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# taz.de -- FC Bayern München in der Krise: Lautes Lamento
> Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen beklagen die Bayern-Bosse
> wortreich den schlaffen Auftritt ihrer Angestellten auf dem Rasen.
Bild: Kein Feuer, nix: Thomas Müller (vorn) und Harry Kane im Schlechte-Laune-…
Thomas Müller war gerade dabei, über die 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen
und deren Ursachen zu sprechen, als der Vorraum des Kabinengangs in der
Münchner Arena mit Klängen beschallt wurde, die vor allem mit Mallorca
assoziiert werden. Das lag daran, dass Bremens Verteidiger Niklas Stark mit
einer Boombox Auszug hielt aus der Umkleide und auf seinem Weg zum
Mannschaftsbus [1][„Dicht im Flieger“ in weithin vernehmbarer Lautstärke
hörte].
Müller, der Offensivspieler des FC Bayern, schaute herüber zu Stark und
sagte: „Jetzt merkst du: Denen war es wichtig.“ Sprach’s und brach seine
Ausführungen ab, um sich in den Feierabend zu verabschieden. Seine Laune
war im Gegensatz zu Starks alles andere als partytauglich.
Müllers Anmerkung zu Stark und den erstmals seit dem Jahr 2008 in München
siegreichen Bremern ließ sich vor allem als subtile Anklage deuten.
[2][Diese zielte auf die eigene Mannschaft], der es im Umkehrschluss
offenbar nicht so wichtig gewesen war, zu gewinnen. Damit formulierte der
34-Jährige eine Kritik, die so ähnlich auch von seinen Vorgesetzten und
Kollegen geäußert wurde, auch von Coach Thomas Tuchel, der neben
zahlreichen inhaltlichen Mängeln vor allem ein Einstellungsproblem
erkannte. „Fehlenden Biss“ beklagte der Trainer, solch eine Leistung könne
„nie und nimmer unser Anspruch sein. Das geht gegen jedes Gesetz des
Leistungssports.“
Seine Mannschaft habe 70 Minuten lang „sehr belanglos gespielt“,
kritisierte Tuchel, und zwar so, „als hätten wir in der Liga zehn Punkte
Vorsprung und am Dienstag ein Champions-League-Spiel“. Er verortete den
Auftritt seiner Elf „zwischen Übermut und Schongang“.
## „Schlag ins Gesicht“
Der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen hatte vor der Schlussphase
sogar „langweiligen Fußball“ seiner Bayern gesehen. Weil die aber auch ganz
anders können, wechsle offenbar „die Einstellung wie das Wetter“, befand
Dreesen. Als „blutleer“ bezeichnete Sportdirektor Christoph Freund die
Leistung. Für Müller war „kein Leben drin“, er erkannte „zu wenig Feuer…
und empfand die Niederlage wie einen „Schlag ins Gesicht“.
Die Launen der Diva FC Bayern geben ihnen zu denken. Auch deshalb wird der
Ton in München spürbar rauer, die Debatten gewinnen an Schärfe. Tatsächlich
hatten die Bayern am Sonntag eine ihrer schlechtesten Leistungen dieser
Saison gezeigt und sich ihre zweite Bundesliga-Niederlage nach dem 1:5 in
Frankfurt eingehandelt. Ohne Ideen, Tempo und Körperspannung waren sie
gegen Werder aufgetreten. Im Gegensatz zu den Bremern, die furchtlos ihre
Chance suchten. Der Lohn war das Tor des ehemaligen Münchners Mitchell
Weiser in der 59. Minute.
Es passte ins Bild, dass sich Bayerns Linksverteidiger Alphonso Davies vor
Weiser Linksschuss zum 0:1 eine Zweikampfführung erlaubt hatte, die diese
Bezeichnung nicht verdient. Es dürfte „nicht passieren, dass ein Gegner
hungriger ist als wir“, sagte Bayerns Mittelfeldspieler Joshua Kimmich,
„generell muss man die Herangehensweise hinterfragen.“ Sein Vorwurf: „Man
hat nicht das Gefühl, dass wir wissen, um was es geht.“
Es ist im Kern dieser Befund, der die Bayern vor dem Nachholspiel gegen
Union Berlin am Mittwoch umtreibt: Warum tritt die Mannschaft zum
wiederholten Male auf, als ginge es für sie um nichts? Gegen Bremen hat sie
die wertvolle Chance leichtfertig aus der Hand gegeben, den Meistertitel
aus eigener Kraft gewinnen zu können. Sieben Punkte beträgt der Rückstand
auf Tabellenführer Leverkusen nun, auf maximal vier Zähler kann der
Rückstand gegen Union verkürzt werden.
Die Rückrunde hat zwar gerade erst begonnen, doch ausgeschlossen ist nicht,
dass die Münchner gegen Werder bereits den dritten Titel verspielt haben
nach dem im Supercup (0:3 gegen Leipzig) und im DFB-Pokal (1:2 gegen
Drittligist Saarbrücken). In der Champions League stehen sie zwar im
Achtelfinale gegen den Außenseiter Lazio Rom, doch bis zur Krönung in
Europa ist es noch ein sehr weiter Weg.
22 Jan 2024
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=sSD8IbpJOp4
[2] https://miasanrot.de/
## AUTOREN
Maik Rosner
## TAGS
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