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# taz.de -- Wilmersdorfer „Thaiwiese“ ist umgezogen: Eine Tradition kaputt …
> Der Thaimarkt im Preußenpark ist Geschichte. Der beliebte Streetfoodmarkt
> musste von der Wiese auf eine benachbarte Straße umziehen. Ein Rundgang.
Bild: Von der Wiese auf die Straße: Der Streetfoodmarkt zog vom Preußenpark i…
Berlin taz | „Warum wird hier gerade eine 30-jährige Tradition kaputt
gemacht?“ Der Mann, der das fragt, nennt sich Kalle, liebt thailändische
Küche, hat viele thailändische Freunde und ist Stammgast auf dem
[1][Thaimarkt in Wilmersdorf]. Der traditionelle Markt mit fernöstlichen
Gerichten musste dieses Jahr aus dem Preußenpark auf einen Abschnitt der
Württembergischen Straße ziehen, die dort gesperrt wurde. Die meisten Gäste
sitzen nun nicht mehr auf Decken im Park, sondern auf Bänken am
Straßenrand. „Und nächstes Jahr soll der Markt noch weiter ziehen, damit
man alles schön kaputt macht“, schimpft Kalle weiter. „Die thailändische
Community wurde in die Entscheidung nicht einbezogen.“
Vor der Coronapandemie verkauften mehr als 100 Händler aus vielen
fernöstlichen Ländern im Preußenpark asiatisches Streetfood. Der Markt war
eine Institution, stand in vielen Berlin-Reiseführern – aber er war völlig
illegal. Und er war den Anwohnern in Wilmersdorf schon lange [2][ein Dorn
im Auge], denn sie wollten ihre Grünfläche nicht mit Asiaten und Asienfans
aus ganz Nord- und Ostdeutschland teilen, die sich hier am Wochenende
trafen.
Der Bezirk wollte den Streetfoodmarkt in legale Bahnen lenken und hat nach
Corona den Verkaufsplatz im Park auf 60 Händler beschränkt. Die müssen
seitdem Steuern und Abgaben zahlen und werden lebensmittelhygienisch
kontrolliert. In diesem Jahr beschloss die neue schwarz-grüne
Zählgemeinschaft im Bezirk den Umzug des Marktes – gegen erbitterten
Widerstand der bezirklichen SPD und der thailändischen Community, die vor
dem Rathaus demonstriert hatte.
„Das ganze Flair ist weg“, sagt ein vietnamesischer Händler, der hier
Getränke mixt. „Viele Gäste kommen nur einmal, um zu sehen, ob es den Markt
noch gibt, aber sie kommen an den folgenden Wochenenden nicht wieder. Die
Umsätze gingen zurück.“ Da spiele auch eine Rolle, dass die Markttage auf
Samstag und Sonntag reduziert wurden. Zuvor wurde auch freitags verkauft.
Heute gibt es weniger als 30 Händler.
## „Es ist hier sauberer“
Vor allem diejenigen, die davon lebten, sind gegangen. Geblieben sind
kleine Familien-Wochenendunternehmen. Die Thailänderin, die an einem Stand
Fisch brät, arbeitet wochentags in einem Massagesalon, ihr Mann am
Verkaufstresen ist Student. Und die Schwiegereltern, die im Hintergrund für
Nachschub sorgen, sind Hausfrau und Werbefachmann. Sie sind die einzigen
Verkäufer, mit denen die taz gesprochen hat, die dem neuen Standort bei
aller Kritik auch etwas Gutes abgewinnen können. „Es ist hier sauberer und
der Staub vom Park fliegt nicht herum“, sagt der Student.
Eine Schweizer Berlinerin hat ihre Decke am Straßenrand ausgebreitet. Sie
ist mit ihren Gästen aus der Alpenrepublik hier und enttäuscht: „Es ist
schade, dass es den alten Markt nicht mehr gibt. Aber das Essen ist lecker
wie immer.“ Nebenan auf einer Bank lobt ein Kunde seine Teigtaschen, die er
bei japanischen Händlern gekauft hatte. „Auf der Wiese wäre das natürlich
alles cooler“, fügt er hinzu.
Die Wiese im Preußenpark kann man vom neuen Standort nicht einsehen. Man
muss sich schon auskennen, um sie zu finden. So sind es ganz wenige Kunden,
die sich am Samstag zur Mittagszeit in Gruppen auf ihren Decken treffen und
bei fernöstlicher Küche den Tag genießen. In den Vorjahren war die Wiese
voller solcher Decken und Leute.
Eine hier geborene Studentin mit thailändischen Wurzeln hält gerade die
Stellung, während ihre Freunde auf dem Markt Nachschub ordern. „Die
Gemütlichkeit ist verloren gegangen“, sagt sie der taz. „Ich vermisse auch
meine Lieblingshändler. Aber das Essen ist lecker wie immer. Es ist
authentisch thailändisch. So etwas findet man in keinem thailändischem
Restaurant in Berlin.“
4 Aug 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Thaiwiese
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