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# taz.de -- Somalia in Ostafrikanischer Gemeinschaft: Größer, aber nicht bess…
> Somalia ist der East African Community beigetreten. Das Land bringt aber
> Konflikte mit den bisherigen Mitgliedern in die Organisation.
Bild: Der somalische Präsident Hassan Mohamud auf dem Weg zu einem EAC-Treffen…
Im November wurde Somalia als achtes Mitglied in die Ostafrikanische
Gemeinschaft (East African Community – EAC) aufgenommen. Präsident Hassan
Mohamud verpflichtete sich zu den vier Säulen der EAC-Integration:
Zollunion, Binnenmarkt, Währungsunion und politische Föderation. Das Land
am Horn von Afrika fügt der EAC eine potenziell blühende Volkswirtschaft
hinzu, denn die ausländischen Gläubiger haben ihm gerade 4,5 Milliarden
US-Dollar Schulden erlassen, und es sind nur 600 Millionen übrig, die
geringste Schuldenlast der ganzen Region.
Die EAC wächst und wächst. Erst ein Jahr ist es her, da gesellte sich die
Demokratische Republik Kongo hinzu. Jahre zuvor war der ursprünglich von
Kenia, Tansania und Uganda gegründete Staatenbund um Ruanda, Burundi und
Südsudan erweitert worden. Mit Kongo hatte die EAC schon 300 Millionen
Einwohner. Somalia bringt ihm weitere 20 Millionen sowie die längste
Küstenlinie Afrikas: 3.333 Kilometer. Die EAC mit ihren 5,4 Millionen
Quadratkilometern beherbergt Uran, Mineralien für die grüne
Energiewende, Gold und Diamanten, Öl und Erdgas in großen Mengen.
Solche natürlichen Reichtümer könnten, gemeinschaftlich genutzt, das
Wachstum fördern. Sie können aber auch Konfusion fördern, wenn ihre
Erschließung nicht gut geplant und angeleitet wird. So hat die DR Kongo der
EAC seit ihrem Beitritt nur Probleme bereitet. Die ostafrikanischen Länder
schickten eine multinationale Eingreiftruppe zur Stabilisierung in den
Osten Kongos, wo über 100 bewaffnete Gruppen operieren, aber Kongos
Regierung in Kinshasa hat die Truppe wieder weggeschickt. Derweil hat sie
noch nicht einmal ihre EAC-Mitgliedsbeiträge gezahlt.
Kurz vor Kongos chaotischen Wahlen verkündete Präsident Félix Tshisekedi
überdies, er werde sein Parlament um eine Kriegserklärung gegen den
EAC-Nachbarn Ruanda bitten, den er der Unterstützung der stärksten
kongolesischen Rebellengruppe M23 bezichtigt. Er setzte gar den ruandischen
Präsidenten Paul Kagame mit Adolf Hitler gleich und prophezeite ihm dessen
Schicksal.
Die integrative Politik der EAC ist somit weitgehend wirkungslos geblieben.
Auch der Handel zwischen ihren Mitgliedern bleibt von nationalen Hürden
gehemmt, die vielfach versprochene gemeinsame Luftfahrtbehörde eine
Luftnummer; die Flugpreise in der Region sind damit weiter sehr hoch.
Die EAC kann nicht einmal ihre Mitgliedsbeiträge eintreiben. Nicht nur die
DR Kongo zahlt nicht. Südsudan zahlte im November 30 Millionen US-Dollar,
die Hälfte seiner Schulden – aber nur, damit Präsident Salva Kiir
turnusmäßig den EAC-Vorsitz übernehmen konnte. EAC-Generalsekretär Libérat
Mfumukeko, der 2021 abtrat, wurde innerhalb der Organisation immer wieder
verhöhnt, weil man seinem Land Burundi vorwarf, sich vor den Zahlungen zu
drücken. All diese drei Länder sind politisch instabil. Die stabilen
EAC-Mitglieder Kenia, Tansania und Uganda führen derweil ständig
Handelskriege gegeneinander.
Theoretisch ist Somalias Beitritt für die EAC eine gute Sache. Aber das
Land steht im Dauerkonflikt mit Kenia: Drei Millionen der 50 Millionen
Kenianer sind ethnische Somalis. Sie machen einen überproportionalen Anteil
der ökonomischen Elite des Landes aus. Manche Kenianer maulen, dass mit
Profiten aus der somalischen Piraterie Luxusimmobilien in Nairobi gekauft
werden. Kenias Eingreiftruppe in Somalia wurde ihrerseits immer wieder der
Plünderei bezichtigt.
Idealerweise sollte die EAC helfen, solche Konflikte zu überwinden.
Tatsächlich wird sie mit jedem neuen Mitglied ineffektiver. Ihr Traum von
Einheit dürfte ein Traum bleiben.
Aus dem Englischen von Dominic Johnson
29 Dec 2023
## AUTOREN
joachim buwembo
## TAGS
Kolumne Fernsicht
Somalia
Ostafrika
Kenia
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