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# taz.de -- Wehrpflicht in Israel: Gewalt bei Protest Ultraorthodoxer
> Gerichtsurteil, dass auch Ultraorthodoxe Wehrdienst leisten müssen, löst
> wütende Proteste streng religiöser Juden aus. Eine Zerreißprobe für die
> Regierung.
Bild: Ultraorthodoxe Juden demonstrieren am Sonntag in Jerusalem dagegen, dass …
Jerusalem dpa | In Israel eskaliert der Streit um die Einführung der
Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. Tausende streng religiöse Männer
protestierten am Sonntagabend in Jerusalem wutentbrannt gegen die
gerichtlich verfügte Verpflichtung zum Wehrdienst in der israelischen
Armee. Laut örtlichen Medienberichten kam es dabei zu gewaltsamen
Zusammenstößen mit der Polizei. Mit berittenen Beamten und einem
Wasserwerfer gingen die Einsatzkräfte demnach gegen aufgebrachte
Demonstranten vor.
Nach Angaben der Polizei flogen aus den Reihen der schwarz gekleideten
streng religiösen Männer Steine und Gegenstände auf die Beamten, Mülltonnen
brannten. Mehrere Polizisten seien verletzt worden, berichtete die
[1][Times of Israel ] in der Nacht. Fünf Randalierer seien festgenommen
worden.
Auslöser der wütenden Proteste war ein kürzlich ergangenes Urteil des
höchsten Gerichts des jüdischen Staates, wonach fortan auch ultraorthodoxe
Männer zum Wehrdienst in der Armee verpflichtet werden müssen. Das Urteil
erfolgte vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und des Konflikts mit der
Hisbollah-Miliz im Libanon.
Die Demonstranten trugen laut Times of Israel Schilder mit der Aufschrift
„Wir werden nicht in die feindliche Armee eintreten“ und „Wir werden
sterben, statt in der Armee zu dienen“.
Die [2][Ultraorthodoxen] empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres
frommen Lebensstils, auch weil Frauen und Männer gemeinsam dienen. Männer
müssen in Israel regulär drei Jahre, Frauen zwei Jahre Wehrdienst leisten.
Jahrzehntelang galten Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer bei der
Wehrpflicht. Diese liefen aber vor drei Monaten aus.
## Gerichtsurteil gefährdet Netanjahus Regierungsbündnis
Das Urteil des höchsten Gerichts gilt als schwerer Rückschlag für die
rechtsreligiöse Regierung des Ministerpräsidenten [3][Benjamin Netanjahu].
Das Thema Wehrpflicht war zuletzt immer mehr zu einer Zerreißprobe für
seine Koalition geworden. Beobachter sehen die Stabilität des Bündnisses
durch den Streit gefährdet, weil sich die Regierung auch auf streng
religiöse Partner stützt, die eine Einberufung junger Männer aus ihrer
Gemeinschaft strikt ablehnen.
Einige Demonstranten griffen der Times of Israel zufolge das Auto des
Vorsitzenden der ultraorthodoxen Partei Vereinigtes Tora-Judentum an, als
dieser auf dem Weg nach Hause war. Medienberichten zufolge bewarfen die
Demonstranten den Wagen mit Steinen und beschimpften den
Parteivorsitzenden, als er vorbeifuhr. Die Polizei griff laut
Medienberichten ein und brachte ihn in Sicherheit.
Am Streit um ein Gesetz, das schrittweise mehr streng religiöse Männer zum
Dienst an der Waffe verpflichten sollte, war bereits 2018 die
Regierungskoalition zerbrochen. Netanjahus Regierung war es nun nicht
gelungen, ein Gesetz zu verabschieden, das die Erleichterungen zementieren
sollte. Daraufhin verfügte das höchste Gericht eine Streichung der
staatlichen Subventionen für Ultraorthodoxe im wehrpflichtigen Alter, die
in Religionsschulen studieren.
## Armee warnte vor Mangel an Soldaten
Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara entschied Ende März zudem, dass
das Militär verpflichtet sei, auch die bisher weitgehend vom Dienst
befreiten Religionsstudenten einzuziehen. Laut Gericht handelt es sich um
63.000 Männer.
Viele Israelis empfinden es als ungerecht, dass Ultraorthodoxe vom Dienst
an der Waffe und gefährlichen Kampfeinsätzen ausgenommen sind. [4][Es gibt
allerdings auch ultraorthodoxe Männer, die freiwillig dienen.] Die Armee
warnte zuletzt angesichts des Gaza-Kriegs vor einem Mangel an
Kampfsoldaten.
1 Jul 2024
## LINKS
[1] https://www.timesofisrael.com/haredi-ministers-car-attacked-as-violence-eru…
[2] /Neues-Buch-ueber-ultraorthodoxe-Juden/!6006485
[3] /Benjamin-Netanjahu/!t5007798
[4] /Bataillon-Netzach-Jehuda/!6003186
## TAGS
Israel
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