Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Golf-Masters in Augusta: Eindrucksvolle Krisenbewältigung
> Der weltbeste Golfer Scottie Scheffler gewinnt zum zweiten Mal die
> Masters. Überraschender Zweiter wird bei seinem Debüt der Schwede Ludvig
> Aberg.
Bild: Scottie Scheffler beim Masters am 13. April
Natürlich ist es auch im Golf ein Ritual, vorher zu spekulieren oder auch
zu wetten, wer denn wohl das nächste Turnier gewinnen könnte. Erst recht
bei den Masters, dem ersten und gleich wichtigsten Major-Turnier des Jahres
in Augusta, ausgetragen wie immer in Donald Trumps Wahlmanipulationsstaat
Georgia („Ich will nur 11.870 Stimmen finden …“).
Wer würde triumphieren: Bryson DeChampagne vielleicht oder Tiger
McMickelson, statt Jordan Rahm womöglich Dustin Hovland? Vor allem: Wird es
jemand sein [1][aus der neuen LIV-Liga], die mit Aberzigmillionen aus dem
saudischen Staatsfonds abtrünnige Altmeister zusammengekauft hat? Oder eben
doch wer aus der alten Golfwelt?
Würde womöglich [2][der Einstheilige Tiger Woods] höchstselbst noch einmal
auftrumpfen? Woods gönnte der Statistiksportart Golf bei den 88. Masters
immerhin gleich zwei neue Bestmarken: Zum 24. Mal in Folge schaffte er am
Freitagabend den Cut (Rekord), ging aber am dritten Tag, dem „Moving Day“,
komplett unter. Eine Runde von 82 war ihm noch nie unterlaufen, noch ein
Rekord.
Woods, auch schon 48, seit seinem schweren Autounfall 2021 und vielfachen
komplizierten Beinbrüchen offenbar zu dauerhaften Spitzenleistungen nicht
mehr in der Lage, wurde Letzter. Sein Negativrekord. Eine traurige
Demütigung. Woods habe „ungewollt Masters-Geschichte geschrieben“, notierte
der Guardian.
## Absage von Bernhard Langer
Oder könnte sensationellerweise doch noch mal Bernhard Langer (nach 1985
und 1992) siegen bei seiner gefühlt 347. Teilnahme im Alter von 66 Jahren?
Nun, die personifizierte Fitness Langer hatte sich Anfang des Jahres die
Achillessehne gerissen und absagen müssen. Immerhin, der Unsterbliche,
lebenslang für Augusta qualifiziert durch seine Siege im Vorgestern, soll
schon wieder zu gehen in der Lage sein und will dann eben 2025 seinen
letzten Auftritt an der Magnolia Lane geben.
Als einziger Deutscher war Stephan Jäger dabei. Der Mann ist in Bayern
geboren, lebt aber mehr als sein halbes Leben in den USA, wo er neulich
auch sein erstes Turnier gewann. Wegen seines zufällig deutschen Passes
wurde dann in seinem Heimatland viel über ihn geschrieben. Er schied zur
Halbzeit aus.
Oder doch endlich mal der Nordire Rory McIlroy? Der hat in seiner
schillernden Karriere alles gewonnen, nur eben in Augusta noch nie. Mit
heilen Achillessehnen landete er schwer enttäuscht auf Platz 22, also
Mittelfeld. Ganz anders, aus Europasicht, der 24-jährige Schwede Ludvig
Aberg, der mit Platz 2 ein spektakuläres Major-Debüt hinlegte. Neun Loch
vor Schluss lag er sogar noch auf Titelkurs. Aberg ist noch nicht mal ein
Jahr Profi.
## Unangefochten weltbester Golfspieler
[3][Der Sieger hieß erneut Scottie Scheffler.] Dabei hatte der 27-jährige
Texaner, Masters-Sieger schon 2022, vor den beiden Schlussrunden eine
schwere mentale Krise zu Protokoll gegeben. Mit dem Druck als Spitzenreiter
drohte er nicht fertig zu werden: „Heute Morgen habe ich geweint wie ein
Baby, ich war völlig gestresst und wusste nicht, was ich tun soll“,
berichtete er. „Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich absolut nicht bereit
bin für das hier.“
War er nach offenbar erfolgreicher mentaler Intervention der
hochschwangeren Gattin Meredith dann doch und siegte mit sicheren vier
Schlägen Vorsprung. Seine finalen Emotionen fasste er dann so zusammen:
„Ich kann nicht in Worte fassen, was es bedeutet, dieses Turnier erneut
gewonnen zu haben.“ Mit seinem Sieg darf Scheffler, zugleich mit großem
Vorsprung Weltranglistenerster, derzeit als unangefochten weltbester Golfer
gelten.
Besondere Debatten hatte es im Vorfeld um die 14 LIV-Teilnehmer gegeben.
Sportliche Antwort: Keiner von ihnen spielte irgendeine Rolle im vorderen
Feld. Auch der spanische Masters-Titelverteidiger Jon Rahm, vergangenen
Dezember erst in die petroölige Zigmillionenliga gewechselt, landete
lediglich im unteren Mittelfeld mit gigantischen 20 Schlägen Rückstand.
Fehlerlos durfte er als Vorjahres-Champion am späten Sonntagabend seinem
Nachfolger Scottie Scheffler in ritueller Weise das grottenhässlich grüne
Siegerjacket anreichen.
15 Apr 2024
## LINKS
[1] /Rivalisierende-Golf-Ligen/!6000587
[2] /Golfstar-Tiger-Woods-bei-den-US-Masters/!5843511
[3] /Souveraener-Sieger-beim-Golf-Masters/!5845100
## AUTOREN
Bernd Müllender
## TAGS
Golf
USA
Saudi-Arabien
Kolumne Eingelocht
American Pie
Golf
US-Sport
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fast alles über Golfwitze: Chauvidreck und feine Klinge
Im Humorbereich liegen Altherrenwitze beim Golf ganz weit vorne. In feinen
Kreisen leben die besten Sexisten. Doch Lustiges gibt es auch.
Rivalisierende Golf-Ligen: Gipfeltreffen der Golfer
Beim Masters in Augusta treffen die Stars von LIV-Tour und PGA-Tour
aufeinander. Über eine Zusammenarbeit der konkurrierenden Serien wird
nachgedacht.
Souveräner Sieger beim Golf-Masters: Goofy, grün und cool
Überflieger Scottie Scheffler holt sich jetzt auch noch unangefochten den
Masters-Titel. Er ist derzeit das Maß aller Dinge im Golfsport.
Golfstar Tiger Woods bei den US-Masters: Noch mehr Hysterie
Vor den Masters in Augusta hat die Golfwelt fast aus dem Nichts eine neue
Nummer eins. Aber alle schauen aufs unerwartete Comeback von Tiger Woods.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.