| # taz.de -- Karikaturist Alex Buretz aus Moldau: Wie Sisyphus in der Unterwelt | |
| > Prorussische Desinformation und Stimmenkauf. Der Karikaturist Alex Buretz | |
| > zeichnet gegen die Einflussnahme des Kreml in seiner Heimat Moldau an. | |
| Bild: Putin zerrt am Oligarchen Ilan Șor – und an Moldau | |
| Putin steht im Sumpf und zieht an den Füßen eines kleinen Männchens, des | |
| flüchtigen moldauischen Milliardendiebs und prorussischen Politikers Ilan | |
| Șor. Șor wiederum zerrt an der Republik Moldau, die nach der EU-Flagge | |
| greift. | |
| Dieses Symbolbild für die aktuelle Lage der Republik Moldau stammt von Alex | |
| Buretz, dem bekanntesten Karikaturisten des Landes. Der Vierzigjährige | |
| verdient sein Geld als Grafikdesigner, doch seine Leidenschaft gilt dem | |
| politischen Kommentar in Bildform. Er ist überzeugt proeuropäisch | |
| eingestellt, engagiert sich aber zugleich für einen Erhalt des sowjetischen | |
| künstlerischen und architektonischen Erbes der Republik Moldau, das er als | |
| wichtigen Kulturschatz sieht. | |
| Im zentralen Park von Chișinău zeigt Buretz der taz einen verfallenen | |
| sowjetischen Bau. Das Café Guguță, das Ende der Sechziger zunächst als | |
| Restaurant erbaut worden war. Hier begann sein politisches Engagement, mit | |
| seiner Teilnahme an den [1][Protesten von „Occupy Guguță“ im Jahr 2018 | |
| gegen den Abriss dieses Cafés]: „Sie wollten es zerstören und hier ein | |
| mehrstöckiges Hotel bauen“, berichtet er. Sie, das ist eine dubiose Firma, | |
| die Verbindungen zum kriminellen Oligarchen und damaligen Abgeordneten | |
| Vladimir Plahotniuc aufweist. Die Aktivist*innen konnten den Abriss zum | |
| Glück verhindern, aber die weitere Zukunft des Gebäudes ist ungewiss. | |
| ## Unlautere Mittel im Wahlkampf | |
| Am 21. Oktober, am Tag nach dem ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen | |
| in Moldau und dem Referendum über eine Festschreibung des EU-Beitritts in | |
| der Verfassung, veröffentlichte Buretz die Zeichnung einer Figur mit der | |
| Aufschrift „Diaspora“ auf dem Rücken, die die Republik Moldau in Form eines | |
| Felsens vor dem Sturz in den Abgrund rettet. Das erinnert an Sisyphos, doch | |
| anders als der Gestrafte aus der griechischen Mythologie rollt Buretz’ | |
| Figur den Felsen nicht unaufhörlich den Berg hoch, sondern verhindert | |
| lediglich den Fall in den Abgrund. | |
| Die Karikatur verweist darauf, dass beim EU-Referendum das Nein-Lager in | |
| der Stimmenauszählung lange führte, bis zum Schluss die Stimmen der im | |
| Ausland lebenden Moldauer*innen für eine hauchdünne Mehrheit pro Europa | |
| sorgten. Bei den Präsidentschaftswahlen am selben Tag lag die amtierende | |
| proeuropäische Präsidentin Maia Sandu zwar vorne, musste jedoch am 3. | |
| November in einer Stichwahl noch gegen den zweitplatzierten, prorussischen | |
| Kandidaten Alexandr Stoianoglo von der Partei der Sozialisten antreten. | |
| [2][Sandu siegte,] erneut dank der Stimmen aus der Diaspora. Im Inland gab | |
| es neben einem massiven Aufgebot an prorussischer Desinformation auch | |
| Stimmenkauf durch prorussische Kräfte, die mit Ilan Șor und dem Kreml in | |
| Verbindung stehen. | |
| Es bewegt sich etwas in der ehemaligen Sowjetrepublik. Viele, vor allem | |
| junge Menschen blicken nach Westen, hoffen auf eine bessere Zukunft in der | |
| EU. Zugleich investiert Russland mehrstellige Millionenbeträge in die | |
| Finanzierung prorussischer Politik mit unlauteren Mitteln. Buretz sagt, | |
| nach dem Sieg Sandus sei er wirklich glücklich, er habe sich schon auf das | |
| Schlimmste eingestellt. Aber entspannen kann er sich nicht: „Die größte | |
| Herausforderung liegt noch vor uns – die Parlamentswahlen im Jahr 2025.“ | |
| 6 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Yelizaveta Landenberger | |
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