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# taz.de -- Berlin bekommt „Countdown“-Ampeln: Quark mit Balken
> Berlins neue Fußgängerampeln mit Sonderanzeige bringen nix. Warum werden
> sie jetzt trotzdem installiert?
Bild: Am Fehrbelliner Platz steht noch eine Sonderampel – ein Überbleibsel d…
In vielen Ländern kennt man sie: Fußgängerampeln, die mit Countdowns das
Warten erträglicher und das Gehen sicherer machen. Ob Ampelmännchen oder
-weibchen, rund oder eckig, angezeigt wird die verbleibende Zeit der
jeweiligen Phase in Sekunden. Wer nun schon weiß, dass noch eine Minute
lang zu warten ist, dem wird das nicht mehr ganz so endlos vorkommen. Und
wer von Weitem sieht, dass nur noch ein paar Sekunden Grün ist, kann
überlegen, ob er einen Zahn zulegt oder lieber auf die nächste Phase
wartet.
In Deutschland sind das wilde Utopien. Hier ist für alle, die per pedes
unterwegs sind, Grün oder Rot. Basta. Berlin geht aber nun einen Schritt
voran, wie die Verkehrsverwaltung jetzt noch einmal bestätigt hat: Noch in
diesem Jahr soll begonnen werden, bei Neubau oder Austausch von
Lichtzeichenanlagen (wie sie offiziell heißen) [1][ein weiteres Signal
zwischen „Stehen“ und „Gehen“] zu setzen.
Das Symbol sieht aus wie ein sich perspektivisch verjüngender
Zebrastreifen. Es leuchtet auf, sobald die Fuß-Ampel auf Rot springt, dann
verschwinden innerhalb weniger Sekunden die einzelnen Balken. Ist der
letzte erloschen, wissen die Überquerenden: Jetzt steht die Auto-Ampel auf
Grün. Ganz ehrlich? Das Ganze ist großer Quark.
Das wissen Organisationen wie der BUND oder FUSS e. V., die das Projekt
wiederholt kritisiert haben. „Countdown-Ampeln bringen Fußgängerinnen und
Fußgängern keinen Vorteil“, heißt es vom BUND, „sie schützen nicht bess…
davor, überfahren zu werden, und reduzieren die Wartezeiten nicht.“
Das wissen auch alle, die sich damit gedanklich mal kurz auseinandersetzen.
Denn welchen Nutzen hat die zusätzliche Information? Wer auf der Kreuzung
vom Rotlicht überrascht wird, muss die Straße zügig überqueren, das gilt
jetzt und weiterhin. Weil „zügig“ je nach Alter oder Fitness
Unterschiedliches bedeuten kann, gibt es auch keine konkrete Zeitvorgabe.
Keine Autofahrerin darf losbrettern, wenn noch jemand über die Straße
humpelt.
Tatsächlich weiß das auch die Verkehrsverwaltung, denn sie kennt das
Ergebnis eines Verkehrsversuchs von 2016, bei dem drei alternative Signale
erprobt wurden: neben den Countdown-Balken auch das „Rotblinken“ und das
„Grünblinken“. Bei Ersterem blinkt das rote Licht im selben Zeitraum, in
dem auch das Countdown-Signal aktiv ist, bei Letzterem das grüne, kurz
bevor die Ampel auf Rot springt, im Prinzip eine Art Gelbphase.
## „Keine Verbesserung festgestellt“
[2][Die Studie kam zu einem klaren Urteil] über das Countdown-Symbol: „Im
Vergleich zur Signalisierung Rot-Grün“ – also zum Status quo – „wurde …
Verbesserung festgestellt.“ Nur teurer wird es, was angesichts eines
Extra-Signals nicht verwundert. Was der peu à peu vorgenommene Austausch
kosten wird, mag die Verkehrsverwaltung zurzeit aber nicht beziffern.
Vermutlich lautet die Erklärung wie folgt: Die Countdown-Ampel bringt
nichts, war aber die einzige der drei Optionen, die sich mit der
Straßenverkehrsordnung vereinbaren lässt. Und irgendwas will die
Senatsverwaltung ja vorzeigen können. Schließlich läuft auch für sie ein
Countdown: In zwei Jahren ist schon wieder Wahlkampf.
19 Mar 2024
## LINKS
[1] /Neue-Ampeln/!5935210
[2] https://www.berlin.de/sen/uvk/_assets/verkehr/verkehrsplanung/fussverkehr/m…
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Manja Schreiner
rote Ampeln
Fußverkehr
Verkehrswende
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