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# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Wowtschansk ist praktisch zer…
> Mit Gleitbomben und Granaten wird die Stadt unablässig von der russischen
> Armee angegriffen. Die meldet die Einnahme eines weiteren Dorfes in der
> Region Charkiw.
Bild: Nach dem Beschuss durch russische Truppen steigt hinter einem Haus in der…
## Wohnbereich in Charkiw von Raketen getroffen
Die ostukrainische Großstadt Charkiw und die vorgelagerte Stadt Wowtschansk
waren am Samstag nach Angaben der regionalen Militärverwaltung [1][erneut
Ziele russischer Angriffe]. In Charkiw sei ein Wohnbereich von mehreren
Granaten getroffen worden, teilte Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram
mit. Dabei seien fünf Menschen verletzt worden.
In Wowtschansk richteten russische Gleitbomben und Granaten erneut schwere
Schäden an. „Die Stadt Wowtschansk ist leider praktisch vollkommen vom
Feind zerstört worden, der gnadenlos mit Gleitbomben angreift“, schrieb
Sicherheitsrats-Mitglied Andrej Kowalenko auf Telegram. Trotz der
wiederholten Angriffe bleibe Wowtschansk unter ukrainischer Kontrolle. Die
Stadt im Nordosten der Ukraine hatte vor dem Krieg knapp 19.000 Einwohner.
(dpa)
## Institut: Ukraine hat Nachteile im Abwehrkampf
Die Ukraine hat aus Sicht von Experten Nachteile im Abwehrkampf gegen den
russischen Angriffskrieg, weil sie die US-Waffen nicht auch gegen Ziele auf
dem Gebiet des Nachbarlandes einsetzen darf. Die von den USA und vom Westen
verhängten Einschränkungen bei der Anwendung der Waffen nutze Russland aus,
um quasi aus einem geschützten Raum direkt aus dem Gebiet an der Grenze zur
Ukraine anzugreifen, hieß es in einer Analyse des Instituts für
Kriegsstudien (ISW) in Washington vom Freitag (Ortszeit).
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, die
US-Waffen auch für Schläge gegen russisches Gebiet nutzen zu können. Bisher
verwendet das Land dafür Waffen aus eigener Produktion. Die USA stellen die
Waffen nach Angaben des Pentagons zur Verfügung, damit die Ukraine ihre
besetzten Gebiete befreit, aber nicht für Angriffe auf Russland selbst. An
dieser Position habe sich nichts geändert, betonte eine Sprecherin des
Ministeriums am Donnerstag.
Ähnlich äußerte sich auch der Kommunikationsdirektor des Weißes Hauses,
John Kirby, am Freitag: „Wir ermutigen nicht zu Angriffen mit von den USA
gelieferten Waffensystemen auf russischem Territorium und ermöglichen sie
auch nicht. Das ist unsere Politik, die sich nicht geändert hat.“
US-Außenminister Antony Blinken war bei seinem Besuch in Kiew am Dienstag
von einem Journalisten gefragt worden, ob dieses Verbot derzeit sinnvoll
sei und nicht gelockert werden müsse. [2][Darauf sagte er, die USA hätten
sich verpflichtet, der Ukraine zu helfen, den Krieg zu gewinnen]. Dies habe
man durch die außerordentliche Unterstützung bewiesen. „Wir haben keine
Angriffe außerhalb der Ukraine unterstützt oder ermöglicht, aber
letztendlich muss die Ukraine selbst entscheiden, wie sie diesen Krieg
führen will, einen Krieg, den sie zur Verteidigung ihrer Freiheit, ihrer
Souveränität und ihrer territorialen Integrität führt.“
Die ISW-Experten wiesen darauf hin, dass Russland wegen der teils vom
Westen verfügten Einschränkungen aus seinen grenznahen Gebieten mit seiner
Luftwaffe etwa Gleitbomben und Raketen weitgehend ungehindert auf die
Ukraine abfeuere. Russland könne seine Truppen und Technik ordnen in den
Regionen, bevor es zum Angriff übergehe. Das bisherige US-Vorgehen schränke
die Möglichkeiten der Ukraine, sich gegen die russischen Angriffe im Norden
des Gebiets Charkiw zu verteidigen, stark ein, hieß es.
Die Ukraine will Stützpunkte auch in Russland mit westlichen Waffen
angreifen, um sie noch effektiver zu zerstören, als mit den weniger
schlagkräftigen eigenen Drohnen und Raketen. Russland dagegen warnt vor
einer Eskalation in dem Krieg, sollten Waffen aus Nato-Staaten für Angriffe
auf die Atommacht genutzt werden.
Das ISW sah sich indes durch die jüngsten Äußerungen von Kremlchef Wladimir
Putin darin bestätigt, dass Russland im Gebiet Charkiw eine Pufferzone
anstrebe, um ukrainische Attacken auf sein Staatsgebiet zu verhindern.
Putin hatte am Freitag zudem gesagt, es gebe aktuell keine Pläne, Charkiw
selbst einzunehmen. Experten gehen auch davon aus, dass Russland für einen
strategischen Durchbruch in der Ukraine bisher nicht genügend Truppen hat.
Nach ISW-Einschätzung wollen die russischen Truppen die ukrainischen
Streitkräfte im Raum Charkiw vor allem in Schach halten, um zugleich in
anderen östlichen Gebieten der Ukraine massiver anzugreifen. Russland will
dort die annektierten, aber bisher nur teils besetzten Regionen Donezk und
Luhansk komplett unter seine Kontrolle bringen. (dpa)
## Beschlagnahme von Vermögenswerten der Deutschen Bank
Die russische Justiz hat die Beschlagnahmung von Vermögenswerten der
Deutschen Bank und des italienischen Finanzinstituts UniCredit angeordnet.
Ein Schiedsgericht in St. Petersburg ordnete auf Antrag eines russischen
Gaskonzerns die Beschlagnahmung von Immobilien, Wertpapieren und Konten der
Deutschen Bank im Umfang von 238,6 Millionen Euro an, wie aus einer online
veröffentlichten Entscheidung hervorgeht. Die Deutsche Bank bestätigte die
Beschlagnahmung.
Zudem verfügte das Petersburger Gericht das Einziehen von
UniCredit-Vermögen im Umfang von 462,7 Millionen Euro. Die Anordnungen
ergingen demnach bereits am Donnerstag auf Antrag des russischen
Unternehmens RusChemAllianz, einer Tochter des Gaskonzerns Gazprom.
RusChemAllianz hatte gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen Linde den Bau
einer Flüssiggasanlage in Ust-Luga nahe St. Petersburg geplant. Nach Beginn
des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zog sich Linde jedoch aus
dem Projekt zurück. RusChemAllianz verklagte daraufhin die beiden Banken,
die für das Vorhaben gebürgt hatten und die ihre Verpflichtungen wegen der
westlichen Sanktionen gegen Russland nicht einhalten konnten.
Die Deutsche Bank erklärte in Frankfurt am Main, es bleibe „abzuwarten, wie
diese Entscheidung von den russischen Gerichten umgesetzt wird und welche
Folgen dies für unseren operativen Betrieb in Russland hat“. Das
Finanzinstitut sieht sich demnach „durch eine Entschädigungsvereinbarung
mit einem Kunden vollständig abgesichert“. Außerdem habe die Deutsche Bank
eine Rückstellung in Höhe von rund 260 Millionen Euro und einen
entsprechenden Vermögensgegenstand aus Erstattungen im Rahmen der
Entschädigungsvereinbarung erfasst.
UniCredit, eine der vor dem Ukraine-Krieg am stärksten in Russland
engagierten europäischen Banken, teilte in einer Erklärung mit, dass die
Entscheidung des russischen Gerichts zum Einzug der Vermögenswerte in
Russland bekannt sei. Diese müsse nun „im Einzelnen“ geprüft werden. (afp)
## Selenskyj beklagt Mangel an Waffen zur Luftverteidigung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen massiven Mangel an
Waffen zur Luftverteidigung seines Landes beklagt und fürchtet eine
Ausweitung der russischen Offensive in der Ostukraine. Derzeit verfüge die
Ukraine nur über ein Viertel der zu ihrer Verteidigung benötigten
Luftabwehrsysteme, sagte Selenskyj in einem Exklusivinterview mit der
Nachrichtenagentur AFP. Russland sei bei seiner vor gut einer Woche
gestarteten Bodenoffensive im Raum Charkiw fünf bis zehn Kilometer weit
vorgedrungen. Weitere Angriffswellen seien zu befürchten.
„Wir müssen nüchtern feststellen, dass sie weiter auf unser Territorium
vorgedrungen sind“, sagte der Präsident in seinem ersten Interview seit
Beginn der russischen Bodenoffensive in der nordöstlichen Region Charkiw am
10. Mai. Bei dem Vorstoß eroberten die russischen Truppen laut Daten des
Institute for the Study of War (ISW) mindestens 278 Quadratkilometer Land –
ihr größter Geländegewinn seit Ende 2022.
Sein Land habe bei der Luftabwehr derzeit nur „etwa 25 Prozent dessen, was
wir brauchen um die Ukraine zu verteidigen“, sagte Selenskyj in dem am
Freitag geführten und am Samstag veröffentlichten Interview. Zudem brauche
seine Armee etwa 120 bis 130 moderne Kampfjets, um in der Luft ein
Kräftegleichgewicht mit Russlands Truppen zu erreichen.(afp)
## Russische Durchbruchsversuche zurückgeschlagen
Charkiws Regionalgouverneur Oleh Synegubow zufolge schlugen die
ukrainischen Truppen in der Nacht zum Samstag zwei russische
Durchbruchsversuche zurück. Die Lage sei „unter Kontrolle“. Aus der
gesamten Region seien seit dem Beginn der russischen Bodenoffensive fast
10.000 Bewohner evakuiert worden.
Nahe der Stadt Wowtschansk würden die Verteidigungsstellungen verstärkt,
sagte Synegubow. In der vor Kriegsbeginn rund 18.000 Einwohner zählenden
Stadt hielten sich noch etwa hundert Zivilisten auf. Russland meldete
derweil die Einnahme des Dorfes Staryzja nahe Wowtschansk.
Präsident Selenskyj räumte im AFP-Interview Probleme bei der Kampfmoral der
ukrainischen Truppen nach mehr als zwei Jahren Krieg sowie bei der
Rekrutierung neuer Soldaten ein. Es gebe eine erhebliche Zahl von Brigaden,
die dringend aufgefüllt werden müssten, sagte er. Nachschub werde
gebraucht, um eine Truppenrotation zu ermöglichen. (afp)
## Zwei Milliarden Euro zur Sicherung der polnischen Ostgrenze
Polen will über zwei Milliarden Euro in die Sicherung seiner östlichen
Grenze insbesondere zu Russland und Belarus investieren. Wie Regierungschef
Donald Tusk am Samstag mitteilte, wurde die Bereitstellung von umgerechnet
2,34 Milliarden Euro für die Stärkung der polnischen Sicherheit
beschlossen. Er stellte ein Projekt mit dem Namen „Östliches Schutzschild“
vor.
„Dieses System zur Grenzbefestigung, zur Verstärkung der 400 Kilometer
langen Grenze mit Russland und Belarus, wird ein Element der Abschreckung
sein, eine Strategie, um den Krieg von unseren Grenzen abzuhalten“, sagte
Tusk weiter.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022
zählt Polen zu den stärksten Unterstützern Kiews. Westliche
Waffenlieferungen für die Ukraine laufen überwiegend über Polen. Polen
grenzt nicht nur an die Ukraine, sondern im Nordosten auch an die russische
Exklave Kaliningrad und an den russischen Verbündeten Belarus. Polen
befürchtet, ebenfalls zu einem Ziel der russischen Aggression zu werden.
Angesichts der russischen Bedrohung hat das Nato- und EU-Land Polen mit
einer raschen Modernisierung seiner Armee begonnen; das Verteidigungsbudget
liegt bei rund vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und ist damit
prozentual eines der höchsten aller Nato-Länder. Die Regierung in Warschau
hat auch eine Reihe von Waffenkäufen veranlasst, insbesondere in den USA
und in Südkorea. (afp)
## Immer mehr Menschen fliehen aus der Region Charkiw
Die russische Offensive in der Region Charkiw zwingt immer mehr Menschen in
die Flucht. „Die Situation ist sehr prekär“, sagte der Leiter der Diakonie
Katastrophenhilfe in Kiew, Andrij Waskowycz am Samstag im RBB-Inforadio.
Jetzt müssten auch die Menschen evakuiert werden, die bis zuletzt geblieben
seien. Sie seien verzweifelt und auf psychologische Hilfe angewiesen.
Die russische Armee nehme immer mehr Städte im Norden von Charkiw ein.
Besonders umkämpft sei die Stadt Woltschansk. Dort gebe es starken Beschuss
und Straßenkämpfe. „Die Stadt wird systematisch zerstört“, sagte Waskowy…
Das wichtigste sei jetzt, die letzten verbliebenen Bewohner aus der Stadt
zu bringen.
Die verließen ihre Häuser ohne Hab und Gut und flüchteten an den Stadtrand,
wo die Polizei gemeinsam mit Hilfsorganisationen sie aufsammle und nach
Charkiw bringe. Dort würden sie mit dem Nötigsten versorgt und in
Unterkünften untergebracht: „Meistens sind das Studentenheime oder Hotels,
die jetzt als Aufnahmestellen umfunktioniert werden.“ Aber auch die
Evakuierungsautos stünden unter ständigem Beschuss, sagte Waskowycz.
Woltschansk mit vor dem Krieg 19.000 Einwohnern war 2022 schon einmal von
russischen Truppen besetzt und wurde dann wieder befreit. „Die Leute haben
das schon einmal erlebt“, sagt Waskowycz. Den Gesichtern der Menschen sehe
man an, wie verzweifelt sie seien. Deswegen versuche man, auch
psychologische Hilfe zu organisieren. Nach Schätzungen der UNO gibt es
innerhalb der Ukraine inzwischen rund 3,7 Millionen Binnenflüchtlinge.
(epd)
## Drohne mit russischer Flagge neben Reichstag aufgestiegen
Ein Mann hat eine Drohne mit einer daran befestigten russischen Flagge
neben dem Reichstagsgebäude in Berlin aufsteigen lassen. Wie die
Bundestags-Pressestelle am Samstag in Berlin bestätigte, ereignete sich der
Vorfall bereits am 9. Mai. In Online-Netzwerken wurden an diesem Wochenende
Aufnahmen des Drohnenflugs verbreitet.
Den Bundestags-Angaben zufolge überflog der Flugkörper in einer Höhe von
etwa 20 Metern mittig den Friedrich-Ebert-Platz auf der östlichen Seite des
Reichstagsgebäudes. Durch die Landespolizei Berlin sei deswegen eine
Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz gefertigt worden.
Zu Sicherheitsfragen in Verbindung mit Drohnenflügen direkt am
Parlamentsgebäude äußerte sich der Bundestag zunächst nicht.
Laut Medienberichten handelt es sich bei dem Drohnenpiloten um einen
radikalen Unterstützer des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Polizisten nahmen demnach noch vor Ort seine Personalien auf. Im Portal
t-online.de hieß es am Samstag, derselbe Mann habe zuvor bereits in Potsdam
das von russischen Truppen in der Ukraine verwendete „Z“-Symbol auf den
Turm des früheren Landtagsgebäudes in Potsdam gemalt sowie ukrainische
Bilder beschädigt. (afp)
## SPD-MdB: Schutz von Ukraines Luftraum von Nato-Gebiet aus
Mehrere SPD-Bundestagsabgeordnete haben sich Forderungen aus Union, FDP und
Grünen angeschlossen, den ukrainischen Luftraum auch vom Nato-Gebiet aus zu
schützen. „In der aktuellen militärischen Situation halte ich es für
notwendig und verantwortbar, deutsche Flugabwehrraketen-Truppen auf
Nato-Gebiet an der Grenze zur Ukraine zu stationieren, um den Luftraum über
der Westukraine zu schützen – beispielsweise mit Patriot-Systemen“, sagte
der SPD-Verteidigungspolitiker Joe Weingarten dem Spiegel.
Weingarten stellte klar, dass dafür keine westlichen Truppen in der Ukraine
stationiert werden müssten. Luftverteidigungssysteme an der Grenze von
Nato-Staaten zur Ukraine könnten aber weit in den ukrainischen Luftraum
hinein wirken. Entscheidend sei die Kooperationsbereitschaft der westlichen
Nachbarn der Ukraine. „Wir müssen in den unmittelbaren Nachbarländern der
Ukraine, allen voran in Polen, der Slowakei und Ungarn, für eine solche
Unterstützung und Beteiligung werben“, sagte Weingarten.
Der SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz bezeichnete die Luftverteidigung
im Spiegel als „Achillesferse“ der ukrainischen Armee. „Es fehlen
Verteidigungssysteme und Raketen, um wichtige Infrastruktur und die
Menschen in der Ukraine zu schützen“, sagte er dem Magazin. Daher müssten
Alternativen erwogen werden: „Dazu gehört auch die Überlegung, aus den
Nato-Bündnisländern heraus den Schutz der Ukraine zu sichern.“
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatte sich dagegen zuvor klar gegen
Nato-Schutz für den ukrainischen Luftraum ausgesprochen. Zurückhaltend
äußerte sich der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages,
Michael Roth (SPD). „Ich hege große Zweifel, ob der Vorschlag, westliche
Flugabwehrsysteme an die ukrainische Grenze zu stellen, viele Unterstützer
finden wird“, sagte er dem Spiegel.
Roth kritisierte, dass es bisher trotz deutscher Bemühungen nicht gelungen
sei, Partnerstaaten zur Abgabe von Patriot-Einheiten an die Ukraine zu
bewegen. „Diese Systeme könnten in der Ukraine ganz konkret Menschenleben
retten. Aber in Europa fehlt es derzeit offenkundig am Willen oder der
Fähigkeit, alles auf eine Karte zu setzen, um den russischen Imperialismus
zu stoppen“, sagte der SPD-Politiker. (afp)
## Russischer Parlamentschef wirft EU Pressezensur vor
Nach dem Verbot mehrerer russischer Medien in der EU hat in Moskau
Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin der Europäischen Union Zensur und
Verstöße gegen die Presse- und Meinungsfreiheit vorgeworfen. Weil es den
EU-Politikern an Argumenten fehle, die eigenen Bürger zu überzeugen,
blockierten sie jedwede alternativen Standpunkte, schrieb Wolodin am
Samstag im Nachrichtenkanal Telegram. Der Vertraute von Kremlchef Wladimir
Putin warf dem Westen, der selbst immer wieder Zensur in Russland beklagt,
Doppelmoral vor. In Russland sind viele Medien, die kritisch über Putins
Politik berichten, sowie Tausende Seiten im Internet blockiert.
Die EU-Staaten hatten am Freitag [3][Sanktionen gegen die staatliche
russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die Regierungszeitung Rossiskaja
Gaseta, die Plattform Voice of Europe sowie die kremlnahe Zeitung
Iswestija] beschlossen, zu der auch ein Fernsehsender gehört. Damit werden
sie in der gesamten EU gesperrt. Nach Angaben der EU-Staaten dürfen die
Medien und ihre Mitarbeiter aber weiterhin in der EU arbeiten.
Russland kündigte eine Reaktion an. In der Vergangenheit hat dies etwa die
Deutsche Welle (DW), den Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland,
getroffen. Die DW darf in Russland nicht mehr senden. Dies war die Antwort
Moskaus auf das Sendeverbot des russischen Staatssenders RT (vormals Russia
Today). Die DW musste ihr Büro schließen in Moskau, die Journalisten
mussten das Land verlassen.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als
zwei Jahren haben die EU-Staaten bereits etlichen Medien die Lizenz
entzogen. Damit soll verhindert werden, dass russische Kriegspropaganda und
Desinformation in der EU verbreitet wird. (dpa)
## Explosion in Grenzregion Belgorod
In der russischen Grenzregion Belgorod hat es nach einem Raketenalarm eine
Explosion gegeben. Das berichtete die staatliche russische
Nachrichtenagentur Tass am frühen Samstagmorgen.
Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, hatte Anwohner über seinen
Telegram-Kanal dazu aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.
Infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine steht auch Russlands
Grenzregion immer wieder unter Beschuss. Opfer und Schäden stehen dabei
allerdings in keinem Verhältnis zu Kriegsfolgen in der Ukraine. (dpa)
## SPD-Chef Klingbeil hofft auf Chinas Teilnahme bei Friedensgipfel
SPD-Chef Lars Klingbeil hofft weiter darauf, dass China seine Teilnahme an
der Schweizer Ukraine-Friedenskonferenz noch zusagt. „Es wäre natürlich für
diese Friedenskonferenz von entscheidender Bedeutung, dass China mit am
Tisch sitzt“, sagte er in einem dpa-Interview. Das gelte auch für Indien,
Brasilien und Südafrika, drei weitere „entscheidende Player“, die ihren
Einfluss auf Russland nutzen könnten. „Natürlich wäre das ein Rückschlag,
wenn diese Staaten nicht dabei wären.“ Von einem Scheitern der Konferenz
könne man aber auch dann nicht sprechen. „Ein Scheitern ist das nie, wenn
man sich an einen Tisch setzt und über Wege zum Frieden redet.“
Die Schweiz hat für den 15. und 16. Juni rund 160 Länder eingeladen, um
über mögliche Wege zu einem dauerhaften Frieden in der Ukraine zu reden.
Russland, das die Ukraine vor gut zwei Jahren angegriffen hat, hat keine
Einladung erhalten. Die Ukraine ist dagegen dabei.
Für einen Erfolg der Konferenz wird es nun auch von den Gastgebern als
entscheidend angesehen, dass nicht nur die westlichen Verbündeten der
Ukraine dabei sind, sondern auch einflussreiche mit Russland befreundete
Staaten – allen voran [4][China, der wichtigste Verbündete Moskaus]. Die
Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd hatte am Donnerstag bei einem
Besuch in Berlin gesagt, dass schon mehr als 50 Länder zugesagt haben,
China aber noch nicht.
Was die möglichen Ergebnisse der Konferenz angeht, dämpfte Klingbeil die
Erwartungen. „Ich glaube nicht, dass die Friedenskonferenz in der Schweiz
jetzt der Turning Point (Wendepunkt) wird. Aber ich glaube, dass wir gerade
in einer Phase sind, wo jedes Gespräch hilfreich ist“, sagte er. „Und am
Ende geht es auch um ein klares Signal an Putin, dass er auf der falschen
Seite steht.“ (dpa)
## Odessa unter russischen Raketenbeschuss
Russland hat die südukrainische Hafenstadt Odessa mit mehreren Raketen
beschossen – mutmaßlich als Reaktion auf einen massiven ukrainischen
Drohnenangriff auf die russische Schwarzmeerküste. Die ukrainische
Luftwaffe teilte am Freitagabend mit, dass tagsüber drei ballistische
Raketen und drei Marschflugkörper auf Odessa abgefeuert worden seien.
Bei dem Beschuss auf Odessa konnte die ukrainische Luftwaffe am Freitag
nach eigenen Angaben drei Marschflugkörper der Typen Ch-59 und Ch-69
abfangen. Drei Raketen, mutmaßlich vom Typ Iskander, schlugen allerdings
ein und lösten Brände aus. Es habe einen Toten und acht Verletzte gegeben,
teilte Gebietsgouverneur Oleh Kiper mit.
In Russlands nördlicher Metropole St. Petersburg gab es eine Explosion in
einer Militärakademie, die nach Armeeangaben sieben Soldaten verletzte. In
Kiew beriet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Regierung und
Militär über die schwierige Lage im Energiesystem seines angegriffenen
Landes. (dpa)
## Ukrainische Drohnen treffen Noworossijsk
In der Nacht zum Freitag hatte die Ukraine russische Militärstützpunkte auf
der Halbinsel Krim, den Hafen Noworossijsk am Schwarzen Meer und eine
Raffinerie in Tuapse beschossen. Noworossijsk ist für Russland strategisch
wichtig, weil ein großer Teil seiner Öl- und sonstigen Exporte über diesen
Hafen läuft. Es ist auch Ausweichstützpunkt der russischen
Schwarzmeerflotte, deren Haupthafen Sewastopol auf der Krim zu unsicher
geworden ist.
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, über der russischen
Festlandsküste am Schwarzen Meer [5][seien 44 ukrainische Drohnen
abgefangen worden]. Überprüfbar waren diese Angaben nicht. In sozialen
Medien waren angebliche Videos aus Noworossijsk zu sehen, die zeigten, wie
Drohnen einzeln oder in Gruppen den Hafen angriffen und Brände an großen
Tanks auslösten.
Die örtlichen Behörden teilten mit, alle Industriebetriebe arbeiteten im
Normalbetrieb. Allerdings konnte erst am Nachmittag die Stromversorgung für
16 000 Haushalte wiederhergestellt werden, nachdem ein Transformator
beschädigt worden war. (dpa)
## Front bei Charkiw schon 70 Kilometer breit
Russische Bodentruppen setzten [6][ihre vor einer Woche begonnene
Offensive] im Grenzgebiet bei Charkiw fort, wie der ukrainische
Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj auf Telegram schrieb. Die russische
Armee habe diese neue Front mittlerweile auf etwa 70 Kilometer verbreitert.
Dies solle die Ukrainer zwingen, mehr Brigaden aus der Reserve einzusetzen.
Es sei dem Gegner aber nicht gelungen, die ukrainischen Linien zu
durchbrechen.
Der russische Präsident Wladimir Putin sagte auf seiner China-Reise, seine
Armee plane derzeit keine Eroberung von Charkiw. Es solle aber eine
Pufferzone geschaffen werden, um die Ukraine vom Beschuss auf das russische
Grenzgebiet Belgorod abzuhalten. (dpa)
## Aufruf zum Stromsparen in der Ukraine
Angesichts der Schäden am ukrainischen Stromnetz rief Selenskyj die Bürger
zum Stromsparen auf. „Jetzt ist ein sehr rationeller, überlegter
Stromverbrauch gefragt“, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache.
Kommunen und Energieversorger sollten darüber informieren, warum zeitweise
Stromsperren notwendig seien.
„Durch die russischen Angriffe hat unser Energiesektor nun einen
erheblichen Teil seiner Erzeugung verloren“, sagte Selenskyj. „Es wird Zeit
brauchen, sich davon zu erholen.“ Große Anstrengungen seien nötig, das
Energiesystem so umzubauen, dass es nicht mehr von Russland beschädigt
werden könne. Details nannte er nicht. (dpa)
## Ukrainisches Mobilisierungsgesetz tritt in Kraft
Am Samstag treten in der Ukraine die neuen Regeln zu Wehrpflicht und
Mobilisierung in Kraft, die das Parlament im April beschlossen hatte. Das
Außenministerium in Kiew teilte mit, wehrpflichtige ukrainische Männer im
Ausland können wieder Leistungen der Konsulate in Anspruch nehmen.
Voraussetzung sei, dass die Registrierung bei den Wehrbehörden auf Papier
oder elektronisch nachgewiesen werde. Das Verteidigungsministerium richtete
eine App ein, mit der die Registrierung online möglich ist.
Wegen des russischen Angriffskriegs haben auch Hunderttausende wehrfähige
Männer die Ukraine verlassen. Ende April stoppten die ukrainischen
Auslandsvertretungen die Ausstellung oder Verlängerung von Ausweispapieren
für Männer ohne Registrierung bei der Wehrbehörde. Ziel war, sie zu einer
Rückkehr in die Ukraine zu zwingen. (dpa)
18 May 2024
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