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# taz.de -- Tennis Laver Cup: Pause von der Einsamkeit
> Der Laver Cup ist ein Showkampf der besten Profis, bei dem es vor allem
> darum geht, die Werbepartner ins Bild zu setzen. Tennis wird auch
> gespielt.
Bild: Wahre Freude: Carlos Alcaraz nach seinem entscheidenden Sieg für Team Eu…
Berlin taz | Roger Federer, der sich vor zwei Jahren vom aktiven
Profitennis verabschiedet hat, war sehr präsent beim Laver Cup, der großen
Tennisshow, die in diesem Jahr in Berlin stattfand. Während der Pausen bei
den Matches sah man ihn immer wieder auf den Videomonitoren der Arena als
Testimonial für eine US-Luxusbrillenmarke. Cool, lässig, elegant, so wie
man das bei ihm gewohnt ist.
Und in dem Hochglanzmagazin, das extra für die Veranstaltung gedruckt
wurde, war er auch auf jeder zweiten Seite als Markenbotschafter für alles
Mögliche aus der Rolex-Preisklasse zu sehen. Ehemalige Tennisprofis
scheinen da ganz andere Möglichkeiten zu haben als ein Ex-Fußballer wie
Lothar Matthäus, der für einen dubiosen Wettanbieter und ein
Autopfandleihhaus Werbung machen muss.
[1][Der Schweizer und dessen Managementfirma sind Miterfinder des
Spektakelformats Laver Cup], benannt nach der australischen Tennislegende
Rod Laver. Vor sieben Jahren fand es erstmals statt und war gleich ein
großer Erfolg. Die Mischung aus Show, Glamour, hohem Star-Aufgebot und
ansehnlichem Tennis kam auch in Berlin gut an.
Es gab zwar viel Gemecker über zu hohe Ticketpreise, aber an den drei
Tagen, an denen ein „Team World“ gegen ein „Team Europe“ um den Gewinn
eines Pokals und ordentliche Preisgelder kämpfte, war die Halle, in der
fast 15.000 Zuschauer Platz fanden, die meiste Zeit ziemlich gut besucht.
Federer selbst war zugegen, außerdem Boris Becker, Basti Schweinsteiger und
andere, die für einen gewissen Promifaktor während der Veranstaltung
sorgten.
## Gut vermarktet ist halb gewonnen
Hinter dem Laver Cup steckt viel geschicktes Marketing. Ein Turnier, dessen
sportlicher Wert überschaubar ist, schließlich werden hier keine
Weltranglistenpunkte verteilt, so zum Megaereignis für jeden Tennisfan
hochzujazzen, bei dem man einfach dabei zu sein hat, das muss man so auch
erst einmal hinbekommen. Aber das Locken mit den ganzen Superlativen und
den hochkarätigen Stars funktioniert.
Damit, ein paar der besten Tennisspieler der Welt beim Einsatz erleben zu
können, wurde auch für den diesjährigen Laver Cup geworben. Am Ende musste
auf ein paar der ganz großen Namen, auf [2][Rafael Nadal], Novak Djocovic
und [3][Jannik Sinner, die aktuelle Nummer eins der Weltrangliste],
verzichtet werden. Vor allem auf Nadal hatten sich viele gefreut. Federer
spielte sein letztes Match auf großer Bühne während eines Laver Cups;
spekuliert wurde deswegen, ob es Nadal ihm vielleicht gar in Berlin
gleichtun würde. Doch die Starpower war auch ohne Nadal noch immens. Carlos
Alcaraz, Alexander Zverev, aber auch der aufstrebende, junge US-Amerikaner
Ben Shelton, der bei seinen Auftritten aufregendes Serve-and-Volley-Tennis
bot, waren dabei.
Zur Attraktivität des Laver Cups trägt die Art und Weise bei, wie er
ausgetragen wird. Zwei Chefcoaches mit Legendenstatus, beide noch aus der
Ära kommend, in der man mit Holzschlägern gegeneinander antrat, führen ihre
Teams an. Seit Erfindung des Wettbewerbs der ruhige Schwede Björn Borg die
Europäer und sein einstiger Lieblingskontrahent auf dem Platz, der frühere
Tennisrüpel John McEnroe, die Weltauswahl.
Drei Tage lang saßen sie von mittags bis abends gemeinsam mit den von ihnen
nominierten Spielern auf den Bänken und gaben Tipps, die ihre Schützlinge
vielleicht sogar wirklich auf dem Court umzusetzen versuchten. Von der
alten Generation können auch die Jungen noch etwas lernen, lautete hier die
fast schon rührende Botschaft.
## Wahrer Teamgeist
Niemand ist so einsam wie ein Tennisspieler auf dem Platz, heißt es immer
wieder. Bei den großen Turnieren ist Coaching zwar inzwischen erlaubt, aber
nur durch Zurufe oder Zeichensprache aus dem Zuschauerbereich. Keiner setzt
sich da neben einen beim Seitenwechsel und redetet einem gut zu oder reicht
die Wasserflasche.
In Berlin aber, als etwa Alexander Zverev am Ende erfolglos versuchte,
gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz Punkte für sein Team einzufahren, saß
neben dem Deutschen nicht nur der fast schon großväterlich wirkende Borg,
sondern auch seine Mitstreiter aus dem „Team Europe“ sprangen permanent aus
ihren Sitzgelegenheiten empor und redeten auf ihn ein.
Selbst der Russe Daniil Medwedew, dem nicht unbedingt das allerbeste
Verhältnis zum aktuell besten Tennisspieler Deutschlands nachgesagt wird,
feuerte Zverev nach anfänglicher Lustlosigkeit irgendwann an.
Ein Einzelsport, der sich auch im Gefüge einer Mannschaft gut präsentieren
lässt, das funktionierte früher einmal gut beim Nationenwettbewerb Davis
Cup, bevor der deutlich an Bedeutung verloren hat. An dem Spaß, den auch
die Spieler hatten, die gerade nicht auf dem Platz standen, konnte man nun
in Berlin sehen, dass sie das ungewohnte Miteinander statt des ewigen
bloßen Gegeneinanders durchaus genießen konnten.
Aber nur wegen der guten Zeit und der Prämien waren sie dann auch nicht
hier in Berlin. Daniil Medwedew zum Beispiel hätte sein Einzel gegen Ben
Shelton wohl schon gerne gewonnen. Als er merkte, dass ihm die Partie zu
entgleiten drohte, schmiss er aus Wut seinen Schläger meterweit. Und ganz
am Ende, als es am Sonntag spät am Abend sogar noch richtig spannend wurde
und das Einzel zwischen Carlos Alcaraz und Taylor Fritz darüber entscheiden
sollte, welches Team in diesem Jahr den Laver Cup nach Punkten gewinnen
wird, wirkte die Freude des Spaniers ziemlich echt, als er für sein Team
den entscheidenden Sieg holte.
24 Sep 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Tennis
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