| # taz.de -- EU hebt Verfahren gegen Polen auf: Warschau wieder salonfähig | |
| > Mehr als einen Image-Schaden kostete Polen das EU-Verfahren nicht. | |
| > Trotzdem gut und richtig ist, dass die EU das Verfahren nun aufgehoben | |
| > hat. | |
| Bild: Ein „Happy End“ mit Donald Tusk? | |
| Was für eine Freude! Polen spielt wieder in der ersten Liga der EU mit. Die | |
| neue Regierung unter dem liberal-konservativen Premierminister [1][Donald | |
| Tusk] macht es möglich. Nun hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der | |
| Leyen auch die Aufhebung des „Artikel-7-Verfahrens“ bekannt gegeben. | |
| Vor sechs Jahren hatte sich die EU angesichts der permanenten Verstöße | |
| gegen die Rechtsstaatlichkeit durch die nationalpopulistische | |
| Vorgängerregierung unter der Recht und Gerechtigkeit (PiS) keinen anderen | |
| Rat gewusst, als die sogenannte „Atombombe“ unter den EU-Strafen gegen | |
| Polen einzusetzen. Allerdings – das war dann für die EU auch hoch peinlich | |
| – die „Bombe“ erwies sich als völlige Fehlkonstruktion. | |
| Zwar erlitt Polen einen massiven Imageschaden, doch da für jede weitere | |
| Strafmaßnahme im Artikel-7-Verfahren die Einstimmigkeit aller | |
| EU-Mitgliedsstaaten notwendig war, kam es nie dazu. Denn Ungarn, durch die | |
| [2][Fidesz-Partei von Viktor Orbán] ebenfalls nationalpopulistisch regiert, | |
| stand der polnischen PiS-Regierung immer treu zur Seite und verhinderte so | |
| den Verlust der Stimmrechte Polens bei EU-Entscheidungen. | |
| Polens Minister der neuen Mitte-links-Koalition sind nicht nur durchweg | |
| proeuropäisch eingestellt, sondern konnten bereits einen Großteil ihrer | |
| Herkulesaufgabe als erledigt abhaken. Dazu gehört beispielsweise die | |
| [3][Wiederherstellung der Pressefreiheit]: der Staats- und | |
| PiS-Propagandasender TVP wird wieder in einen öffentlich-rechtlichen | |
| Rundfunk umgebaut, wie es ihn vor der PiS gegeben hatte. | |
| Die Rückabwicklung der zahlreichen PiS-„Justizreformen“, die Polens | |
| Gerichtswesen weitgehend zerstört haben, wird dank Polens Präsident Andrzej | |
| Duda [4][etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen]. Das ehemalige | |
| PiS-Parteimitglied kündigte bereits an, alle Gesetze der neuen Koalition | |
| mit einem Veto zu stoppen, sollten diese das PiS-Werk des „guten Wandels“ | |
| tangieren. | |
| Doch auch für dieses Problem ist eine Lösung in Sicht: Dudas Amtszeit endet | |
| in knapp einem Jahr. Polens Regierung aber kann bereits jetzt durchstarten. | |
| Das ist für uns alle gut, denn wir brauchen dringend eine gewichtige Stimme | |
| im Osten von Nato und EU. | |
| 8 May 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Polen-nach-dem-Regierungswechsel/!5977467 | |
| [2] /Fidesz-Partei/!t5019218 | |
| [3] /Oeffentlich-Rechtliche-in-Polen/!5975404 | |
| [4] /Verfassungsexpertin-ueber-Polen/!5988569 | |
| ## AUTOREN | |
| Gabriele Lesser | |
| ## TAGS | |
| Polen | |
| Europäische Union | |
| Donald Tusk | |
| PiS | |
| Polen | |
| Polen | |
| Polen | |
| Polen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Polens Justizminister in Freiburg: Mühsame Rückkehr zum Rechtsstaat | |
| An der Uni Freiburg sprach Polens Justizminister Adam Bodnar über die | |
| Rückabwicklung der PiS-Justizreform. Doch noch gibt es dabei Hemmnisse. | |
| 100 Tage Donald Tusk: Durchwachsene Bilanz in Polen | |
| 100 Maßnahmen sollten es werden, doch Polens Präsident Duda blockiert. | |
| Enttäuscht sind vor allem Polinnen bei ihrem Kampf um reproduktive Rechte. | |
| Medien in Polen: Ende der PiS-Propaganda | |
| Die PiS-Partei hatte die öffentlich-rechtlichen Medien für ihre Zwecke | |
| umgebaut. Nun muss sie sich von ihrem wichtigsten Parteisender trennen. | |
| Polen nach den Wahlen: Mühsam zurück zum Rechtsstaat | |
| In Polen wirken die PiS-Nationalpopulisten auch nach dem Wahlsieg der | |
| liberaleren Koalition weiter. Sie besetzen Schlüsselpositionen im ganzen | |
| Land. |