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# taz.de -- Golfen und CO2-Emissionen: Mit Jet und SUV aufs Grün
> Die Ökobilanz des Profigolfens sorgt dafür, dass das Spiel auf dem Rasen
> zum dreckigsten Sport der Welt wird.
Bild: Mit dem Privatjet durch die Welt: das Flugzeug von Tiger Woods 2013 in Sa…
Unter [1][Freizeit fatal] versteht man Freizeittätigkeiten, zu denen man
weltverschmutzend individuell anreist. Wenn etwa Eltern ihren
Fußballnachwuchs der C-Jugend per Pkw zum Spiel in den Nachbarort shutteln,
gern zweimal hin und her, vielleicht sogar mit zehn Autos für 16 Kids.
Fossilstoffe zu verbrennen ist spritbillig, da ist die Not zu klein für
Fahrgemeinschaften. Niemand kommt auf die Idee, die Jugendlichen in den
Linienbus zu setzen. Dabei böte ein solcher Mannschaftsbus („Hier kommt der
VfL“) ein Extragefühl der Besonderheit.
Auch [2][Golf] ist oft freizeitfatales Sporttreiben. Golfplätze sind kaum
fußläufig erreichbar. Anreise per ÖPNV geht nur selten, auch wenn man
Tasche und Schläger im Clubspind deponiert hat. Wenn man die Parkplätze vor
den Golfanlagen sieht, ist der Fall klar – egal ob da mehr SUV-Panzer
ruhen, Benz-Cabrios oder angerostete Prollgolfs: Golf ist ökoigitt. Was
tun?
Die Anreise zum [3][grünen Paradies] per E-Bike ist machbar, selbst 15
Kilometer sind schnell weggeradelt, und aufgewärmt ist man dann auch schon.
In meinem Club kommt immerhin eine Handvoll angestrampelt. Aber: Viel ist
das nicht eben.
Noch weit jenseits aller Fatalnormalität ist die Ökobilanz von Profis. Die
minderbemittelten Millionäre unter ihnen sind per Linienflug unterwegs.
Anders die großen Stars, zugepampert mit zig Millionen per annum. Das ruft
nach Bequemlichkeit. Also: Privatjet. Die gibt es schon für 30 Millionen
([4][Tiger Woods] hat den teuersten: 53 Millionen). Die Folge:
Berufsausübung fatal total.
## Privatjet und eigener Flugschein
Ein Transatlantikflug mit einem Linienjet schlägt pro Passagier mit 0,5 bis
1,5 Tonnen CO2-Vergiftung zu Buche. Der private Kleinjet verpestet die
Atmosphäre mit 25 Tonnen aufwärts. Gut, dass man meist einen Piloten an
Bord hat und vielleicht ein paar Buddies, so teilt man sich fürs
möglicherweise vorhandene Restgewissen den CO2-Abdruck. Ein
vielbeschäftigter Golfprofi schafft an die hundert solcher Flüge im Jahr,
manche auch mehr. Also durchaus 3.000 Tonnen Luftgift nur fürs
Kugelschieben auf wechselnden Grüns.
Unsereins marginal naturbewusster Mensch verursacht etwa 7 bis 8 Tonnen CO2
pro Jahr, der deutsche Durchschnitt liegt bei 11,2. Für Flüge fallen
statistisch weniger als eine Tonne jährlich an. Das schafft ein Golfcrack
rechnerisch in einer halben Stunde. Profigolf ist wahrscheinlich der
dreckigste Sport auf noch existierender Erden.
Oft machen die Stars auch einen Pilotenschein und fliegen selbst,
[5][Arnold Palmer] tat das und auch Phil Mickelson. Allerdings haben
Golferflüge auch ihr eigenes Risiko. 1999 war der damals große US-Profi
Payne Stewart im Learjet unterwegs, allein. Plötzlicher Druckabfall. Er
wurde ohnmächtig und stürzte, als der Billigsprit aufgebraucht war, in den
Tod.
An die 600.000 Privatflüge, schreibt Greenpeace Österreich, gab es 2022 in
Europa, fast jede sechste Maschine hob von deutschen Pisten ab. Fast drei
Viertel der Flüge waren kürzer als 500 Kilometer. Immerhin ist es
preiswert. Kerosin wird weder im Dreamliner noch in einer Cessna besteuert
und ist für schlanke 50 Eurocent pro Liter zu tanken. Privatjets sind
zudem, herzlichen Glückwunsch, vom EU-Emissionshandel ausgenommen. Wann
wohl die Letzte Generation mal das Teilnehmerfeld eines großen Golfturniers
auszudünnen vermag?
Bis dahin dürfen sich, jenseits vom Golf, gewissenhafte Umweltpolitiker wie
Friedrich Merz und Christian Lindner trösten. Deren Fluglust erscheint
verglichen mit Golfstars wie Vogelschiss.
26 Apr 2024
## LINKS
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[5] /Golfen-fuer-Senioren/!5699591
## AUTOREN
Bernd Müllender
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