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# taz.de -- Frauen-Handball beim VfL Oldenburg: Große Pläne
> Die Handballerinnen des VfL Oldenburg freuen sich über viel Publikum und
> haben viel vor. Aber Frauen-Handball hierzulande ist ein mühsames
> Geschäft.
Bild: Spielt in einem stabilen Kader: Paulina Golla, VfL Oldenburg
Hamburg taz | „Mutter aller Derbys“ – darunter macht es Andreas Lampe
nicht. Der 38 Jahre alte Geschäftsführer des VfL Oldenburg jazzt das Spiel
gegen den Buxtehuder SV gar nicht unnötig hoch. Es ist nun einmal die
Auseinandersetzung der beiden traditionsbewussten Nordklubs in der
Handball-Bundesliga der Frauen.
Lampe ist froh, dass es so etwas gibt. Rivalität zwischen den Teams und
Fans, auch wenn die beiden Orte nicht gerade nebeneinander liegen, macht
die Aufgabe reizvoll – aber auf handballtypische Art, in aller Freundschaft
gewissermaßen.
Es ist ein schöner Saisonstart geworden für den Pokalsieger von 2018. Dazu
gehört nun auch das 36:32 vom Samstagabend in der kleinen EWE-Arena gegen
die niedersächsische Konkurrenz; 8:2 Punkte, dritter Platz, das
Pokal-Viertelfinale erreicht: Lampe, 2020 vom Trainer zum Geschäftsführer
gewechselt, und Coach Niels Bötel können zufrieden sein, was ihre von
deutschen Kräften bestimmte Mannschaft um Nationalspielerin Toni Reinemann
bisher geleistet hat.
Das treue Oldenburger Handballpublikum belohnt die Auftritte, belohnte den
VfL schon, bevor die Saison 2024/25 richtig begonnen hatte: 5.412 Fans
kamen zum Serienstart gegen Neckarsulm in die große EWE-Arena, ein
Zuspruch, der die Spielerinnen schwärmen ließ und zeigte, was der
Frauenhandball wenigstens partiell zu leisten imstande ist.
Weitere Abstecher ins große Rund, dahin, wo sonst die Männer der EWE
Baskets spielen (mit denen man gut zusammenarbeitet), seien vorstellbar,
sagt Lampe, Vereinsmitglied seit 1992.
Alles soll jedoch im Rahmen bleiben. Als „verlässlich, ehrlich,
traditionsbewusst“, bezeichnet er den VfL, mit guter Jugendarbeit und
verwurzelt in der Region. Viele Familien, viele Kinder besuchen die
Heimspiele. Man kennt sich, schätzt sich: „Der durchschnittliche
Oldenburger Handballfan schaut nicht auf den Gegner. Er kommt, weil er uns
sehen will.“
Sogar, als die Baskets einmal parallel warfen, kamen 1.500 Fans zum Spiel
gegen Bad Wildungen. Das hilft Lampe, die etwa eine Million Euro
einzusammeln, die er für den Spielbetrieb und die Geschäftsstelle braucht.
Zwei Hauptamtliche dort kümmern sich um die VfL-Geschicke – nicht besonders
üppig.
[1][Frauen-Handball] hierzulande ist ein mühsames Geschäft, auch, weil die
Nationalmannschaft Jahr für Jahr aufs Neue [2][verpasst], diesen
faszinierenden, fairen Sport zu pushen. Immerhin attestiert Lampe der
Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) einen Qualitätssprung in den
vergangenen drei, vier Jahren: „Die Leistungsunterschiede in der Liga sind
geringer geworden.“
Es geht eng zu auf den Plätzen hinter den finanziell und nominell
dominierenden Ludwigsburgerinnen. Auch haben sich die Hallenstandards
verbessert, was für Lampe, der als Beisitzer im HBF-Präsidium mitwirkt,
unabdingbar ist: „Wir müssen raus aus den Schulturnhallen; Fans und
Sponsoren vor Ort sollen sehen, dass wir gut arbeiten.“ Das bezieht Lampe
auf alle Vereine.
## Liga von 14 auf zwölf Klubs verkleinert
Um professioneller, besser zu werden, wurde die Liga von 14 auf zwölf Klubs
verkleinert. Im Anschluss an die normale Runde werden nun Play-offs
gespielt. Dafür reicht Platz acht. Der VfL strebt Rang sechs als
Minimalziel an. Und die Teilnahme am Europapokal darf es auch [3][mal
wieder sein]. Das soll mit einem Kader ohne Vollprofis gelingen, der vor
dieser Saison ohne Zugang auskam – bemerkenswert. Nicht einmal Trainer
Bötel arbeitet in Vollzeit.
Wachsen will der VfL auf den Positionen hinter der Mannschaft. Lampe will
den Erstligahandball in Oldenburg als Organisation entwickeln, also durch
einen Zuwachs an Kolleginnen und Kollegen auf der Geschäftsstelle. In
seinen Plänen bis 2027 steht die weitere Etablierung als Spitzenteam der
HBF: „Wir wollen eher nach oben als nach unten gucken.“ Dabei möchte der
VfL sein Image als Ausbildungsverein abstreifen; starke Kräfte wie
Reinemann sollen gehalten werden.
## Warten auf die Chance
Schade ist dabei, dass Bundestrainer Markus Gaugisch selten gen Norden
guckt, wenn er seine Aufgebote formt. Dabei hätte er im jungen Oldenburger
Team einiges im Angebot. Außer bei Reinemann hat Gaugisch aber noch nicht
zugegriffen. Er vertraut eher Auslandsprofis, und auf eine echte Chance
wartet Reinemann bislang. Mal sehen, ob der Verzicht auf die Oldenburgerin
bei der bevorstehenden Europameisterschaft in Ungarn, Österreich und der
Schweiz aufgeht.
Andreas Lampe schaut lieber auf das eigene „Produkt“, und das macht in
diesen Wochen und Monaten richtig Spaß. Dazu gehört, dass seine Frau Merle
(29) auf Rückraum Mitte zu den Protagonistinnen des Aufschwungs gehört – am
Samstagabend gelangen ihr fünf Tore. Lampe winkt gleich ab, noch bevor man
gefragt hat: „Sie hat keine Vorteile dadurch. Sie überzeugt durch Leistung.
In der Kabine ist das kein Thema.“
Dass er stolz auf seine Frau ist, die den Weg von der zweiten (beim TSV
Nord Harrislee) in die erste Liga eindrucksvoll gegangen ist, versteht sich
allerdings von selbst.
21 Oct 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Frank Heike
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