# taz.de -- Weihnachtsmärkte in Berlin: Glühwein teurer, Licht gedämpfter | |
> Die Weihnachtsmarktbetreiber*innen haben mit hohen Mieten, | |
> Auflagen und weniger Förderung zu kämpfen – das bekommen die | |
> Besucher*innen zu spüren. | |
Bild: Nippes is ready: Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz | |
Berlin taz | Mit Naschereien, prachtvollen Lichtern und festlicher Musik | |
stimmen Weihnachtsmärkte auf das Fest der Großzügigkeit und Fülle ein. Von | |
Überfluss ist auf den Weihnachtsmärkten jedoch wenig zu spüren: die | |
Weihnachtsbeleuchtung wird weniger, die Standmieten werden höher und die | |
Glühweinpreise kaum noch stemmbar. | |
Traditionell öffnen die Märkte am Montag nach Totensonntag ihre Tore. So | |
auch der auf dem Breitscheidplatz – dieses Jahr zum 41. Mal. Doch auch ihre | |
langjährige Erfahrung schützt die Betreiber vor den wachsenden | |
Herausforderungen nicht. „Es wird immer schwerer“, so Uwe Timm am | |
vergangenen Donnerstag vor Journalist*innen. | |
Timm ist Vorsitzender der AG City und Veranstalter des Markts an der | |
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. „Alles braucht mehr Zeit und Ressourcen“, | |
sagt er: Sicherheits- und Schutzauflagen sowie Straßennutzungsgebühren | |
würden immer höher und Genehmigungen, etwa für Lärm- und Lichtemissionen, | |
schwieriger zu erreichen. | |
Auch Michael Roden, Vorsitzender des Schaustellerverbands Berlin e.V., | |
wirft dem Land vor, es Veranstalter*innen nicht leicht zu machen. Er | |
kritisiert zu viel Bürokratie und die Einbindung zu vieler Ämter, | |
Anrainer*innen sowie der Verkehrsbetriebe in die Genehmigungsprozesse. | |
Aufgrund der langwierigen Verfahren hätten sie dieses Jahr mit der | |
Vermietung der 150 Stände erst sehr spät beginnen können. | |
„Die Dienstleister brauchen Planungssicherheit“, bemängelt Roden. Auch ihre | |
Standmiete wurde um 25 Prozent angehoben. Und das trotz entfallener | |
Sondernutzungsgebühren auf dem Platz bis Ende Dezember sowie gefallener | |
Strompreise. Während die Betreiber im letzten Jahr noch 70 Cent pro | |
Kilowattstunde zahlten, sind es in diesem Jahr nur noch 58. 2022 waren es | |
laut Roden jedoch nur 30 bis 35 Cent. | |
Der Grund für die Erhöhung: „Der Senat hat das Sicherheitskonzept kaum | |
bezuschusst.“ Seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 sind | |
die Veranstalter verpflichtet, ein strenges Sicherheitskonzept vorzulegen – | |
„wie immer ein Kraftakt“, so Bezirksstadtrat Oliver Schruoffenegger. „Jed… | |
Jahr müssen von Neuem alle Sperrelemente hin- und hergerückt werden“, | |
kritisiert er. „Ich bin es langsam leid.“ Einen Vorschlag für eine | |
langfristige Lösung hebe die Verkehrssenatsverwaltung abgelehnt. | |
## Kopfschmerz für 8 Euro | |
Die erheblichen Kosten für das Sicherheitskonzept sowie gestiegene | |
Personal- und Lebensmittelkosten werden von den Schausteller*innen | |
natürlich auch auf Besucher*innen abgewälzt. So klettern etwa die | |
Glühweinpreise auf dem Breitscheidplatz auf einen Rekord von bis zu 8 Euro. | |
Auf weniger etablierten Weihnachtsmärkten wird das Kopfschmerz-Gesöff | |
dagegen für 4 oder 5 Euro angeboten. | |
Grund für die Preisunterschiede ist, dass die Gebühren bei neuen Märkten | |
gezielt reduziert werden, um Händler*innen zu motivieren, ihre Stände | |
dort aufzubauen, so Kristin Ferigo, Sprecherin des Weihnachtsmarkts am | |
Breitscheidplatz. | |
Und schließlich quietscht und knarzt es auch bei der Weihnachtsbeleuchtung | |
auf der Tauentzienstraße und dem Kurfürstendamm. Der 4,2 Kilometer lange | |
Lichterteppich zieht unzählige Tourist*innen und Berliner*innen zum | |
Jahresendshopping an. Allein im Dezember 2023 strömten 11,5 Millionen | |
Menschen auf den Ku'damm. | |
Ein Wegfall der Lichterketten würde für die Betreiber mit erheblichen | |
Umsatzeinbußen einhergehen. Bis zuletzt war dies jedoch zu befürchten. Denn | |
die Zusage des Senats von 2019, die Beleuchtung zur Hälfte zu finanzieren, | |
ist inzwischen hinfällig. Während das Land die Beleuchtung 2021 noch mit | |
250.000 Euro bezuschusste, trug es laut AG City 2023 nur noch 100.000 Euro | |
bei. Und 2024? „Exakt Null“, so Roden. | |
## Nur noch 240 Lichterbäume | |
Die Veranstalter waren komplett auf private Spenden angewiesen. Das | |
Ergebnis: Statt der 500 Bäume, die früher vom Wittenberg- bis zum | |
Rathenauplatz beleuchtet wurden, reicht es dieses Jahr bislang nur für 240 | |
Bäume vom Wittenbergplatz bis zum Olivaer Platz. | |
Im vergangenen Jahr konnte erst Mitte November bekannt gegeben werden, dass | |
der Ku'damm beleuchtet wird, da die finanziellen Mittel zunächst fehlten. | |
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte sich damals | |
höchstpersönlich dafür eingesetzt. In letzter Minute konnten laut | |
Senatskanzlei Unternehmen gewonnen werden, großzügige Spenden zu leisten. | |
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft steuerte zusätzlich 100.000 Euro bei. | |
Um nicht jedes Jahr erneut um die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung | |
bangen zu müssen, plädieren die AG City und das Bezirksamt für einen neuen | |
„Business Improvement District“ (BID). In einem BID könnten die | |
Geschäftsinhaber entlang des Kurfürstendamms verpflichtet werden, die | |
Kosten für die Beleuchtung zu tragen. | |
Der letzte BID in der City West lief im Juni 2023 aus, da ein Urteil des | |
Bundesverfassungsgerichts von 2018 das zugrundeliegende Gesetz für | |
verfassungswidrig erklärte. Der Senat hatte eine Überarbeitung des Gesetzes | |
angekündigt – auf die die AG City bislang noch wartet. | |
Fest steht: Auf große, bunt leuchtende Nussknacker- und | |
Weihnachtsmann-Figuren muss der Ku'damm dieses Jahr verzichten. Es sei | |
denn, die Adventszeit hält noch ein kleines Weihnachtswunder bereit. | |
24 Nov 2024 | |
## AUTOREN | |
Lilly Schröder | |
## TAGS | |
Weihnachten | |
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