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# taz.de -- Neuer Saarbrücken-„Tatort“: Loyalität, Verrat und Glücksspiel
> Ein Riss tut sich auf zwischen Kollegen. Und dann geht es in die Welt des
> Glücksspiels und der rücksichtslosen Autofahrer – und das im Saarland!
Bild: Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov,li.) unter Spielern
Ganz schön viel Geld kippt [1][Kommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) da
vor den Augen seines Kollegen Adam Schürk (Daniel Sträßer)] am Strand eines
Sees aus. Beide Männer stehen unter Strom, denn soeben hat Hölzer
herausgefunden, dass Schürk die Kleinigkeit von 1,2 Millionen Euro aus dem
Bankraub seines Vaters einfach mal behalten hat und auch keinen Grund
sieht, das Geld zurückzugeben. Ein tiefer, nur schwer zu kittender Riss tut
sich zwischen den sonst so loyal agierenden Ermittlern auf.
Wütend verlässt Hölzer den Ort und geht zu Fuß am Rand einer Landstraße
zurück nach Saarbrücken. Dort wird er fast von einem riesigen Pick-up-Truck
überfahren, dessen vier Insass*innen sich einen Spaß daraus machen, der
Frau am Steuer die Augen zuzuhalten. Während Hölzer geistesgegenwärtig zur
Seite springen kann und eine Fahndung nach dem Wagen herausgibt, kommt es,
wie es kommen muss: Ein großer Knall zerreißt die Stille – offensichtlich
wurde nun doch noch ein richtiger Unfall verursacht. Tatsächlich findet
Hölzer unweit einen kleinen Peugeot mitsamt einer toten Rentnerin hinterm
Lenkrad im Straßengraben. Was für eine Blaupause [2][für die in der
Gesellschaft vorherrschende Rücksichtslosigkeit!]
Jedoch: Beweise für das Szenario, das Hölzer vermutet, gibt es nicht. Und
deswegen darf er offiziell auch keine Untersuchungen starten. Da muss er
halt auf eigene Faust ermitteln. Einen ersten Hinweis gibt es schnell – der
vermeintliche Unfallwagen wurde nämlich vor einem Kasino geklaut.
Hölzer begibt sich nun in die Welt des Glücksspiels und begegnet am
[3][Pokertisch]: der Vierergruppe aus dem Auto. Mit allen Mitteln versucht
er, sich ihren Respekt und ihr Vertrauen zu verdienen. Und das geht am
besten mit Wetten, denn diese eingeschworene Gang aus durch die Bank weg
unsympathischen Menschen hat es sich zum Lebensmittelpunkt gemacht, sich
gegenseitig durch bezahlte Mutproben auszunehmen und sich mit abgewandeltem
Flaschendrehen für Erwachsene zu demütigen.
## Für Geld das Leben
Die Szenen, in denen Hölzer mit der Gruppe abhängt, sind die stärksten
dieses „Tatorts“ und zeichnen, passend in einem alten, abrissreifen
Industriegebäude inszenierten Setting, spannende Gruppendynamiken – und
Einzelpersonen.
Sei es Taleb Hamsa (Omar El-Saeidi), das Paradebeispiel eines
toxisch-narzisstischen Mannes, oder der aufgrund seines Körpers gemobbte
Dino Callas (Daniel Zillmann), die drogenabhängige und äußerst spitzzüngige
Luisa Becker (Jasmina Al Zihairi) oder die immer ein bisschen
unterschätzte, recht naive Betty Henschel (Susanne Bormann) – sie alle
setzen für Geld ihr Leben ein und wirken dabei wie Schüler*innen, die zu
viel Langeweile haben. Diese Rollen sind alle richtig gut besetzt, und die
Schauspieler*innen erzeugen dank ihrer emotionalen Darstellungen eine
große Dichte. Fast gerät die Ermittlung zum Tode der Rentnerin dabei ein
wenig ins Hintertreffen.
Dieser „Tatort“ setzt da an, wo sein Vorgänger „[4][Die Kälte der Erde]…
endete. Es kann nicht schaden, sich diesen Film vorher noch einmal
anzuschauen, um die Geschichte über Freundschaft, Verrat und Loyalität
zwischen den beiden Kommissaren Hölzer und Schürk zu verstehen.
Aber auch so ist dieser Film, trotz kleinerer Logikschnitzer (wer bitte
bewahrt eine Sporttasche mit 1,2 Millionen Euro im Kofferraum seines Autos
auf und lässt dabei die Fenster offen?), gelungen und verspricht einen
spannenden Krimiabend.
28 Jan 2024
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## AUTOREN
Almuth Müller
## TAGS
Tatort
Saarbrücken
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