# taz.de -- Mit dem Rad nach Baku: Waldbrände umfahren im Balkan | |
> Ohne Fliegen geht es nicht? Unser Autor will im November an der COP29 in | |
> Baku teilnehmen – und fährt mit dem Rad. | |
Bild: Im uralten Nadelwald des Sutjeska Nationalparks brennt es. Unser Autor mu… | |
Rožaje taz | Es ist Ende August, und im Balkan [1][brütet eine Hitzewelle]. | |
39 Grad im Schatten sind in den Tälern keine Seltenheit. Neben Bären, Minen | |
und streunenden Hunden muss ich beim Zelten mittlerweile auch auf | |
Waldbrände achten. Ein neues Feature auf Google Maps zeigt mir die | |
[2][Brände in der Region] an. | |
Laut Karte bin ich umzingelt und tatsächlich: Am Horizont raucht es – an | |
der kroatischen Küste und auch im Nationalpark Sutjeska in Bosnien, der die | |
letzten Urwälder Europas beherbergt und eigentlich auf meiner Route liegt. | |
Ich umfahre ihn. Das Zelten erscheint mir angesichts dieser Situation nicht | |
verantwortlich. | |
[3][Mein Weg] führt mich stattdessen durch das Hochland von Bosnien. Zwei | |
Tage lang in kompletter Einsamkeit. Nachts stürmt und gewittert es, und | |
mein Zelt schwankt bedrohlich. Aber es hält durch, so wie alles bislang auf | |
dieser Reise. Von den Bergen geht es 1.000 Höhenmeter ins Tal nach Mostar, | |
eine faszinierende Stadt im Süden des Landes. Eine Stadt, aus der Minarette | |
und Kirchtürme ragen und in der Muslime, katholische und orthodoxe Christen | |
auf engem Raum zusammenleben. | |
So schön die Kulisse um den malerischen Fluss Neretva ist, so dunkel ist | |
Mostars Vergangenheit: Vor 30 Jahren war die Stadt ein zentraler Schauplatz | |
des Krieges. Hier lieferten sich kroatische und bosniakische Truppen | |
heftige Kämpfe und zerstörten dabei einen Großteil der historischen | |
Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert, darunter auch das Wahrzeichen der | |
Stadt, die berühmte Stari most, die alte Brücke, die sich über den Fluss | |
schwingt. | |
Auch wenn die Spannungen entlang ethnischer und religiöser Linien bis heute | |
nicht ganz überwunden sind: Der Krieg hat 1995 zum Glück sein Ende | |
gefunden. Stadt und Brücke wurden wiederaufgebaut. Heute ist Mostar ein | |
beliebtes Urlaubsziel von Menschen aus aller Welt und die Stari most ein | |
kraftvolles Symbol dafür, dass die Geschichte sich hin und wieder zum Guten | |
wendet. | |
## Wasser und Schatten sind zwei wichtige Begleiter | |
Nach drei Tagen verlasse ich Mostar in den frühen Morgenstunden. Ein | |
Anstieg von 30 Kilometern auf 1.500 Höhenmeter erwartet mich. Im Balkan ist | |
es selten flach, meist geht es hoch und runter. Die Anstiege sind | |
schweißtreibend. Wasser und Schatten sind zwei wichtige Begleiter. Aber | |
auch die Menschen entlang des Weges, die mich spontan auf ein Bier | |
einladen, meine Wasserflasche auffüllen, mir Pflaumen schenken, einfach nur | |
ein nettes Gespräch führen wollen oder mich aus dem Auto heraus hupend und | |
gestikulierend anfeuern. Auf dem Rad sorgt das zwar erst mal für einen | |
kurzen Schreck, aber die Botschaft kommt an. | |
Der erste Monat der Reise ist vorbei. Ich habe Bosnien hinter mir gelassen | |
und die schwarzen Berge erreicht, Montenegro, das achte Land meiner Reise. | |
Hier treffe ich auf Jan, einen anderen Radreisenden aus Bocholt, der bis | |
nach Thailand fährt. | |
Zwei Tage fahren wir gemeinsam durch die schöne Bergwelt Montenegros, | |
werden von Einheimischen zum Übernachten, Schnaps und Kaffee eingeladen und | |
haben eine schöne Zeit. Das Fahrradfahren zu zweit ist eine neue Erfahrung | |
für mich auf dieser ereignisreichen Reise, in der das Glück mich stets | |
begleitete. Bislang hatte ich keinen Unfall, keinen Sturz und keinen | |
Platten; ein gutes Omen für den nächsten Monat. | |
Jan fährt nun nach Serbien, für mich geht es in den nächsten Tagen in den | |
Kosovo, ein Land mit ebenfalls bewegter Geschichte. | |
2 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Ingwar Perowanowitsch | |
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