Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Beschlussentwurf in Dubai: Umstieg aus Fossilen, kein Ausstieg
> Der neue Vorschlag für eine Abschlusserklärung der UN-Klimakonferenz
> sieht kein Aus für Fossile vor. Umweltschützer kritisieren den Text als
> zu vage.
Bild: Fossiler Lobbyist: Sultan al-Dschaber, Präsident des UN-Klimagipfel, spr…
Dubai dpa | In einem neuen Entwurf für die Abschlusserklärung der
[1][Weltklimakonferenz in Dubai i]st der von Dutzenden Staaten geforderte
klare Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nicht enthalten. Der Text der
Konferenz-Präsidentschaft aus den Vereinigten Arabischen wurde am
Mittwochmorgen veröffentlicht. In dem 21-Seiten-Papier werden die Staaten
lediglich aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren
Energiesystemen abzuwenden. Mehr als hundert Staaten hatten zuvor eine
weitergehende Formulierung gefordert, nämlich einen Ausstieg („Phase out“).
Unklar blieb zunächst, ob der Bezug auf Energiesysteme Sektoren wie den
Verkehr ausnimmt, wo ebenfalls viele klimaschädliche Treibhausgasemissionen
anfallen. Enthalten ist zudem das Ziel, die Kapazität der erneuerbaren
Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo bei der Energieeffizienz
in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Die G20-Staaten haben sich dies bereits
vorgenommen.
[2][Am Montagabend hatte die Präsidentschaft der sogenannten COP28 einen
Textentwurf veröffentlicht], der einen Proteststurm vieler Staaten und
Empörung unter den Umweltorganisationen auslöste. Deutschland und die EU
bezeichneten ihn als enttäuschend und inakzeptabel. Daraufhin wurde das
UN-Treffen der knapp 200 Staaten [3][verlängert. Es sollte eigentlich
Dienstagvormittag enden].
Der jüngste Entwurf kommt diesen Kritikern nun ein stückweit entgegen. Um
offiziell beschlossen zu werden, muss er aber von allen Staaten einstimmig
im Plenum angenommen werden – dies könnte am diesem Mittwoch passieren.
## 1,5 Grad-Ziel so nicht zu schaffen
Die Vize-Präsidentin der Umweltorganisation Global Citizen, Friederike
Röder, sagte, die neue Textversion sei zwar besser, aber in den
Formulierungen zu vage, um das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel bei
der Erderwärmung zu schaffen. „Dies ist nicht das historische Ergebnis, das
angesichts des krisenhaften Notfalls erforderlich wäre.“ Es fehle die
erforderliche Dringlichkeit und Klarheit, um eine globale Kurskorrektur
auszulösen.
Der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, sagte:
„Wenn dieser Text so angenommen wird, sendet er ein starkes Signal an die
Welt. Erstmals fordert eine Weltklimakonferenz alle Staaten auf, sich von
Kohle, Öl und Gas weg zu bewegen.“ Damit würden Investitionen in neue Öl-
und Gas-Projekte riskanter. Allerdings werde ein solcher Beschluss nicht
ausreichen, die Welt auf den angestrebten 1,5-Grad-Pfad zu bringen.
## Problematische Schlupflöcher
Auch Jan Kowalzig, Klimadiplomatie-Experte von Oxfam, nannte es sehr
zweifelhaft, ob der Text reiche, um die 1,5-Grad-Grenze einhalten zu
können, zumal es bei der finanziellen Unterstützung für die ärmeren Länder
keine Zugeständnisse gab.“ Doch sei der Text eine deutliche Verbesserung
gegenüber der vorherigen Version – allerdings mit Abstrichen. Denn der
Entwurf enthalte nach seiner Einschätzung „problematische Schlupflöcher“,
darunter etwa der Verweis auf die Rolle von Erdgas als Übergangslösung.
„Das werden einige Länder und die fossile Industrie als Rechtfertigung für
den weiteren Ausbau der Gasförderung verstehen werden.“ Auch die Betonung
der Rolle von Abscheidung und Speicherung von Treibhausgasen, eine teure
und in großem Maßstab gar nicht verfügbare Technologie, diene letztlich
fossilen Interessen und lenke vom dringend nötigen Ausbau der erneuerbaren
Energien ab.
Tom Evans von der Umweltorganisation E3G kommentierte: „Wenn dieser Text
später im Plenum angenommen wird, zeigt er die kollektive Erkenntnis, dass
wir uns von fossilen Brennstoffen abwenden und uns auf eine sauberere
Zukunft konzentrieren müssen.“ Der Entwurf könne helfen, eine Katastrophe
in Dubai zu verhindern. „Aber er verhindert keine Katastrophe für den
Planeten.“
Der Gastgeber, Konferenzpräsident Sultan al-Dschaber und sein Team, hatten
sich seit Montagabend bis weit in die Nächte hinein mit den Vertretern der
Staaten und Ländergruppen getroffen. „Damit soll sichergestellt werden,
dass alle gehört werden und alle Positionen berücksichtigt werden“, sagte
eine Sprecherin.
Der Präsident der Konferenz COP28 ist gleichzeitig Präsident des
staatlichen Ölkonzerns. Trotzdem hatte er während der Konferenz mehrfach
betont, einen ehrgeizigen Abschluss erreichen und das international
vereinbarte Ziel in Reichweite halten zu wollen, das die Erderwärmung auf
1,5 Grad begrenzen soll.
13 Dec 2023
## LINKS
[1] /Verlaengerung-der-Klimakonferenz-in-Dubai/!5979084
[2] /Kein-Ausstieg-aus-fossilen-Energien/!5978995
[3] /UN-Klimakonferenz-in-Dubai/!5979062
## TAGS
Klimakonferenz in Dubai
Klima
Schwerpunkt Klimawandel
Dubai
Klimakonferenz in Dubai
Klimakonferenz in Dubai
Klimakonferenz in Dubai
Klimakonferenz in Dubai
## ARTIKEL ZUM THEMA
Berater über Klima-Verhandlungen: „Einer der anstrengendsten Jobs“
Er schult die Präsidententeams von Weltklimakonferenzen. Berater Kai
Monheim findet, in Dubai arbeiten extrem viele gute Experten.
UN-Klimakonferenz einigt sich: Aufruf zur Abkehr von Fossilen
Ein Aus für fossile Brennstoffe beschließt die UN-Klimakonferenz nicht. In
der Abschlusserklärung enthalten ist aber die Forderung nach einem Umstieg.
Verlängerung der Klimakonferenz in Dubai: Die COP wird nicht die Welt retten
Die COP28 geht in die Verlängerung. Verzögerungen gehören dazu, wenn knapp
200 Staaten der Konferenz um das Abschlusspapier streiten.
UN-Klimakonferenz in Dubai: Verhandlungen in der Verlängerung
Die Konferenzteilnehmer einigten sich bis Dienstagvormittag nicht auf ein
Abschlussdokument. Der Entwurf sah kein Aus für fossile Energien vor.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.