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# taz.de -- 25 Jahre Lesben und Schwule in der Union: Subversive am richtigen O…
> Der Verband LSU von CDU und CSU feiert Geburtstag. Er hat dazu
> beigetragen, dass queere Menschen in bürgerlichen Milieus akzeptiert
> werden.
Bild: Konservative mit Regenbogenfahnen: LSU-Wagen beim CSD in Berlin 2017
Sollte einmal eine Chronik zur queeren Politik der Bundesrepublik der
Nachwendezeit geschrieben werden, wäre eine Gruppe unbedingt zu nennen, die
am Donnerstag ihren 25. Geburtstag feierte: Es ist die LSU, [1][die Lesben
und Schwulen in der Union], zu deren Jubiläum sogar Parteichef Friedrich
Merz seine Aufwartung macht. Nun mag – von linker Seite – eingewandt
werden, das sei die allerunwichtigste Vereinigung im queeren
Politspektrum.
Nur: Wer ist mutiger? Die Linken, die außer sich selbst nie irgendein
Publikum erreichen – oder ebenjene Homosexuellen (plus inzwischen einige
Transmenschen), die in ihrer konservativen Partei mit allem, nur nicht mit
Gratisbeifall zu rechnen hatten?
Eben! Ohne die LSU hätte es für das Projekt „Ehe für alle“, [2][beschlos…
2017 von der letzten Regierung Merkel,] ohne Kanzlerinnenzustimmung, aber
getragen von relevanten Teilen der Unionsfraktion, keinen Erfolg geben
können. Nun gehört es inzwischen zum guten Ton der Queerbewegung, die Ehe
für alle, also die Entbiologisierung der zuvor heterosexuell privilegierten
Ehe, für einen Fliegenschiss zu halten – was sich andererseits so gar nicht
in Einklang bringen lässt mit den politischen Empfindungen der großen
Bevölkerungsmehrheit.
Die LSU hat diesen Sinn für [3][das politisch Angemessene und damit
Sinnvolle, weil Durchsetzbare], ganz im Sinne von Max Webers
Charakterisierung moderner Politik, dessen Trägerinnen* sich auf das Bohren
dicker Bretter einzustellen haben. Das macht dieser mittlerweile
parteioffizielle Verein seit einem Vierteljahrhundert – und trägt
wesentlich dazu bei, dass queere Menschen inzwischen bis in die
bürgerlichsten Milieus hinein akzeptiert werden. Wenn man bedenkt, dass
gerade die Union von den fünfziger bis in die neunziger Jahre alles an
Liberalisierung, Sagbarkeit inklusive, aufzuhalten suchte, war die
innerparteiliche Strategie der LSU fulminant erfolgreich.
Jetzt möchte man für sie hoffen, dass Parteichef Merz Lesbisches und
Schwules nicht zum karnevalesken Sonderfall der Parteigeschichte erklärt,
sondern die Ehe für ein Liebes- und Verantwortungskonstrukt aller erklärt.
Die LSU – das waren und sind Subversive an ihrem richtigen Platz.
20 Oct 2023
## LINKS
[1] /Hamburger-CDU-beim-CSD-nicht-willkommen/!5946484
[2] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw26-de-ehe-fuer-alle-51…
[3] https://www.swr.de/swr2/wissen/max-weber-politik-als-beruf-102.html
## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Queer
Schwulen- und Lesbenpolitik
Schwerpunkt Leipziger Buchmesse 2024
Baltische Staaten
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