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# taz.de -- Spielsucht in Deutschland: Ein Atlas als Diskussionsgrundlage
> Der Glücksspielatlas sammelt erstmals Fakten zum Thema. Das Ziel für den
> Suchtbeauftragten der Bundesregierung: Mehr Prävention und politischer
> Druck.
Bild: Abgetaucht in der Daddelhölle: Den höchsten Ertrag erzielten 2022 Glüc…
Berlin taz | Um Spieler*innen zu schützen, wurde zwar einiges getan,
aber die Hilfen sind ausbaufähig. Dabei werde der [1][Glücksspielatlas]
helfen, sagt Burkhard Blienert (SPD), der Beauftrage der Bundesregierung
für Suchtfragen. Gemeinsam mit Forschenden und der Deutschen Hauptstelle
für Suchtfragen stellte er am Montag den Atlas vor.
Das Heft besteht aus mehr als hundert Seiten bunter Diagramme, Zahlen und
Definitionen [2][zum Glücksspiel in Deutschland]. Genauer gesagt: zur Sucht
danach. Gemessen an den gesundheitlichen Kriterien sind etwa 1,3 Millionen
Menschen in Deutschland betroffen. Der Atlas sei „eine gute Grundlage für
die Diskussion über den richtigen Umgang mit dem Glücksspiel und seinen
Folgen“, sagt Blienert. Bisher habe das gefehlt, selbst
Politiker*innen wüssten oft nicht Bescheid.
Herausgegeben wird der Atlas vom Institut für interdisziplinäre
Suchtforschung in Hamburg, der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen und
der Universität Bremen. Laut Atlas spielten 2021 insgesamt 30 Prozent der
16- bis 70-Jährigen in Deutschland und gaben 44,1 Milliarden Euro für
legale Angebote aus. [3][Zwar machen Sportwetten und Online-Automaten einen
immer höheren Anteil aus,] aber 2022 erzielten immer noch
Geldspielautomaten die höchsten Bruttoerträge.
Wenn es um Glücksspielsucht geht, ist es noch komplexer. Das Suchtrisiko
ist bei den Angeboten unterschiedlich hoch. Außerdem sind nicht nur die
Spieler*innen selbst betroffen, sondern auch ihr Umfeld, von dem sie
sich zum Beispiel Geld zum Spielen besorgen.
## Kinder und Jugendliche besser vor Werbung schützen
Was die Studienlage über präventive Schutzmaßnahmen sagt, steht ebenfalls
im Atlas. Wirksam ist demnach, dass Spieler*innen sich selbst vom Spiel
sperren lassen können. Für risikoreiches Glücksspiel gibt es in Deutschland
die übergreifende Sperrdatei OASIS. Dort stehen derzeit mehr als 228.000
Namen drin, wie die zuständige Behörde der taz bestätigt. Mehr als 90
Prozent davon ließen sich selbst sperren.
Die Zahlen des Atlas sind allerdings nicht tagesaktuell. So geht die
Zusammenstellung beispielsweise von „etwa 1,3 Millionen Betroffenen mit
einer glücksspielbezogenen Störung“ aus und bezieht sich dabei auf eine
Umfrage von 2021. Allerdings: Tatsächlich gibt es keine neueren Zahlen,
denn die Förderung für unabhängige Forschung ist schwierig. Auch der
illegale Markt ist derzeit noch schwer zu fassen, und es gibt kaum
wissenschaftliche Erkenntnisse dazu.
Zu den wichtigen politischen Themen gehört für den Suchtbeauftragten
Burkhard Blienert die Glücksspielwerbung, zum Beispiel für Sportwetten vor
und während Fußballspielen. Diese Werbung ist zwar bereits reglementiert,
aber Blienert würde sie künftig erst nach 23 Uhr erlauben wollen. Der
Grund: Kinder und Jugendliche sollen so besser vor solcher Werbung
geschützt werden.
Doch warum setzt der Beauftragte der Bundesregierung für Suchtfragen das
nicht um? Tatsächlich ist die Bundesregierung bei diesem Thema nicht am
Zug. [4][Wann Glücksspiel in Deutschland legal ist, das regeln die
Bundesländer.] Doch die waren am Montag nicht dabei.
13 Nov 2023
## LINKS
[1] https://gluecksspielatlas2023.isd-hamburg.de/dl/Gluecksspielatlas_2023.pdf
[2] /Sportwetten-in-Deutschland/!5925454
[3] /Spielhallen-und-Sucht/!5807393
[4] /Legalisierung-von-Gluecksspiel/!5777924
## AUTOREN
David Muschenich
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Glücksspiel
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