# taz.de -- DFB-Team vor Achtelfinale: Spiel um die Sanierung | |
> Gegen Dänemark ersetzt Nico Schlotterbeck den gesperrten Tah. Das | |
> evoziert gemischte Gefühle. Für den immer noch klammen DFB geht's auch um | |
> viel Geld. | |
Bild: Manche denken an Schlotterbecks solide BVB-Saison, andere an seine Patzer… | |
Es wird ja in diesen Tagen viel über Fülle, Schlotti und Bambi gesprochen. | |
Aber bleiben wir beim wirklich wichtigen Thema: Geld. Der Deutsche | |
Fußball-Bund sieht sich ja gern in der Rolle eines selbstlosen Animateurs, | |
der die Leute im Land auf Betriebstemperatur bringt. Am Samstag wird für | |
die Fans im Land wieder ein neues Bewegungsvideo, diesmal mit dänischer | |
Beteiligung, aufgezeichnet, aber eingedenk all der Nebeneffekte wie | |
wachsender Schlandisten-Freude ist bei dieser EM-Kampagne des DFB auch ein | |
gerüttelt Maß Eigennutz dabei. An den Sieger des Turniers werden fast 29 | |
Millionen Euro ausgeschüttet. Der [1][immer noch klamme Verband] kann jeden | |
Cent gebrauchen. | |
Das Team von Trainer Julian Nagelsmann spielt am Samstag in Dortmund (21 | |
Uhr, ZDF) ums Weiterkommen ins Viertefinale – und die Verbandssanierung. | |
Das Projekt geht im DFB ganz gut voran, wie das Wirtschaftsmagazin Capital | |
herausgefunden hat: Der Fußball-Bund hat im vergangenen Jahr einen Gewinn | |
erwirtschaftet: knapp 4,9 Millionen Euro. Zuvor hatte der DFB zwei Jahre | |
hintereinander Verluste geschrieben. Das lag unter anderem an hohen | |
Belastungen durch Steuerverfahren, Kosten für [2][den neuen Campus in | |
Frankfurt] und Misserfolgen der Männer-Nationalmannschaft, der Cashcow. | |
Nun soll es sogar einen Finanzpuffer im Verband geben. Zuletzt hatte der | |
DFB weit über seine Verhältnisse gelebt, das Minus lag bei 19 Millionen | |
Euro. „Wir haben es aus eigener Kraft geschafft, das strukturelle Defizit | |
zu beseitigen“, sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Dies sei ein „Kraftakt… | |
gewesen. Mit Kraftakten kennen sich auch die Männer auf dem Feld aus, allen | |
voran Niclas Füllkrug, der der Sehnsucht der Deutschen nach einem wuchtigen | |
Stürmer Substrat gibt. [3][Viele im Land wünschen sich einen „Brecher“ im | |
Strafraum] – und nicht den papiernen Kai Havertz, der bisher die Nummer 1 | |
im Sturm war. | |
Nagelsmann setzt im Angriff auf qualitativ hochwertigen Kombinationsfußball | |
mit Dribbling-Einlagen. Egal, wer wo steht, Füllkrug hat eine Mitteilung an | |
Fußball-Deutschland zu machen: „Ich appelliere an die Fans, dass es weiter | |
so schön wird. Es fühlt sich so ein bisschen sommermärchenmäßig an.“ War… | |
in Katar noch ein eher demütiger Beobachter der für ihn neuen Vorgänge im | |
DFB-Tross, so ist er jetzt ganz und gar angekommen, und deswegen weiß er | |
auch, dass der Ausfall des gelbgesperrten Jonathan Tah in der zentralen | |
Defensive kein Problem ist: „Schlotti war einer der besten Verteidiger in | |
der vergangenen Champions-League-Saison. Bei Schlotti mach ich mir | |
überhaupt keine Sorgen.“ | |
## Keine Brände zu löschen | |
Sein Dortmunder Vereinskollege Nico Schlotterbeck wird für Tah einspringen, | |
was gemischte Gefühle evoziert: Die einen denken an seine Patzer im Dress | |
des Nationalteams, die anderen an eine doch solide Saison im gelben | |
Leibchen. Der krasse Fehler im Japan-Spiel verfolge ihn aber nicht mehr, | |
schon eher Journalisten, die immer noch danach fragen, sagte Schlotterbeck. | |
Rudi Völler sieht die Sache wie Füllkrug, und an der Einschätzung ändert | |
sich auch dann nichts, wenn zusätzlich der leicht verletzte Antonio Rüdiger | |
am Samstag passen müsste: „Der Teamspirit ist dann wichtig, wenn wichtige | |
Spieler ausfallen. Wir haben überhaupt keine negativen Gedanken, dass das | |
nicht gutgehen könnte“, sagt Sportdirektor Rudi Völler, der schon alles | |
Mögliche im DFB war: Spieler, Trainer, Teamchef. | |
Jetzt sagt er, sei er „mehr so im Hintergrund“. Das ist ein gutes Zeichen | |
für die DFB-Elf, denn in vorderster Linie wäre er nur, „wenn ich das Gefühl | |
habe, irgendwelche Brände zu löschen“. Als Wehrführer ist Völler derzeit | |
nicht gefragt, denn der Plan ist aufgegangen: „Diese Euphorie, die ja | |
mittlerweile bei Alt und Jung da ist, trägt uns. Wir haben es geschafft, | |
die Leute auf unsere Seite zu kriegen.“ | |
Das Konzept von Nagelsmann, den Spielern einzureden, Druck, der auf ihnen | |
lastet, sei ein Privileg, funktioniert. So hat er aus einem belastenden ein | |
befreiendes Element gestaltet. Kurzum: „Julian Nagelsmann hat der | |
Mannschaft diesen extremen Druck genommen.“ | |
29 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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