Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Comeback im DFB-Team: Lächeln für ein neues Miteinander
> Nach langer Verletzungspause soll Giulia Gwinn endlich wieder für die
> Auswahl spielen. Die Außenverteidigerin wurde bei der WM schmerzlich
> vermisst.
Bild: Giulia Gwinn beim Hochhalten mit den Kolleginnen des DFB-Teams
Frankfurt am Main taz | Vielleicht helfen solche Veranstaltungen ja
wirklich, dass sich allmählich die Mienen wieder aufhellen. Auch wenn es
sich eher um ein Spaßtraining handelte, das die deutschen Fußballerinnen
vor ihrer Abreise nach Viborg zum Nations-League-Auftakt gegen Dänemark
(Freitag 18 Uhr/ARD) in Frankfurt-Rödelheim vor knapp 1.000 Fans
absolvierten, grinste eine fast unentwegt: Giulia Gwinn hatte schon beim
Fußballtennis in einer Dreier-Combo mit Laura Freigang und Merle Frohms
sichtlich Vergnügen.
Und sie lächelte später auch weiter, als Jungs und Mädchen speziell von ihr
noch ein Autogramm oder ein Selfie erhaschen wollten: Die
Rechtsverteidigerin vom FC Bayern ist nun mal eines der bekanntesten
Gesichter im deutschen Frauenfußball – dafür hätte sie gar nicht während
der WM in Australien und Neuseeland noch als ZDF-Expertin auftreten müssen.
Früh stellte die von zwei Kreuzbandrissen geplagte 24-Jährige aus der Ferne
fest, [1][dass die Mission zum dritten Stern auch deshalb so krachend
scheiterte], weil nie dieser Zusammenhalt wie noch bei der EM in England
hergestellt werden konnte. Deshalb sei es elementar, sagte die vom Bodensee
stammende Fußballerin, „dass man die WM aufarbeitet und es nicht einfach so
weiterläuft, wie es war“.
Einerseits weiß natürlich auch sie von zwischenmenschlichen Verstimmungen
aus der mangelhaften Kommunikation gegenüber einem Großteil des Kaders,
andererseits gebietet es der [2][Respekt vor der fehlenden Bundestrainerin
Martina Voss-Tecklenburg], dieses Problem jetzt öffentlich nicht zu
vertiefen. „Martina ist krank, und das sollte man akzeptieren. Alles andere
wird besprochen, wenn sie wieder da ist.“
## Der Traum von Olympia
Das Fußballturnier bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris sieht
Gwinn als lohnenswertes Ziel an, gemeinsam die Enttäuschung des Sommers
abzuschütteln. „Alle sind gewillt, die neuen Aufgaben positiv anzugehen. Es
ist als Sportlerin immer schön, wenn man nach einem Negativereignis relativ
schnell die Chance hat, die Leute von etwas Besserem zu überzeugen.“
Die vorläufig in die Chefrolle aufgerückte Assistentin Britta Carlson sei
sicherlich „nicht diejenige, die im Mittelpunkt stehen möchte, sondern
einfach guten Input gibt, gerade was das Taktische angeht“. Erste Gespräche
seien geführt: „Da sind wir eng zusammengerückt mit dem Team, aber auch mit
dem Staff.“ Ob das wirklich stimmt?
Definitiv freut sich die bei der WM 2019 zur besten jungen Spielerin
gewählte Gwinn nach ihrer langen Leidenszeit aufs Comeback bei den
DFB-Frauen: „Ich bin super stolz, wieder mit dem Adler auf der Brust
aufzulaufen.“ Carlson sehnt gleichermaßen die Rückkehr „einer wichtigen
Persönlichkeit und Spielerin“ herbei, die wohl schon bald „wieder die Alte…
sei und in Down Under schmerzlich vermisst wurde.
## Zurück in der Startelf
Stürmerin Svenja Huth dort wieder zur Verteidigerin umzufunktionieren, war
rückblickend keine gute Idee. Gwinn soll nicht über volle 90 Minuten
auflaufen, aber sie dürfte in der Startelf stehen, um die dänische
Weltklassestürmerin Pernille Harder zu stoppen, mit der sie in München
neuerdings zusammenspielt: „Dass sie eine herausragende Spielerin ist, sehe
ich tagtäglich im Training. Es wird wichtig sein, unsere Tugenden auf den
Platz zu bringen. Wir müssen wieder ein Selbstverständnis entwickeln.“
Helfen könnte die Erinnerung an den Auftaktsieg [3][bei der EM vor einem
Jahr], als der Vize-Europameister die Däninnen mit 4:0 dominierte. Damals
spielte insbesondere Gwinn ein bärenstarkes Turnier: In Topform gibt es
nicht viele Außenverteidigerinnen, die so viel Klasse vereinen.
„Aus der ersten Verletzung bin ich gestärkt zurückgekommen, das gibt mir
ein gutes Gefühl und Sicherheit, dass ich es auch beim zweiten Mal schaffen
kann“, sagt die 33-fache Nationalspielerin. „Ich habe volles Vertrauen in
meinen Körper, und das ist die wichtigste Basis.“ Deshalb sei ihr diesmal
auch die Reha ein bisschen leichter gefallen, weil sie die Abläufe schon
kannte – trotzdem braucht sie solch einen Rückschlag nicht noch einmal.
Es sei halt doch „extrem auffällig, wie viele Kreuzbandverletzungen seit
der EM 2022 passiert sind. Wir haben immer mehr Spiele“, sagte sie in einem
Interview mit dem Sportinformationsdienst und forderte: „Die Spielerinnen
müssen geschützt werden, die Vereine müssen gut aufgestellt sein, auch beim
zyklusbasierten Training.“
21 Sep 2023
## LINKS
[1] /Deutsches-Ausscheiden-bei-der-WM/!5944198
[2] /Trauerarbeit-mit-dem-DFB-Team/!5944197
[3] /Covid-19-bei-EM-in-England/!5867309
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Fußball
Frauenfußball
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
Frauenfußball
Martina Voss-Tecklenburg
Martina Voss-Tecklenburg
Martina Voss-Tecklenburg
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
Machtwort aus München: FC Bayern first
Nach dem Gewinn der deutschen Frauen-Meisterschaft macht Bayern München
klar, dass auch das DFB-Team bei der EM auf Lena Oberdorf verzichten muss.
Krise der DFB-Elf der Frauen: Allgemeine Verunsicherung
Die Auswahl bangt nach der Pleite gegen Dänemark um das Olympia-Ticket. Die
Bundestrainerin ist derweil krank, sodass niemand umsteuern kann.
Die DFB-Auswahl nach der WM: Keine Breite ohne Spitze
Für den DFB war die Frauenfußball-WM ein Desaster. Doch das große Aufräumen
bleibt aus – dabei ist das Nationalteam so wichtig.
Deutsches Ausscheiden bei der WM: Brüchiges Fundament
Um den deutschen Frauenfußball steht es schlecht. Doch Kritik wird nur
samtpfötig vorgetragen. Das erschwert das Vorantreiben notwendiger
Reformen.
Covid-19 bei EM in England: Welten der Sorglosigkeit und Sorge
In England sieht man Masken nur selten, auch nicht in Medienarbeitsräumen
zur EM. Die Sorgen der Teams vor Corona-Ausbrüchen sind dafür umso größer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.