# taz.de -- Damentennis-Turnier in Hamburg: Mit den Frauen spielt man Tetris | |
> Eines der bundesweit größten Damentennis-Turniere suchte in Hamburg lange | |
> einen Austragungsort. Der ist nun gefunden, der schlechte Eindruck | |
> bleibt. | |
Bild: Hier dürfen sie nun doch spielen: Vom 4. bis zum 11. August findet das D… | |
Hamburg taz | Für den Frauensport in Deutschland war das nicht gerade | |
ruffördernd: Eines der wichtigsten Damentennis-Turniere, das „ECE Ladies | |
Hamburg Open“, hat im vergangenen Jahr einfach keinen Austragungsort finden | |
können. Zuerst wurde es vom Männerturnier von seiner eigentlichen | |
Spielstätte am Rothenbaum vertrieben. Dann verdrängte Deutschrapper Finch | |
Asozial die Spielerinnen aus dem Hamburger Stadtpark. | |
In für Turnierverhältnisse letzter Minute, vor einem Monat, war dann klar, | |
dass die Frauen doch am Rothenbaum spielen können. Allerdings später als | |
geplant und in einer niedrigeren Turnierklasse. Ende gut, alles gut also. | |
Trotzdem hält sich der Eindruck, mit den Damen könnte man Tetris spielen, | |
während das Männerturnier gepusht wird. | |
Das passt gut in das Bild der [1][ungerechten Sportlandschaft]. Man kann | |
Ungleichheit im Tennissport zu Recht kritisieren, aber nicht am Beispiel | |
des Turniers am Rothenbaum. Denn die Probleme hier entstanden aus einer | |
Mischung aus Olympia-Terminkalender, Lizenzrechten und genervten Nachbarn. | |
In Deutschland gibt es vier große Damentennis-Turniere in Stuttgart, | |
Berlin, Bad Homburg und eben: Hamburg. Seit 1896 treten hier bereits Frauen | |
gegeneinander an. Zwischendurch geriet das Turnier fast in Vergessenheit, | |
fand 19 Jahre lang gar nicht statt. Dann übernahm die Familie Reichel mit | |
ihrer Firma „Matchmaker“ die Veranstaltung. Ab 2019 organisierte sie ein | |
Frauenturnier in Hamburg, ab 2021 zusammen mit dem Herrenturnier als | |
„combined event“ im Tennisstadion am Rothenbaum. | |
## Damentennis findet Ort in Hamburg | |
In das Stadion mit Sandplatz passen 10.000 Zuschauer:innen. Besonders das | |
Damenturnier sei seit 2021 wichtiger geworden, schreibt Matchmaker-Chefin | |
Sandra Reichel auf Anfrage der taz: „Anders als 2021, als vielen | |
Spielerinnen gar nicht mehr bekannt war, dass Hamburg eine Tennisstadt ist, | |
hat sich unser Turnier mittlerweile auch unter den internationalen | |
WTA-Spielerinnen herumgesprochen.“ | |
Die Sprecherin der Sportbehörde, Kim-Katrin Hensmann, erklärt Hamburg gar | |
zur Damentennis-Hauptstadt Deutschlands: Mit vier [2][Hamburgerinnen in | |
den Top-200 der Weltrangliste], die alle zum Club an der Alster gehören, | |
sei die Stadt ein „perfekter Standort für die Austragung eines | |
internationalen Frauenprofitennisturniers“. | |
Noch verwirrender also, dass eine Veranstaltung, die jährlich tausende | |
Besucher:innen anzieht und die Stadt repräsentiert, in einem solchen | |
Hin und Her gefangen war. Das hatte aber nachvollziehbare Gründe. | |
Ursprung des Tetris-Spiels war es, dass die Agentur Matchmaker die Lizenz | |
für die Ausrichtung des Herrenturniers verloren hatte. Das Frauenturnier | |
richtet sie aber weiterhin aus. Das Damen- und Herrenturnier zusammen zu | |
veranstalten, gestaltet sich schwierig, wenn zwei Firmen mit | |
unterschiedlichem Ethos und verschiedener Strategie zusammenarbeiten | |
sollen. | |
## Die Frauen mussten gehen | |
Die Lizenz für das Herrenturnier wird vom Deutschen Tennisbund (DTB) | |
vergeben. Sprecher Benjamin Reister sagt dazu, die neue spanische Agentur | |
Tennium habe nach Ablauf der Lizenz ein besseres Angebot gemacht als | |
Matchmaker. | |
„Grundlage der Entscheidung für Tennium waren, neben dem wirtschaftlichen | |
Angebot, die Erfahrung in der Organisation großer Tennisveranstaltungen, | |
die enge Zusammenarbeit mit Spieler:innen und Wirtschaft, sowie die | |
innovativen Ideen zur Weiterentwicklung des Turniers am Standort Hamburg.“ | |
Die Lizenz für das Frauenturnier kann der DTB nicht vergeben, das macht der | |
Frauenbund. Deshalb ist es nicht so, dass der DTB die Frauen links liegen | |
ließ. In dem Fall haben sich zwei Tennisbünde einfach für unterschiedliche | |
Veranstalter entschieden. | |
Nun gab es den Versuch, das Damenturnier trotzdem am Rothenbaum | |
stattfinden zu lassen. Das verhinderte zunächst der [3][enge Kalender im | |
Olympiajahr 2024]. Weil das Hamburger Turnier in einer hohen Klasse | |
angesiedelt ist, darf es nicht parallel zu den Olympischen Spielen in Paris | |
stattfinden. Und die geräuschempfindlichen Nachbarn am Rothenbaum haben | |
dafür gesorgt, dass sowieso nur an wenigen Tagen im Jahr der Tennisplatz | |
mit voll besetzten Rängen bespielt werden darf. | |
## Plan B für die Location zerschlagen | |
Ein alternativer Austragungsort war schnell gefunden. Im November 2023 | |
verkündete Sandra Reichel, dass das [4][„ECE Ladies Hamburg Open“] 2024 im | |
Stadtpark stattfinden solle. Die Euphorie war groß. Reichel sprach von | |
einer „Traum-Location“. | |
Für den gleichen Zeitpunkt waren im Park jedoch bereits zwei Konzerte von | |
[5][Finch Asozial] geplant gewesen. „Ein lautes Rapkonzert und ein | |
Profitennisturnier gleich nebenan – das passt nicht“, schreibt | |
Behördensprecherin Hensmann. | |
Also alles wieder auf Anfang. Letztendlich wird das WTA-Turnier nun doch im | |
Tennisstadion am Rothenbaum stattfinden: vom 4. bis zum 11. August. Das ist | |
möglich, weil die Betreiberfirma um Sandra Reichel ihre Lizenz getauscht | |
hat. In der rumänischen Stadt Iași wird in diesem Jahr deshalb ein hoch | |
dotiertes Turnier der Klasse 500 stattfinden und in Hamburg dafür ein | |
kleineres 125er-Event. | |
3 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Forscherin-ueber-Gleichberechtigung/!5689549 | |
[2] /Tennisspielerin-ueber-Hassnachrichten/!5969453 | |
[3] /Schwerpunkt-Olympische-Spiele-2024/!t5058793 | |
[4] https://hamburg-open.com/ | |
[5] /Rapper-Finch-Asozial-im-Interview/!5617010 | |
## AUTOREN | |
Lisa Bullerdiek | |
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