus abgerissenen
Unterkunftsgebäuden und dem einstiegen Truppenkino. Teer gilt als
krebserregend und muss als Sondermüll entsorgt werden. Außerdem sollen auch
fast 5.000 Kubikmeter Erdreich untergegraben worden sein, das mit
Treibstoff verseucht war.
## Zweifel an den Aussagen der Stadtverwaltung
Die Stadt Oldenburg wies den schwerwiegenden Verdacht weit von sich,
weigerte sich aber, selbst Bodenuntersuchungen vorzunehmen. Im vergangenen
November gab Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) dann sogar
ausdrücklich „Entwarnung“ und berief sich auf einen Bericht der städtisch…
Bodenbehörde.
Er präsentierte dabei Zahlen, nach denen es seiner Meinung nach völlig
ausgeschlossen ist, dass dort illegal Schadstoffe entsorgt wurden. „Die
Mengen der als entsorgungspflichtig deklarierten Abfälle aus Gebäuden,
Straßen, Leitungstrassen und unterirdischen Anlagen wurden mit den Massen,
die auf den vorgeschriebenen Entsorgungswegen zu beseitigen waren,
abgeglichen“, hieß es. Dabei sei keine Differenz festgestellt worden. Die
Zahlen beruhten allerdings in erster Linie auf Angaben des beteiligten
Abbruchunternehmens aus der Nähe von Soest, das am Mittwoch auch durchsucht
wurde und immer noch auf dem Fliegerhorst tätig ist.
Zweifel an den Aussagen der Stadtverwaltung hatten anfangs die Grünen im
Rat, die zusammen mit der SPD einen Antrag einbringen wollten, die
Situation vor Ort sofort durch Grabungen genau zu untersuchen. Er wurde von
einer Ratsmehrheit im Dezember von der Tagesordnung gestrichen. Die vom
Oberbürgermeister vorgelegte Berechnung hätte überzeugt, hieß es zur
Begründung – auch von den Grünen.
## Verdacht auf Korruption
Die angebliche Entwarnung hat die ermittelnde Staatsanwaltschaft Oldenburg
dagegen offensichtlich nicht überzeugen können. Zunächst seien „die
zeitlichen Abläufe, die beteiligten Abbruchfirmen und etwaige
verfahrensrelevante Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft Osnabrück aus einem
dort geführten Verfahren ermittelt“ worden, hieß es.
Mittlerweile gibt es insgesamt fünf Beschuldigte, darunter ein
Geschäftsführer des Abbruchunternehmens, ein Bediensteter der Stadt
Oldenburg sowie ein externer Gutachter, der offensichtlich gleichzeitig für
die Stadt Oldenburg und für den beauftragten Abbruchunternehmer gearbeitet
hat. Er war unter anderem mit der Vermessung der sanierten Flächen und der
Erfassung der bearbeiteten Mengen an Erdaushub und Schutt beauftragt. Er
hat inzwischen eingeräumt, auch Rechnungen an das Unternehmen gestellt zu
haben, obwohl er von der Stadt Oldenburg zu dessen Kontrolle eingesetzt
war. Es besteht laut Staatsanwaltschaft unter anderem der Verdacht des
Betruges. Auch der Gutachter ist immer noch im städtischen Auftrag im
Projekt tätig.
Die Ermittler in Osnabrück, mit denen die Oldenburger kooperieren, sind
außerdem dem Verdacht der Korruption auf der Spur. Hier steht ebenfalls ein
Mitarbeiter des Fachdienstes „Projekt Fliegerhorst“ im Fokus. Er soll
[2][eine hohe Summe Bargeld von dem Baggerfahrer angenommen haben], der die
Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte. Der sagt, er habe die 25.000 Euro
im Auftrag seines Arbeitgebers übergeben. Die Beschuldigten äußerten sich
nicht.
## Platz für einen neuen Stadtteil
Ein Sprecher der Stadt Oldenburg bestätigte die Aktion. Er beharrte aber
auf dem Standpunkt, dass der Verdacht der illegalen Schadstoffentsorgung
haltlos sei. Auf Wunsch der Ermittlungsbehörden würden jetzt Unterlagen
zusammengestellt.
Auf dem Gelände des 2006 aufgegebenen Oldenburger Fliegerhorstes [3][soll
ein neuer Stadtteil für 3.000 Menschen entstehen]. Die
Kampfmittelsondierung und Sanierung haben die Stadt bislang schon mehr als
20 Millionen Euro gekostet. Die Vermarktung der Flächen läuft nur
schleppend.
26 Feb 2025
## LINKS
[1] /Militaerische-Altlasten-in-Oldenburg/!5997676
[2] /Korruptionsverdacht-in-Oldenburg/!5993379
[3] /Planung-einer-Stadt/!5214961
## AUTOREN
Christina Gerlach
## TAGS
Gift
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