# taz.de -- Sport und Propaganda: Finsteres Team | |
> Etliche Sportler gehören zu den offiziellen Unterstützern Wladimir Putins | |
> für die Präsidentschaftswahl. Ein Kämpfer aus den USA gehört nun auch | |
> dazu. | |
Bild: Im Pulli mit der Aufschrift „Volksfront – Putins Team“: Kampfsportl… | |
Wladimir Putin will sich in diesem Jahr wieder zum Präsidenten der | |
Russischen Föderation wählen lassen. Er tritt wie zuvor auch schon als | |
unabhängiger Kandidat an, der von mehr oder weniger prominenten | |
Persönlichkeiten getragen wird. Die bilden seine Mannschaft. „Putins Team“ | |
nennen sich die Unterstützer und Unterstützerinnen aus Politik, | |
Wissenschaft, Kultur und Sport, die so etwas wie offizielle Werbeträger für | |
die Wiederwahl des Präsidenten darstellen. | |
Die frisch zusammengestellte Mannschaft hat nichts zu tun mit jenem | |
„Putin-Team“, in dem [1][Eishockey-Superstar Alexander Owetschkin] | |
russische Sportgrößen von einst und jetzt vor den Präsidentschaftswahlen | |
2018 versammelt hat. Owetschkin selbst gehört auch nicht zu der | |
Sportprominenz, die sich auf der Liste der offiziellen Putin-Botschafter | |
für die anstehende Wahl findet. | |
Es sind die üblichen Verdächtigen, die für Putin werben. Der | |
[2][Schachgroßmeister Sergej Karjakin], der aus beinahe jedem seiner | |
Auftritte eine Propagandaveranstaltung für die sogenannte Spezialoperation | |
in der Ukraine macht. | |
Auch Jewgeni Pljuschenko gehört dazu, jener ehemalige Eiskunstläufer, der | |
sich in der Nähe Putins schon immer besonders wohl gefühlt hat und auch | |
jetzt wieder betont hat, wie sehr er „unseren Führer, Präsidenten und | |
Oberbefehlshaber“ doch schätzt. Irina Viner, die Cheftrainerin des | |
Nationalteams der Rhythmischen Sportgymnastinnen, darf als führende | |
Repräsentantin [3][der russischen Propagandasportart schlechthin] auch | |
nicht fehlen. | |
## Muskelpaket für Putin | |
In den Kreis der sattsam bekannten, oft hoch dekorierten Putin-Freunde aus | |
dem Sport hat es auch ein ehemaliger Staatsbürger der USA geschafft. Jeff | |
Monson, ein Kampfsportler, der sich in diversen Wettkampfserien der | |
Mixed-Martial-Arts-Szene einen Namen gemacht hat, ist seit 2018 russischer | |
Staatsbürger. Die Laufbahn des 52-Jährigen als muskelbepackter und bis zum | |
Hals tätowierter Propagandafighter für Putin hatte schon vor der Verleihung | |
der Staatsbürgerschaft durch den Präsidenten begonnen. | |
Monson bezeichnete sich selbst schon immer als Anarchist und wurde 2008 mal | |
zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er das Peace-Zeichen, „No War“ und „… | |
poverty“ an das Kapitol des Staates Washington in Olympia gesprayt hat. | |
2015 hat er dann begonnen, sich selbst zu russifizieren, und schmuste mit | |
der Kommunistischen Partei Russlands. Mit deren damaligem Generalsekretär | |
Gennadi Sjuganow führte er an Wladimir Lenins 156. Geburtstag im Jahr 2016 | |
eine Prozession zum Mausoleum des Revolutionsführers auf dem Roten Platz in | |
Moskau an. | |
Kurz darauf gab er damit an, nun Bürger der selbst ernannten Volksrepublik | |
Luhansk zu sein, und posierte mit Bildern der Gebiete, die durch von | |
Russland ins Leben gerufene Milizen von der Ukraine abgespaltet worden | |
waren. Er ist auch Ehrenbürger Abchasiens. Dieser unter dem Protektorat | |
Russlands stehenden Republik, die nach kriegerischen Auseinandersetzungen | |
von Georgien losgelöst worden ist, fühlt sich Monson ganz im Sinne der | |
russischen Propaganda verpflichtet, weil er für das „Selbstbestimmungsrecht | |
der Völker“ kämpfen wolle. | |
Seit er 2018 für die Putin-Partei „Einiges Russland“ in den Gemeinderat der | |
Moskauer Vorortkommune Krasnogorsk gewählt wurde, nennt er sich Politiker. | |
Der Buchstabe „Z“, das Symbol, unter dem die Russen den Überfall auf die | |
Ukraine gestartet haben, hat sich Monson auf den Hals tätowieren lassen. So | |
geschmückt wurde er im September des vergangenen Jahres in das | |
Regionalparlament der Republik Baschkortostan im Ural gewählt. | |
Nun ist er offizielles Mitglied von „Putins Team“ und wird wohl noch oft | |
sagen, wie stolz er darauf ist, jetzt ein echter „russischer Mann“ zu sein. | |
3 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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