# taz.de -- Vormarsch der M23 im Kongo: Afrikanische Staaten beraten über Konf… | |
> Die Lage im Kongo beschäftigt den UN-Menschenrechtsrat und einen | |
> Sondergipfel in Tansania. Das Schlimmste könne noch bevorstehen. | |
Bild: Während der Menschenrechtsrat tagt, warten die Bewohnenden Gomas darauf … | |
Genf/Daressalam/Kinshasa ap/dpa | Der Menschenrechtsrat der Vereinten | |
Nationen hat in einer Dringlichkeitssitzung über die eskalierende Gewalt im | |
Osten der Demokratischen Kongo beraten. Die Sitzung vom Freitag in Genf | |
wurde von der kongolesischen Regierung mit Unterstützung von Dutzenden | |
Staaten einberufen. Die Führung in Kinshasa drängte den Rat, die Rebellen | |
der Gruppe M23 sowie das Nachbarland Ruanda für Verbrechen gegen die | |
Menschlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen und eine Wahrheitskommission zu | |
schaffen, die möglichen Rechtsverstößen in der Region nachgehen solle. | |
M23 ist die schlagkräftigste der mehr als 100 bewaffneten Gruppen, die im | |
rohstoffreichen Ostkongo um Einfluss kämpfen. Vergangene Woche nahmen die | |
Aufständischen die Millionenmetropole Goma ein. Im Jahr 2012 hatten sie die | |
Stadt schon einmal erobert, sich aber bald nach internationalem Druck | |
zurückgezogen. Bei ihrem jüngsten Vormarsch wird M23 nach Einschätzung von | |
UN-Experten von Ruanda militärisch unterstützt, das den Rebellen rund 4.000 | |
Soldaten an die Seite gestellt haben soll. | |
[1][Zuletzt rief M23 einseitig eine Waffenruhe aus], die aber nicht von der | |
kongolesischen Regierung bestätigt worden ist. Zudem versuchten die | |
Rebellen, die Sorgen der Bevölkerung in den von ihnen eroberten Gegenden zu | |
zerstreuen. In einem Stadion in Goma hielt M23 diese Woche eine Kundgebung | |
ab, auf der die Gruppe bei den Menschen für Rückhalt warb und ihnen Schutz | |
zusicherte. | |
## UN-Hochkommissar warnt | |
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, warnte indes in Genf, | |
dass das Schlimmste für die Menschen in der Region, aber auch für Menschen | |
außerhalb der Grenzen der Demokratischen Republik Kongo, noch bevorstehen | |
könnte, wenn nichts unternommen werde. [2][Seit die Gewalt am 26. Januar | |
aufgeflammt sei], seien laut Schätzungen 3.000 Menschen getötet und fast | |
2.900 weitere verletzt worden. Vermutlich seien die tatsächlichen | |
Opferzahlen viel höher. | |
Türk verwies auf [3][Angriffe durch M23 und Verbündete der Rebellen und auf | |
den Einsatz schwerer Waffen sowie auf heftige Gefechte] mit den | |
kongolesischen Streitkräften und deren Partnern. „Das kongolesische Volk | |
leidet seit Jahrzehnten schrecklich“, sagte er. „Wie viele unschuldige | |
Leben müssen noch verloren gehen, ehe genügend politischer Wille | |
mobilisiert wird, um diese Krise zu lösen?“ | |
## Ostafrikanischen Gemeinschaft sucht Lösung | |
In der tansanischen Küstenmetropole Daressalam hat ein Sondergipfel | |
afrikanischer Staaten über den Konflikt im Osten der Demokratischen | |
Republik Kongo begonnen. Bei den Beratungen, zunächst auf Ministerebene, | |
werde nach einem gemeinsamen Weg zur Bekämpfung der Unsicherheit im | |
rohstoffreichen Ostkongo und für regionale Stabilität gesucht, schrieb das | |
Sekretariat der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) am Freitag auf der | |
Plattform X über das gemeinsame Treffen der Staatengemeinschaft. | |
Am Samstag wird auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs weiter | |
beraten – dann werden mit dem kongolesischen Präsidenten Félix Tshisekedi | |
und dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame die Vertreter der betroffenen | |
Staaten erwartet. | |
Die Lage im rohstoffreichen Ostkongo war Ende Januar eskaliert, als die | |
Miliz M23 die Millionenstadt Goma angriff und nach wenigen Tagen eroberte. | |
Die Miliz kontrolliert seit Jahren große Teile der Provinz Nord-Kivu, deren | |
Hauptstadt Goma ist. Mittlerweile hat sie trotz einer selbst erklärten | |
Feuerpause weitere Orte in der Nachbarprovinz Süd-Kivu angegriffen. | |
Die kongolesische Regierung in Kinshasa wirft dem Nachbarland Ruanda vor, | |
die M23 zu unterstützen. UN-Experten gehen davon aus, dass mindestens 4.000 | |
ruandische Soldaten im Kongo an der Seite der M23 kämpfen. Jüngere | |
Schätzungen gehen sogar von einer noch höheren Schätzung aus. Ruanda | |
wiederum spricht vom Schutz seiner territorialen Sicherheit und der | |
Volksgruppe der Tutsi im Kongo. | |
Tshisekedis Sprecherin sagte am Freitag dem von den UN betriebenen | |
Rundfunksender „Radio Okapi“, Kongo erwarte von dem Gipfel einen sofortigen | |
Waffenstillstand, eine klare Verurteilung der Aggression, einen Abzug der | |
ruandischen Truppen und die Übergabe der Stadt Goma an die offizielle | |
Verwaltung. | |
7 Feb 2025 | |
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