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# taz.de -- Schauspieler Fritz Wepper ist tot: Darling des deutschen Massenfilms
> Fritz Wepper, der spätestens seit seiner Rolle in Bob Fosses Film
> „Cabaret“ international hochrespektiert war, ist im Alter von 82 Jahren
> gestorben.
Bild: Fritz Wepper während der Dreharbeiten zur Krimi-Serie „Derrick“ im J…
Hierzulande wäre die Liste der relevanten Schauspieler des deutschen
Nachkriegs unvollständig, fehlte sein Namen. Fritz Wepper, 1941 in München
geboren, war in den vergangenen Jahrzehnten ein Darling des deutschen
Massenfernsehens, ein Schauspieler, der in den wichtigsten TV-Serien
mitspielte, in jüngerer Zeit in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“, in der
er als Bürgermeister Wöller zu jeder Intrige, zu jeder kommunalpolitischen
Heimtücke bereit war, um sein Dorf auf neoliberale Smartness zu trimmen.
Seine Gegenspielerinnen: Nonnen, zunächst meist gespielt von Jutta Speidel.
Fritz Wepper gab diese Figur natürlich primetimegerecht nicht als
abstoßenden Widerling, sondern als Schlitzohr.
Ebenso ernsthaft legte er die Rolle des Kriminalassistenten Klein, zunächst
im „Kommissar“, danach in „Derrick“ über nicht nur gefühlt Jahrzehnte.
Wepper war eine darstellende Macht im deutschen Fernsehen, er war fast
überall dabei, beim „Traumschiff“, mit [1][Evelyn Hamann] – er hat, so
sagte Wepper einmal, die Drehangebote danach aussuchen können, was ihm
selbst gefiel. Er wollte keinen Ärger, nicht unter seinen ästhetischen
Möglichkeiten bleiben, aber der moderne deutsche Film, der war ihm zu
problematisch.
Seine Laufbahn begann früh. Als 14-Jähriger spielte er 1955 im Zirkusfilm
„Der dunkle Stern“, schließlich 1959 in Bernhard Wickis berühmten
Antikriegsfilm „Die Brücke“. Wepper zählte zur Riege – wie Mario Adorf,
Horst Buchholz, Karin Dor und Karin Baal – der deutschen
Nachkriegsschauspieler, die prinzipiell auch international vorzeigefähig
waren: weil sie keinen Naziappeal verströmten.
Diese, so ließe sich sagen, münchnerische Freundlichkeit, die er so
undeutsch, so unwehrmachtshaft in jungen Jahren sanft fast verkörperte war
einer der Gründe, warum ihn der US-amerikanische Regisseur Bob Fosse 1971
verplichtete, für die Rolle eines nicht ganz für voll zu nehmenden Hallodri
in der Christopher-Isherwood-Geschichte „Cabaret“. Regisseur und
Hauptdarstellerin Liza Minnelli erhielten „Oscars“ zuerkannt.
## Die womöglich beste Rolle seiner Karriere
In diesem in München gedrehten und kurz vor der Machtübernahme der NSDAP in
Deutschland spielende Film spielte Wepper womöglich die beste Rolle seiner
Karriere: Seine Figur Fritz Wendel verliebt sich nämlich in die jüdische
Natalia Landauer (Marisa Berenson). Diese sucht Distanz zu ihm, weil sie
ihn im antisemitischen Klima in Deutschland nicht gefährden möchte – als er
das erfährt, eröffnet er, Wendel, ihr, dass er auch Jude sei, aber dies
immer verheimlicht habe, um nicht anzuecken und nicht in Schwierigkeiten zu
geraten.
Fritz Wepper hat diesen (jüdisch camouflierten) Charakter ergreifend und
glaubwürdig zugleich verkörpert, und dies in einem Film, der, aktuell in
der heutigen [2][„The Zone of Interests“], ohne KZ-Aufnahmen die
Bedrohlichkeiten des nahenden völkischen Regimes fühlbar macht.
Fritz Wepper ist, wenige Monate nach seinem geliebten Bruder Elmar, nun
auch gestorben, in München, natürlich, wo sonst. Er hat als Schauspieler
das Leichte gemocht – weil er seine Ernsthaftkeit in ihr besonders gut
ausleben konnte.
25 Mar 2024
## LINKS
[1] /Ein-Nachruf-auf-Evelyn-Hamann/!5192632
[2] /Film-The-Zone-of-Interest/!5992173
## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Nachruf
Fernsehen
Schauspieler
Deutscher Film
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