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# taz.de -- Kinotipps für Berlin: Möchtegerngauner und Baggerfahrer
> Das Zeughauskino widmet sich den Maschinen, das Filmmuseum Potsdam einer
> vergnüglichen Außenseiterbande, und Checker Tobi reist zu fliegenden
> Flüssen.
Bild: „Die Außenseiterbande“ (1964), Regie: Jean-Luc Godard
Der Kohleabbau in Deutschland geht seinem Ende entgegen, aber immer noch
wollen Energieunternehmen ganze Ortschaften wegbaggern. Über die Jahrzehnte
wurden Landschaften komplett umgestaltet, und nicht erst heute fragt man
sich, wie Fortschrittsglaube, Arbeitsplätze und Energiegewinnung dabei doch
recht schnöde über Umweltschutz und das Recht der Menschen auf ihre Heimat
triumphieren konnten.
Das ist auch das Thema des vor fast einhundert Jahren entstandenen
Stummfilms „Sprengbagger 1010“ (1929) von Carl Ludwig Duisberg, in dem ein
Ingenieur alles daran setzt, seinen neuen Braunkohlebagger im Tagebau zu
bewähren, was ihn jedoch von seiner Mutter und seiner Verlobten entfremdet,
die – bevor sie jeweils bei Unglücken ums Leben kommen – sich für den
Schutz der Landschaft einsetzen.
Als Vorfilm läuft die 22-minütige Maschinen-Ode „Im Schatten der Maschine�…
1928 von Albrecht Viktor Blum und Léo Lania in Anlehnung an das sowjetische
Kino der Zeit aus Wochenschauaufnahmen montiert. Beide Filme werden von
Eunice Martins am Klavier musikalisch begleitet (24. 9., 15.30 Uhr,
[1][Zeughauskino]).
Ganz ehrlich: Jean-Luc Godards Klassiker „Die Außenseiterbande“ (1964) habe
ich tatsächlich nur gut zur Hälfte angesehen. Mein Besuch im Kreuzberger
Moviemento-Kino liegt lange zurück und endete leider im Desaster: Der Film
riss und ließ sich offenbar nicht mehr reparieren – der deprimierte Tom
Tykwer, vor seiner Karriere als Regisseur damals noch Filmvorführer, musste
den wenigen Zuschauern ihr Eintrittsgeld zurückerstatten.
Aber bis zu diesem Punkt war der Film recht vergnüglich: ein typischer
godardistischer Meta-Genre-Film über ein Trio von Möchtegern-Gauner:innen,
die einen Coup planen (der dann wohl in der zweiten Hälfte – ohne mich –
dilettantisch durchgeführt wurde) und sich in der Zwischenzeit durch Paris
wuseln, wo sie einen neuen Rekord beim Besuch des Louvre (unter 10 Minuten)
aufstellen (24. 9., 19 Uhr, [2][Filmmuseum Potsdam]).
Im Fernsehen gibt es für wissensdurstige Kinder ja allerlei Angebote, die
dann auch immer mal wieder in das Format Kinospielfilm übertragen werden.
Wie man es besser nicht macht, zeigte im vergangenen Jahr Moderator Willi
Weitzel mit dem Film „Willi und die Wunderkröte“, da hätte der
Informationsgehalt zum Thema Frösche und Verwandtschaft auch gut in einen
fünfminütigen Kurzfilm gepasst.
Deutlich besser gelingt es nun Tobias Krell alias Checker Tobi in dem
Doku-Fiction-Abenteuer „Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden
Flüssen“ (R: Johannes Honsell), in dem er sich mit seiner „Jugendfreundin�…
Marina Blanke (jetzt auch eine neue Moderatorin im Kika-„Checker“-Team) auf
eine Schnitzeljagd rund um die Welt begibt, um das Geheimnis einer kleinen
Schatzkiste zu lüften.
Die Reise führt unter anderem zu Land und Leuten nach Vietnam, in die
Mongolei und nach Brasilien und zeigt neben den spannenden Seiten solcher
Reisen auch weniger schöne Aspekte wie gesundheitsgefährdenden Smog in
Ulaanbaatar und Brandrodung im Regenwald auf.
Spaß am Abenteuer, spielerisch vermitteltes Wissen und eine wichtige, aber
nicht aufdringliche Öko-Botschaft verbinden sich dabei zu einem schönen
Kinderfilm, dessen Premiere Tobias Krell persönlich im Kant Kino vorstellt
(27. 9., 16 Uhr, [3][Kant Kino]).
21 Sep 2023
## LINKS
[1] https://www.dhm.de/zeughauskino/vorfuehrung/sprengbagger-1010-10417/
[2] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=99224afdd0d9164a6885001c3254…
[3] https://www.yorck.de/kinos/kant-kino
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
taz Plan
Kolumne Frisch gesichtet
Filmgeschichte
Filmrezension
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