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# taz.de -- Verkauf der Dallas Mavericks: Die Diva von Dallas
> Der umtriebige Vereinseigner Mark Cuban stößt die Mehrheit an den
> Mavericks ab. Er bleibt jedoch Sportchef der Basketball-Franchise.
Bild: Populist mit Riecher: Mark Cuban, Miteigentümer der Dallas Mavericks
Die Frage, ob Menschen in ihrem Handeln Überzeugungen oder nur Interessen
folgen, ist nicht immer leicht zu beantworten. Bei Mark Cuban scheint aber
von jeher das pekuniäre Interesse zu überwiegen, das er bisweilen mit
0815-Weisheiten aus dem Handbuch für Unternehmer umwölkt. Cuban dürfte nach
seinem letzten Deal, dem Verkauf der Mehrheitsanteile der Dallas Mavericks,
in der Forbes-Rangliste der Superreichen ein paar Plätze nach oben
geklettert sein, vielleicht hat es der Milliardär sogar unter die Top 300
geschafft.
Bereits im November drang durch, dass Cuban beabsichtige, seine
Mehrheitsbeteiligung an Miriam Adelson und ihre Familie, die größten
Anteilseigner des Casino-Betreibers Las Vegas Sands, zu verkaufen,
[1][während Cuban einen Anteil für den sportlichen Bereich behalten] und
weiterhin den Basketballbetrieb leiten würde. Patrick Dumont, der
Geschäftsführer von Las Vegas Sands, und seine Frau Sivan kauften also
zusammen mit Adelson die Anteile von Cuban. Wert der Transaktion: 3,5
Milliarden Dollar. Das ist nicht so viel, wie Cuban einst für seine
Plattform broadcast.com von Yahoo bekam (5,9), aber auch nicht schlecht.
Einen Teil der nun eingestrichenen Summe gibt Cuban an die Angestellten der
Dallas Mavericks weiter. 35 Millionen Dollar an Boni werden ausgeschüttet,
gestaffelt nach Dienstjahren. „Ich freue mich darauf, unsere Arbeit
fortzusetzen und die Mavs zur besten Franchise in allen Sportarten zu
machen!“, schrieb er in der typischen Manier großspuriger US-Macher. Die
Dallas Mavericks haben, mit dem deutschen Flügelspieler Dirk Nowitzki in
den Reihen, im Jahr 2011 den NBA-Titel errungen. Elf Jahre musste Cuban auf
den Gipfelsturm warten, denn der heute 65-Jährige erwarb seine
Mehrheitsbeteiligung an der Franchise im Januar 2000 für schlappe 285
Millionen US-Dollar.
## Hü und hott
Seit dem großen Triumph knirscht es etwas im Gebälk, die aktuelle Saison
läuft immerhin vielversprechend. Luka Doncic trifft so verlässlich, dass er
bei weiteren Erfolgen durchaus zum MVP der Liga gewählt werden könnte, zum
wertvollsten Spieler. Assistiert wird Doncic von Kyrie Irving, dem superben
Altstar. Auch der Deutsche Maxi Kleber mischt mit. Man wird sehen, wie
stabil die Texaner in den Playoffs bleiben. Verlässlich instabil ist Mark
Cuban in seinen Ansichten, Einschätzungen und Kommentaren. Wollte er einst
seine politischen Ambitionen einmal auf das Gleis der konservativen
Republikaner setzen, so waren ihm später auch die Demokraten oder das
unabhängige Lager recht.
Zeigte er sich zunächst im Gewand eines Liberalen oder gar Libertären – er
verehrt die Autorin Ayn Rand –, so ist er paradoxerweise gleichsam ein
Verfechter etatistischer Finanzpolitik und nun auch der sogenannten woken
Bewegung irgendwie nahe. In den USA, an Kulturkämpfen gewiss nicht arm,
wurde zuletzt recht heftig über [2][die Sinnhaftigkeit von affirmative
action], der Förderung von benachteiligten Gruppen, diskutiert. Das findet
in den Staaten nun unter dem Kürzel DEI statt: Diversity, Equity and
Inclusion, also Vielgestaltigkeit, Gleichheit und Einbindung.
Die Universitäten sind Horte dieser Ideologie. Vertreten hat sie auch die
schwarze Harvard-Rektorin Claudine Gay, die in einer Kongress-Anhörung
zweifelhafte Signale zum Terror gegen Israel abgab und deswegen vor allem
von einflussreichen Geldgebern der Bildungseinrichtung scharf kritisiert
wurde. Gay trat, auch wegen Plagiatsvorwürfen, zurück. Mark Cuban
allerdings setzte einen Kontrapunkt gegen den aktuellen Twitter-Trend.
Er verteidigte DEI: „Eine Belegschaft zu haben, die divers ist und die
verschiedenen Interessengruppen repräsentiert, ist gut für das Geschäft“,
schrieb er. Cuban sagte, er nehme es als selbstverständlich hin, dass
Menschen verschiedener Rassen oder sexueller Orientierung regelmäßig nicht
die gleichen Chancen auf Arbeitsplätze hätten. „Indem wir unsere
Personalsuche erweitern und sie einschließen, können wir Leute finden, die
qualifizierter sind. Der Verlust von Unternehmen mit DEI-Phobie ist mein
Gewinn“, so Mark Cuban.
DEI-Phobie ist in den USA weit verbreitet. Präsidentschaftsanwärter Donald
Trump leidet auch daran. Trump, den Cuban einmal als Jagoff,
Ostküsten-Slang für eine dumme, nutzlose Person, bezeichnete, hasst den
hibbeligen Unternehmer mindestens genauso wie der ihn. Im Jahr 2015
schickte Trump ihm einen gehässigen Tweet in die NBA-Dependence nach
Dallas: Die Baseball-Liga sei verdammt klug gewesen, als sie Cuban kein
Team hat kaufen lassen: „Waren es seine Finanzen oder schlicht der Fakt,
dass er ein Arschloch ist?“
Tatsächlich scheiterte Cuban mehrmals, die Chicago Cubs, Texas Rangers oder
die Los Angeles Dodgers zu kaufen. Mark Cuban kann’s verschmerzen. Zum
einen sind seine Konten prall gefüllt, zum anderen kann er seiner
verlässlichsten Überzeugung frönen: der Liebe zum Basketball.
10 Jan 2024
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=vrl5PFB35Ec
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Affirmative_Action
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
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Dirk Nowitzki
Dallas Mavericks
Donald Trump
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