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# taz.de -- +++ Hamas-Angriff auf Israel +++: „Schutz hat höchste Priorität…
> Das Auswärtige Amt berät über Ausreise deutscher Staatsangehöriger aus
> Gaza. Außenministerin Baerbock ist in Israel eingetroffen.
Bild: Außenministerin Baerbock mit ihrem israelischen Amtskollegen Cohen (link…
## Ein toter und mehrere verletzte Journalisten durch Beschuss an Grenze
zum Libanon
Bei einem Feuergefecht an der Grenze zwischen Israel und dem Südlibanon
sind ein Journalist getötet und mehrere weitere verletzt worden. Wie die
Nachrichtenagentur Reuters am Freitagabend mitteilte, handelt es sich bei
dem Toten um ihren Videojournalisten Issam Abdallah. Wie ein
AFP-Korrespondent berichtete, hielt sich in dem Gebiet eine Gruppe von
Journalisten von mindestens drei verschiedenen Medien auf. Unter den
Verletzten waren demnach zwei AFP-Journalisten sowie zwei Journalisten des
katarischen Nachrichtensenders Al-Dschasira.
Zuvor hatte es aus libanesischen Sicherheitskreisen geheißen, Israel habe
Raketen abgefeuert, nachdem von libanesischer Seite ein Versuch erfolgt
sei, nach Israel einzudringen. Nach diesem Versuch sei es zu einem
Schusswechsel an der Grenze gekommen, berichtete al-Manar, der Sender der
libanesischen Hisbollah-Miliz.
Die israelische Armee hatte mitgeteilt, dass es an der Grenzbarriere
zwischen beiden Staaten eine Explosion gegeben habe, die „leichte Schäden“
verursacht habe. Als Reaktion sei israelisches Artilleriefeuer auf
libanesisches Gebiet eröffnet worden. Bei den israelischen Bombardements
wurden nach Angaben von AFP-Korrespondenten vor Ort die Dörfer Dayra und
Alma al-Dschaab getroffen.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz erklärte am Abend, sie habe auf
„israelische Aggressionen vom Freitagnachmittag“ reagiert. Dabei habe sie
„mehrere israelische Stellungen“ unter Beschuss genommen. Die Hisbollah ist
mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas verbündet. Die radikalislamische
Palästinenserorganisation hatte am Samstag vergangener Woche einen
Großangriff auf Israel gestartet. (afp)
## Israelisches Militär vermeldet erstmals Bodentruppen im Gazastreifen
Das israelische Militär hat Einsätze mit Bodensoldaten im Gazastreifen
unternommen. Es habe mehrere kleine Razzien durch die israelischen
Streitkräfte gegeben, teilte das Militär am Freitagabend mit. Es handelte
sich demnach um das erste Mal seit dem terroristischen Großangriff der im
Gazastreifen regierenden Hamas auf Israel, dass israelische Bodentruppen im
Gazastreifen tätig wurden.
In einer Mitteilung hieß es, die Einsätze hätten dem Kampf gegen Militante,
der Zerstörung von Waffen und der Suche nach Beweisen im Zusammenhang mit
der Verschleppung von rund 150 Geiseln aus Israel gegolten, die sich in der
Gewalt der Hamas befinden.
Es gab zunächst keine Anzeichen, dass es sich um den Beginn einer
erwarteten Bodenoffensive im Gazastreifen handelte. Israel hat an der
Grenze zu dem schmalen Küstenstreifen seit der beispiellosen Attacke vom
Samstag jedoch in großer Zahl Truppen zusammengezogen. (ap)
## Baerbock wird in Kairo erwartet
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wird am Freitag Abend von
Tel Aviv aus nach Kairo weiterreisen, hieß es am Freitag aus
Delegationskreisen. Neben der regionalen Lage nach den Terroranschlägen der
Hamas auf Israel werden auch die Bemühungen um die Freilassung der von der
Hamas verschleppten Geiseln Teil der Krisengespräche sein. Zudem will
Baerbock über die humanitären Bemühungen Ägyptens für die Zivilbevölkerung
in Gaza sprechen.
Weiter hieß es, dass der Airbus der Flugbereitschaft, mit dem Baerbock von
Berlin aus nach Tel Aviv reiste, mit rund 80 deutschen
Staatsbürger:innen wieder nach Deutschland zurückkehren wird. Sie
werden auf dem Rückflug vom Krisenbeauftragten des Auswärtigen Amtes
begleitet. (tat/taz)
## Deutsche Staatsangehörige in Gaza
Laut Auswärtigem Amt befindet sich eine niedrige dreistellige Anzahl von
deutschen Staatsangehörigen in Gaza. Man schaue, wie man sie bei der
Ausreise unterstützen könnte, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am
Freitag. Ob die Bundesregierung einen humanitären Korridor für die Menschen
in Gaza unterstützt, dazu gibt es ausweichende Antworten. Israel hat das
völkerrechtlich verbriefte Recht, sich zu verteidigen und sich zu schützen,
sagte der Sprecher. Die humanitäre Lage vor Ort sei der Bundesregierung
sehr wichtig. Gespräche wurden dazu mit Ägypten und mit Israel geführt.
(tat/taz)
## Propalästinensische Ansammlungen in Berlin-Neukölln – Polizei greift ein
In Berlin-Neukölln hat es am Freitagnachmittag immer wieder
propalästinensische Ansammlungen und kleinere Tumulte gegeben. Unterstützer
von Palästinensern, vor allem junge Männer, versammelten sich vor Imbissen
und Cafés. Einige von ihnen trugen Schals oder Tücher in den Farben der
Flagge von Palästina und diskutierten lautstark und erregt mit der Polizei.
Die Polizei hatte eine verstärkte Präsenz auf den Straßen in den nächsten
Tagen angekündigt; besonders in Neukölln, in Wedding und im
Regierungsviertel. Auf der Neuköllner Sonnenallee waren zahlreiche
Polizisten mit Helm und viele Mannschaftswagen zu sehen.
„Meine Familie und viele Leute sterben gerade alle in Gaza. Auch durch
deutsche Waffen und durch einen nie gewesenen Genozid“, rief ein Mann unter
dem lauten Beifall der umstehenden Männer, die „free, free Palestine“
skandierten. Ein Mann mit einer Kappe, auf der die palästinensische Flagge
abgebildet war, protestierte gegen das Verbot von Demonstrationen: „Ich
möchte nur mein Recht. Ich will nur Meinung ausdrücken.“ Immer wieder
zerstreuten Polizisten die einzelnen Gruppen auf den Bürgersteigen und
verboten Ansammlungen. Einige Menschen wurden vorläufig festgenommen. (dpa)
## Faeser berät über Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wird sich am Freitagnachmittag mit
den Landesinnenministerien über verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für
jüdische Einrichtungen und Organisationen beraten. Man müsse von einer
erhöhten Gefährdungslage ausgehen, sagte ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin. „Der Schutz von Juden und
Jüdinnen und von jüdischen Einrichtungen hat höchste Priorität“, hieß es
weiter. Seit dem brutalen Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel am
vergangenen Samstag seien die Sicherheitsbehörden zusätzlich sensibilisiert
und der Schutz der Einrichtungen wurde bundesweit verstärkt.
Für diesen Freitag hatten die Hamas und Hamas-nahe Organisationen
international zu Gewalt gegen Juden und Jüdinnen aufgerufen. Bereits kurze
Zeit nach dem brutalen Angriff der Terrororganisation auf Israel war es
auch in Deutschland, unter anderem in Berlin, zu antisemitischen und
antiisraelischen Demonstrationen gekommen.
„Es gibt ein Recht auf Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit und seinen
Standpunkt zum Ausdruck zu bringen“, sagte Regierungssprecher Steffen
Hebestreit am Freitag. Aber wenn das Existenzrecht Israels in Frage
gestellt wird oder Solidarität mit dem Terror der Hamas ausgedrückt wird,
dann würden die Sicherheitsbehörden eingreifen. Die Bundesregierung rief
angesichts der schrecklichen Ereignisse in Israel die Bevölkerung dazu auf,
ein Zeichen der Zivilcourage zu setzen und sich Anfeindungen gegen Juden
und Jüdinnen entgegenzustellen. (tat/taz)
## Schutzappell von Ärzte ohne Grenzen
In Gaza sind derzeit noch Teams der Organisation Ärzte ohne Grenzen im
Einsatz. Sie behandeln Verletzte im al-Awda-Krankenhaus, im
Nasser-Krankenhaus und im Indonesischen Krankenhaus. In al-Shifa wurde ein
Operationssaal für Verbrennungs- und Traumapatient:innen eröffnet. Das
al-Awda-Krankenhaus und das Indonesische Krankenhaus wurden durch
Luftangriffe getroffen.
Christian Katzer, Geschäftsführer der Organisation, appellierte an alle
Konfliktparteien, den Schutz der Zivilbevölkerung und von medizinischen
Einrichtungen einschließlich Krankenwagen zu gewährleisten. Medizinische
Einrichtungen müssten in bewaffneten Auseinandersetzungen respektiert
werden, dürften nicht für militärische Zwecke genutzt werden und keine
militärischen Ziele sein. „Eine ungehinderte Versorgung mit lebensrettenden
Medikamenten, medizinischem Material sowie der Zugang zu unabhängiger
humanitärer Hilfe muss sichergestellt sein“, so Katzer. (tat/taz)
## Lufthansa-Sonderflüge für deutsche Staatsbürger:innen
Auch am Freitag soll es vier Sonderflüge der Lufthansa geben, um deutsche
Staatsbürger:innen und ihre Familienangehörigen aus Israel
auszufliegen. Für Sonntag werden zudem zwei Sonderflüge aus Jordanien
organisiert, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag bestätigte.
Der Krisenstab der Bundesregierung tagt derzeit täglich. Deutsche
Staatsangehörige werden über das Elefand-System informiert. Am Donnerstag
hätte es freie Plätze auf den Flügen gegeben. Dies sei Doppelbuchungen
geschuldet, oder da einige Personen nicht zum Flughafen in Tel Aviv kamen.
Kontinuierlich werde geprüft, wie die Bundesregierung bei einer Ausreise
unterstützen könnte, so der Sprecher. Für die Flüge müssen die
Ausreisewilligen mit einem Eigenanteil von 300 Euro rechnen. Das Auswärtige
Amt hat 250 Euro für die Tickets übernommen. Laut Auswärtigem Amt befindet
sich eine niedrige dreistellige Anzahl von deutschen Staatsangehörigen in
Gaza. Man schaue, wie man sie bei der Ausreise unterstützen könnte.
(tat/taz)
## Außenministerin Baerbock zu Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist zu einem
Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen. Baerbock landete am
Freitagvormittag in Tel Aviv, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts
bestätigte. Die Außenministerin wird während ihres Besuchs unter anderem
mit ihrem israelischen Kollegen Eli Cohen zusammentreffen.
Baerbock bezeichnete den Großangriff der Hamas gegen Israel vor ihrem
Abflug als „brutale Zäsur“. Für die Menschen in Israel habe „eine neue
Zeitrechnung begonnen“. Deutschland stehe „fest und unverbrüchlich an der
Seite Israels“, sagte die Außenministerin. (afp)
## Nach Hamas-Protestaufruf: Schutz jüdischer Einrichtungen weiter erhöht
Nach den für Freitag erwarteten antisemitischen Protesten hierzulande ist
der Schutz jüdischer Einrichtungen noch einmal erhöht worden. Die
Bundesländer lassen den Schutz „jetzt in ganz Deutschland auf einem
erhöhten Niveau laufen“, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA),
Holger Münch, am Freitag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Münch
rechnet angesichts des Aufrufs der Hamas zu weltweiten Protestaktionen
damit, dass dies auch bei deren deutschen Anhängern „einen Widerhall
findet“.
Es gehe deshalb darum, die Grenzen von Demonstrationen „klar zu ziehen“,
betonte der BKA-Chef. Natürlich sei es erlaubt, für das Schicksal von
Israelis und Palästinensern Mitgefühl zu zeigen oder zu protestieren. „Wenn
das Ganze aber missbraucht wird für terroristische Propaganda, dann sind
Grenzen nicht nur des Strafrechts überschritten.“ Solche Versammlungen
müssten dann unterbunden werden, forderte Münch.
Dessen Behörde rechnet einem Bericht zufolge mit einer Protestwelle gegen
jüdische Einrichtungen und Gebetshäuser in Deutschland. Neben
„demonstrativen Aktivitäten“ seien auch Proteste vor US-amerikanischen
Einrichtungen, insbesondere in Berlin, sowie vor US-Militärstützpunkten zu
erwarten, heißt es in einem internen Lagebild, über das der Kölner
Stadt-Anzeiger am Freitag berichtete. (afp)
## Muslimische Organisationen rufen zu Besonnenheit und Frieden auf
Nach den Angriffen der Hamas auf Israel solidarisieren sich muslimische und
türkische Organisationen in Deutschland mit Juden und Jüdinnen und rufen zu
Frieden auf. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland
(TGD), Gökay Sofuoglu, forderte Muslime zur Besonnenheit auf. „Halten Sie
sich von der Manipulation der Hamas fern, diese schadet den Muslimen in
aller Welt“, sagte er dem Berliner Tagesspiegel (Freitag). Muslime in
Deutschland sollten sich nicht von der Hamas instrumentalisieren lassen.
Vor dem Freitagsgebet rief auch der Vorstandsvorsitzende des
Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, Yakup Ayar, zu Frieden auf.
Ayar sagte dem Tagesspiegel: „Während der Freitagspredigt werden wir
bundesweit in allen DITIB-Moscheen dieses Thema aufgreifen und gemeinsam
für den Frieden beten.“ Dem Verband gehören alle großen Islamverbände an
und damit eine Mehrzahl der Moscheen in Deutschland. (epd)
## BKA sieht Potenzial zu Gewaltausbrüchen
Nachdem Israel die Bundesregierung um die Lieferung von Munition bat,
könnten laut BKA zudem Rüstungskonzerne „in das Zielspektrum
pro-palästinensischer Personengruppen fallen“. Auch gezielte antisemitische
Aktionen aus der linksextremen Szene werden demnach erwartet, unter anderem
Sachbeschädigungen an entsprechenden Einrichtungen.
Das BKA geht nach dem weltweiten Hamas-Protestaufruf davon aus, dass auch
islamistische Prediger das Freitagsgebet dazu nutzen, die Teilnehmer mit
antisemitischen Aussprüchen aufzustacheln. Noch gebe es keine Aufrufe zu
Anschlägen in Deutschland oder Europa, heißt es dem Bericht zufolge in dem
Lagebild. Die Ermittler halten es allerdings nicht für ausgeschlossen, dass
die Hetze der Hamas der Auslöser für „Gewalttaten gegen israelische Ziele
in Deutschland“ sein könnte.
Auch könne das „erhebliche Emotionalisierungspotenzial des Konflikts
jederzeit dazu führen, dass Radikalisierungstendenzen bei einzelnen
Personen verschärft werden“, zitierte die Zeitung weiter aus dem Lagebild.
Es werde nicht ausgeschlossen, dass es zu spontanen gewaltsamen
„Tatentschlüssen“ während pro-palästinensischer Demonstrationen kommt.
Konkrete Hinweise zu Anschlagsplanungen auf jüdische Einrichtungen hat das
BKA aber noch keine – die Gefährdungslage sei aber nach wie vor sehr hoch.
Vor Cyberattacken warnten die Ermittler ebenfalls. (afp)
## Antisemitismus-Beauftragte warnt vor Hamas-Aufruf
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warnte
anlässlich des Aufrufs der Hamas deren Anhänger in Deutschland. Die
deutschen Sicherheitsbehörden hätten diese „fest im Blick“, sagte er dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland. Jüdische Einrichtungen würden umfassend
geschützt, Verfassungsfeinde beobachtet. „Wer dem Aufruf folgt, Hass und
Hetze verbreitet und jüdisches Leben bedroht, der wird die volle Härte
unserer Gesetze spüren.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Freitag eine Synagoge in
Berlin-Kreuzberg besuchen. Neben einem Statement Steinmeiers ist der
Austausch mit den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde geplant. (afp)
## Israels Armee will Gaza-Evakuierung so weit wie möglich sichern
Israels Armee will die geforderte Evakuierung der Einwohner aus dem
nördlichen Gazastreifen nach Angaben eines Sprechers so sicher wie möglich
machen. „Wir werden die Attacken kontrollieren, damit sie sich sicher
bewegen können“, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am
Freitag. „Es ist eine Kriegszone“, betonte er gleichzeitig.
Es sei Israel klar, dass eine Evakuierung mehr als 24 Stunden dauern würde.
Er nannte aber keinen klaren Zeitrahmen. Man habe den Einwohnern den Aufruf
auf verschiedenen Kanälen übermittelt. Man werde auch alles unternehmen, um
sensible Orte wie Krankenhäuser bei Luftangriffen nicht zu treffen, sagte
Hagari.
Die Vereinten Nationen stemmen sich gegen den Aufruf, etwa 1,1 Millionen
Menschen aus dem nördlichen in den südlichen Teil des Gazastreifens zu
evakuieren. Das hätte verheerende humantitäre Folgen. Es gibt Berichte,
dass die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas Menschen daran
hindert, in den Süden des Küstenstreifens zu fliehen. (dpa)
## UN fordert Rücknahme der Evakuierungs-Anordnung
Nach Angaben der Uno hat die israelische Armee die Umsiedlung von mehr als
einer Million Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen in den Süden des
Gebiets angeordnet. Dem Befehl zufolge sollen rund 1,1 Millionen Menschen
binnen 24 Stunden in den Süden des Gebiets umziehen, erklärte Stéphane
Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres, am Freitag und
forderte eine Rücknahme der Anordnung.
„Die Vereinten Nationen appellieren nachdrücklich an die Rücknahme eines
solchen Befehls, falls er bestätigt wird“, erklärte Dujarric und warnte,
dies würde die bereits bestehende Tragödie in eine „katastrophale
Situation“ verwandeln. Eine Evakuierung dieses Ausmaßes sei unmöglich, ohne
verheerende humanitäre Folgen zu verursachen. (afp/ap)
## Türkei schickt Hilfslieferungen für Gaza nach Ägypten
Die Türkei hat für den Gazastreifen bestimmte Hilfslieferungen nach Ägypten
geschickt. Die Lebensmittel und Notfallversorgung enthaltende Lieferung
solle über den Grenzübergang Rafah nach Gaza gebracht werden, berichtete
der staatliche Sender TRT am Freitag. Ob das gelingen wird, ist jedoch
unklar.
Israel hatte nach den Terrorangriffen der islamistischen Hamas aus dem
Gazastreifen auf Israel mit mehr als 1.200 Toten eine Blockade über das
Gebiet verhängt. Im dicht besiedelten Gazastreifen hat sich die humanitäre
Lage angesichts massiver israelischer Luftangriffe extrem verschärft.
Ägypten sicherte den Vereinten Nationen zu, seine Grenze nach Gaza für
humanitäre Hilfslieferungen zu öffnen. Rafah ist der einzige Grenzübergang
vom Gazastreifen nach Ägypten. Alle anderen Checkpoints gehen nach Israel.
## Israels Luftwaffe greift 750 Ziele im Norden des Gazastreifens an
Die israelische Luftwaffe hat im Kampf gegen die Angreifer der
islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens hunderte Ziele
angegriffen. Dutzende Kampfflugzeuge hätten in der Nacht 750 militärische
Ziele angegriffen, teilte Israels Militär am frühen Freitagmorgen mit. Zu
den angegriffenen Zielen gehörten unterirdische Tunnel der Hamas,
militärische Einrichtungen, Wohnsitze hochrangiger Terroristen, die als
militärische Kommandozentralen genutzt würden sowie Waffenlager.
Die israelische Armee rief die Zivilbevölkerung in Gaza auf, sich südlich
vom Fluss Gaza in Sicherheit zu bringen. Das deutet auf den baldigen Beginn
einer israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen hin.
Die Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation
eingestuft wird, hatte am vergangenen Samstag bei einem Großangriff auf das
Grenzgebiet das schlimmste Blutbad unter Zivilisten seit der israelischen
Staatsgründung angerichtet. Die Terroristen drangen am jüdischen Feiertag
Simchat Tora (Freude der Tora) in Orte ein und suchten in den Häusern nach
Opfern. Dabei erschossen sie Männer, Frauen und Kinder und verschleppten
rund 150 Menschen in den Gazastreifen. (dpa)
## UN-Hilfswerk verlegt Zentrale mit Personal in Süden des Gazastreifens
Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen
hat nach dem Aufruf Israels zur Evakuierung ihre Zentrale in den Süden
verlegt. „UNRWA hat seine zentrale Einsatzzentrale und sein internationales
Personal in den Süden verlegt, um seine humanitären Maßnahmen und die
Unterstützung seiner Mitarbeiter und der palästinensischen Flüchtlinge in
Gaza fortzusetzen“, teilte die Organisation am Freitag auf X, ehemals
Twitter, mit. Das Hilfswerk forderte „die israelischen Behörden dringend
auf, alle Zivilisten in Unterkünften, einschließlich Schulen, zu schützen.“
UN-Einrichtungen müssten „jederzeit geschützt werden und dürfen im Einklang
mit dem humanitären Völkerrecht niemals angegriffen werden“, hieß es
weiter.
Zuvor hatte das israelische Militär Zivilisten aufgefordert, den Norden des
Gazastreifens zu verlassen. Betroffen davon sind nach UN-Angaben rund 1,1
Millionen Menschen. Beobachter gehen davon aus, dass in dem Gebiet am
Mittelmeer eine Bodenoffensive Israels nach dem Großangriff der
islamistischen Hamas bevorstehen könnte. (dpa)
## Human Rights Watch kritisiert mutmaßlichen Einsatz von weißem Phosphor
im Gazastreifen
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft Israel vor, im
Gazastreifen und im Libanon Munition mit weißem Phosphor eingesetzt zu
haben. Die Menschenrechtsorganisation erklärte, sie habe Videos
verifiziert, die am 10. Oktober im Libanon und am 11. Oktober im
Gazastreifen aufgenommen worden seien. Sie hätten mehrere Luftangriffe mit
weißem Phosphor über dem Hafen von Gaza-Stadt und zwei ländlichen Orten
entlang der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gezeigt.
Das israelische Militär teilte auf Anfrage mit, dass es derzeit keine
Kenntnis vom Einsatz von Waffen mit weißem Phosphor in Gaza habe. Es
äußerte sich nicht zu den Vorwürfen der Menschenrechtsorganisation über den
Einsatz dieser Waffen im Libanon. Reuters konnte die Berichte von Human
Rights Watch nicht unabhängig prüfen. (rtr)
## Kritik an Trumps Äußerungen über Iran
Israel und das Weiße Haus verurteilen die Äußerungen des ehemaligen
US-Präsidenten und führenden Präsidentschaftskandidaten der Republikaner
Donald Trump. Trump hatte die vom Iran unterstützte radikalislamische
Hisbollah im Libanon im Fernsehen als „sehr klug“ gelobt. Gleichzeitig
hatte er den israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu dafür kritisiert,
auf den Hamas-Angriff auf Israel „nicht vorbereitet“ gewesen zu sein. Der
israelische Kommunikationsminister Shlomo Karhi sagte im israelischen
Fernsehen, Trumps Äußerungen zeigten, dass man sich nicht auf ihn verlassen
könne. Der stellvertretende Pressesprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates,
bezeichnete Trumps Äußerungen als „gefährlich und aus den Fugen geraten“.
Trump erklärte dazu am Donnerstagabend, es habe keinen besseren Freund oder
Verbündeten Israels gegeben, als ihn in seiner Amtszeit als US-Präsident.
(rtr)
## Biden versichert Israel immerwährende Unterstützung
Der amerikanische Außenminister Antony Blinken versichert Israel die
immerwährende Unterstützung der USA. „Sie mögen stark genug sein, um sich
selbst zu verteidigen. Aber solange es Amerika gibt, werden Sie das nie tun
müssen. Wir werden immer an Ihrer Seite sein“, sagte Blinken zum
israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu nach ihrem Treffen.
Gleichzeitig forderte er Israel zur Zurückhaltung im Kampf gegen die Hamas
im Gazastreifen auf. „Es ist so wichtig, jede mögliche Vorsichtsmaßnahme zu
ergreifen, um zu vermeiden, dass Zivilisten zu Schaden kommen.“ (rtr)
## Iran hetzt gegen Israel
Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian erklärt, der „Rest der
Achse“ werde auf die Fortsetzung der Verbrechen gegen die Palästinenser
reagieren und dafür sei die „zionistische Entität“ verantwortlich. Die
Vertreibung von Zehntausenden von Palästinensern und das Abstellen von
Wasser und Strom sei ein Kriegsverbrechen. Die Erklärung Amirabdollahians
wurde vom Flughafen in Beirut im Fernsehen übertragen. (rtr)
## Deutsche Staatsbürger werden aus Israel ausgeflogen
Die Bundeswehr bereitet sich in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt darauf
vor, deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel nach
Deutschland zu bringen. Die Bundeswehr teilt mit, präventive Vorbereitungen
sollten sicherstellen, dass die Bundesregierung im Falle eines Ausfalls des
zivilen Flugbetriebs aus Israel alle notwendigen logistischen Vorkehrungen
für eine rasche Abholung durch die Luftwaffe getroffen habe. Zu den jetzt
getroffenen Maßnahmen gehöre auch die Entsendung von gemeinsamen
Krisenunterstützungsteams des Auswärtigen Amts und Soldatinnen und Soldaten
der Bundeswehr nach Israel und in umliegende Staaten. Im Falle einer
weiteren Verschärfung der Situation stünde der militärische
Evakuierungsverband der Bundeswehr bereit. (rtr)
## Baerbock vor Abreise: „Terror“ beim Namen nennen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Terrorangriffe der
Hamas gegen Israel als „brutale Zäsur“ bezeichnet. Für die Menschen in
Israel habe „eine neue Zeitrechnung begonnen“, sagte Baerbock am Freitag
vor ihrer Abreise nach Israel laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amts in
Berlin. Die „Terrorangriffe“ seien eine „brutale Zäsur“ gewesen. „Es…
hinzusehen, und diesen Terror beim Namen zu nennen.“
Deutschland stehe „fest und unverbrüchlich an der Seite Israels“, sagte die
Außenministerin weiter. Der „barbarische Terror“, den Israel in diesen
Tagen erlebe, sei „durch nichts zu rechtfertigen“.
Die Außenministerin ist am Freitag zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel
gereist. Der Besuch findet nach Angaben des Auswärtigen Amts „im Rahmen
ihrer aktuellen Krisendiplomatie“ statt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
hatte am Donnerstag bei einer Regierungserklärung im Bundestag Israel die
volle Unterstützung Deutschlands zugesichert. Israels Sicherheit sei
„deutsche Staatsräson“, betonte der Kanzler.
## Abbas fordert „unverzügliches Ende der Aggression“ gegen die
Palästinenser
Fünf Tage nach dem Großangriff der Hamas auf Israel hat
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ein „unverzügliches Ende der
umfassenden Aggression gegen das palästinensische Volk“ gefordert. Abbas
habe „Praktiken im Zusammenhang mit der Tötung oder Misshandlung von
Zivilisten auf beiden Seiten“ zurückgewiesen, erklärte die palästinensische
Präsidentschaft am Donnerstag nach einem Treffen mit dem jordanischen König
Abdullah II. in Amman.
Abbas und der König trafen sich demnach in Amman und sprachen über „Wege,
die israelische Aggression gegen das palästinensische Volk zu stoppen“ und
dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen Hilfe zukommen zu lassen.
Angriffe auf Zivilisten sowohl der israelischen Streitkräfte als auch der
palästinensischen Kämpfer würden gegen „Moral, Religion und Völkerrecht“
verstoßen, fuhr Abbas fort.
Der Erklärung zufolge betonte er, dass Palästinenser „auf Gewalt“
verzichten würden „und sich an die internationale Legitimität, den
friedlichen Widerstand des Volkes und die politische Aktion als Weg zur
Erreichung unserer nationalen Ziele halten“.
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte am Samstag
einen Großangriff gegen Israel gestartet. Sie schoss tausende Raketen auf
Israel ab und drang mit hunderten Kämpfern in das Land ein. Die Angreifer
töteten nach jüngsten Angaben mehr als 1.300 Menschen und nahmen rund 150
Geiseln, darunter auch deutsche Staatsbürger. Die israelische Armee nahm in
der Folge den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. In dem Palästinensergebiet
wurden dadurch nach Angaben der örtlichen Behörden bisher mehr als 1.350
Menschen getötet. International besteht Sorge, dass sich der Konflikt in
der Region ausweiten könnte. (afp)
Israels Regierung ordnete daraufhin die vollständige Abriegelung des
Gazastreifens an, die Einfuhr von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser
wurde eingestellt. Das einzige Kraftwerk im Gazastreifen musste am Mittwoch
wegen Treibstoffmangels abgeschaltet werden.
Abbas rief am Donnerstag auch dazu auch, die Versorgung mit Strom und
Wasser sicherzustellen und humanitäre Korridore zu eröffnen. Er forderte
überdies „die Freilassung von Zivilisten, Gefangenen und Inhaftierten“.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisierte am Donnerstag im Bundestag das
Verhalten der palästinensischen Autonomiebehörde scharf: „Wo bleibt die
klare Verurteilung der terroristischen Gewalt durch die Autonomiebehörde
und durch ihren Präsidenten, Mahmud Abbas?“, sagte Scholz. „Ich sage: Ihr
Schweigen ist beschämend.“ (afp)
## Letzte Generation setzt Proteste am Freitag aus
Wegen befürchteter Gewaltakte gegen Juden in Deutschland wollen die
Klimaaktivisten der Letzten Generation an diesem Freitag ihre Proteste
aussetzen. Auf der Plattform X teilten sie am Donnerstagabend mit: „Tief
bestürzt über die Aufrufe, morgen weltweit Angriffe auf Jüd:innen zu
verüben, wollen wir keine Polizeikräfte binden, die erwartbar gebraucht
werden, um Leben zu schützen. Wir haben die Polizei darüber informiert.“
Der Zentralrat der Juden hatte mitgeteilt, seit Mittwoch kursierten in
sozialen Netzwerken Aufforderungen zu Gewalttaten gegen jüdische
Einrichtungen am Freitag. Die Drohungen seien nicht verifiziert, doch
könnte es Trittbrettfahrer oder Einzeltäter geben. „Es besteht eine
abstrakt erhöhte Gefährdungslage“, erklärte der Zentralrat. „Wir sind im
ständigen Austausch mit den Sicherheitsbehörden, die die Sicherheitslage
für Juden in Deutschland sehr ernst nehmen.“
Hintergrund sind der Terrorangriff der Islamistenorganisation Hamas auf
Israel und die militärische Reaktion des attackierten Landes, insbesondere
die Luftangriffe auf den von Palästinensern besiedelten Gazastreifen.
Einige pro-palästinensische Demonstranten in Deutschland hatten den
Hamas-Angriff bejubelt. Für diesen Freitag hat die Hamas Muslime weltweit
zu Unterstützungsaktionen aufgerufen.
Der Zentralrat erklärte: „Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist
stark, ist standhaft und wehrhaft. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Und
wir stehen zusammen.“ (dpa)
13 Oct 2023
## AUTOREN
Tanja Tricarico
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