# taz.de -- Krieg im Libanon: Noch keine Waffenruhe in Sicht | |
> Während um ein Abkommen verhandelt wird, greift Israel in der | |
> libanesischen Hauptstadt Beirut an. Und auch die Hisbollah schießt | |
> weiterhin Raketen auf Israel. | |
Bild: Zerstörung mitten in Beirut: Nach den Angriffen in Basta Fawqa | |
Berlin taz | Zum zweiten Mal in diesem Krieg hat Israel in der Nacht zum | |
Samstag den Beiruter Stadtteil Basta Fawqa angegriffen. Nach libanesischen | |
Angaben kamen mindestens 20 Menschen dabei um, Dutzende weitere wurden | |
verletzt. Jaafar, der nur seinen Vornamen nennt, lebt in dem Viertel: Um | |
vier Uhr morgens, erzählt er, habe er die Einschläge gehört, vier | |
nacheinander, und sehr laut. Bis sieben Uhr morgens bleiben er und seine | |
Familie wach: „Was sollen wir machen?“, fragt er. | |
Eine Evakuierungsaufforderung des israelischen Militärs gab es laut | |
Medienberichten vor den Angriffen nicht. Am Samstag, so Jaafar, hätten | |
schließlich die Menschen im Nachbargebäude Anrufe mit der Aufforderung zu | |
evakuieren erhalten. Ob sie echt waren, wisse er nicht. Mit seiner Familie | |
hat er mittlerweile das Viertel verlassen, und ist bei einer Tante in einem | |
benachbarten Viertel untergekommen. Das Ziel des Angriffs soll laut | |
israelischen Sender Kan der wichtige Hisbollah-Kopf Mohammad Haydar gewesen | |
sein. Die Hisbollah bestätigte seinen Tod bisher nicht. | |
Das dicht besiedelte Viertel Basta Fawqa liegt zentral in Beirut, einige | |
Kilometer von [1][den zumeist angegriffenen schiitisch geprägten | |
Vorstädten] entfernt. Es ist ebenfalls mehrheitlich schiitisch besiedelt, | |
in den Straßenzügen sind vor allem Fahnen der Amal – eine mit der Hisbollah | |
verbündete Partei und Miliz – sichtbar. | |
Jüngst hatte Israel seine Offensive auf Beirut und die Vororte | |
intensiviert. [2][Als der US-Sonderbeauftragte Amos Hochstein sich zu | |
Beginn der vergangenen Woche in Beirut aufhielt], um dort weiter über ein | |
Waffenstillstandsabkommen zu verhandeln, flauten sie kurzfristig ab. Viele | |
Libanesinnen und Libanese sehen darin eine Strategie, Druck auf die | |
Hisbollah und auch Amal aufzubauen, um ein Waffenstillstandsabkommen zu | |
akzeptieren. Mit dem Kopf der Amal, Parlamentssprecher Nabih Berri, hatte | |
Hochstein in Beirut Gespräche geführt. | |
## Ein Soldat im Südlibanon getötet | |
Das derzeit diskutierte Waffenstillstandsabkommen soll nach Angaben der New | |
York Times einen 60-tägigen Waffenstillstand etablieren, während dessen | |
sich Israels Streitkräfte aus Südlibanon und [3][die Hisbollah hinter den | |
Litani-Fluss zurückziehen sollen]. Die libanesische Armee und die | |
UN-Friedenstruppe Unifil sollen dann ihre Präsenz im Süden des Landes | |
verstärken, ein neuer Mechanismus, und angeführt von den USA, | |
sicherstellen, dass die beiden Konfliktparteien das umkämpfte Gebiet nicht | |
benutzen. So soll Israels Kriegsziel – [4][die Rückkehr der 60.000 von der | |
Nordgrenze vertriebenen Bewohnerinnen und Bewohner] – erreicht werden. | |
Viel Vertrauen scheint darin aber nicht zu bestehen: Am Sonntag starb bei | |
einem israelischen Angriff in Südlibanon mindestens ein Soldat der | |
libanesischen Armee, weitere wurden verletzt. Der libanesische | |
Interimspremier Najib Mikati nannte den Angriff „eine direkte und blutige | |
Botschaft, die alle Bemühungen um einen Waffenstillstand, und um eine | |
verstärkte Präsenz der libanesischen Armee im Süden“ zurückweise. Darüber | |
hinaus hielten die Angriffe auf Südlibanon, die Bekaa-Ebene und Südbeirut | |
am Wochenende an. | |
Dass die Hisbollah trotz der Bodenoffensive in Südlibanon und der vielen | |
Luftangriffe weiterhin fähig ist, auch Ziele tief in Israel mit ihren | |
Raketen zu erreichen, hat sie am Sonntag erneut gezeigt: Nach eigenen | |
Angaben griff sie mehrere israelische Militärpositionen an, darunter eine | |
Basis nahe Ashdod, etwa 150 Kilometer von der Nordgrenze entfernt. Nach | |
israelischen Angaben wurden bis Sonntagnachmittag mindestens 180 Raketen | |
auf Israel abgeschossen, die meisten davon wurden aber wohl abgefangen. | |
24 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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