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# taz.de -- Verteidigungsminister Ben Wallace geht: Abgang eines Schwergewichts
> Ben Wallace war zeitweise Großbritanniens populärster Politiker, nun ist
> er zurückgetreten. Ihm folgt ein Politiker mit Ukraine-Bezug.
Bild: Er geht: Verteidigungsminsiter Ben Wallace
London taz | Das Vereinigte Königreich hat einen neuen
Verteidigungsminister. [1][Grant Shapps], der bisherige Energieminister,
tritt an die Stelle von [2][Ben Wallace], der am Donnerstagmorgen
zurückgetreten ist. Wallace, der vier Jahre lang im Amt gewesen ist, nannte
persönliche und familiäre Gründe für seinen Abgang. Es war damit gerechnet
worden, denn seit Wochen war bekannt, dass Wallace bei den nächsten
Parlamentswahlen nicht mehr antreten will. Aber der Rücktritt kommt jetzt
früher als erwartet.
Der 53-jährige Wallace, der bei den Scots Guards militärischen Dienst
geleistet hat, organisierte sowohl den Abzug der britischen Streitkräfte
aus Afghanistan 2021 als auch die [3][britische Reaktion auf den Angriff
Russlands auf die Ukraine 2022]. Unter seiner Führung war Großbritannien
schneller bei Unterstützungzusagen für die Ukraine als andere europäische
Länder.
Zeitweise war Wallace der beliebteste Politiker des Landes und er wurde
vergangenes Jahr als möglicher Nachfolger von Boris Johnson als
Premierminister genannt. Er verzichtete damals auf eine Kandidatur und
wurde daraufhin als möglicher nächster Nato-Generalsekretär gehandelt. Doch
dafür bekam er nicht die nötige internationale Unterstützung.
In seiner [4][Rücktrittserklärung] verwies Wallace darauf, dass er die
britischen Streitkräfte wieder aufgebaut hätte, und warnte Premierminister
Rishi Sunak, den Verteidigungsetat nicht zu kürzen, da die Welt über das
nächste Jahrzehnt instabiler werden würde.
Shapps hat anders als Wallace keinen militärischen Hintergrund. Der
54-jährige ist aber einer der wenigen in der Regierung, der eine
ukrainische Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause aufnahm, als vergangenes
Jahr der russische Überfall begann. Seit 2010 hat er auf verschiedenen
Posten die konservativen Regierungen oft aus brenzligen Situationen
herausreden müssen. Er gilt deshalb als „sichere Hand“. Mit der Ukraine
hatte er auch als Energieminister in Fragen der Energiesicherung zu tun.
Shapps ist der erste britische Verteidigungsminister jüdischen Glaubens, in
einer Regierung, die Brit:innen aller möglichen diversen Hintergründe
vereint. Seine Nachfolge im Energieministerium geht an die 1985 geborene
ehemalige Investmentbankerin [5][Claire Coutinho], deren Eltern aus Goa in
Indien stammen.
Die bisherige Kinderstaatssekretärin wird nun die Entscheidungen ihres
Vorgängers mitverantworten müssen, der neue Lizenzen für die Öl-und
Gasgewinnung in der Nordsee genehmigt hat. Ihren ehemaligen Posten als
Staatssekretärin füllt nun David Johnston, 41, der in Ostlondon
aufgewachsen ist und einen Verdienstorden für seinen Einsatz für soziale
Mobilität hält.
Shapps, Coutinho und Johnston stehen Sunak nahe und stärken somit dessen
Stellung. Der Rücktritt des politischen Schwergewichts Ben Wallace folgt
jedoch auf den Rücktritt und völligen Ausstieg aus dem Parlament der
früheren Kulturministerin [6][Nadine Dorries], eine enge Verbündete Boris
Johnsons, die dessen Abgang als Ergebnis eines Komplotts bezeichnet hat und
erwartungsgemäß mit scharfer öffentlicher Attacke auf Sunak von der Bühne
ging.
In Dorries' südenglischem Wahlkreis Mid-Bedfordshire wird es nun innerhalb
der nächsten Monate zu einer Nachwahl kommen. Parlamentswahlen werden im
Vereinigten Königreich für das späte Frühjahr 2024 erwartet.
31 Aug 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/grantshapps
[2] https://twitter.com/BWallaceMP
[3] https://www.gov.uk/government/news/an-article-by-the-defence-secretary-on-t…
[4] https://www.gov.uk/government/publications/ben-wallaces-resignation-letter-…
[5] https://twitter.com/ClaireCoutinho
[6] https://twitter.com/NadineDorries
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Großbritannien
Rishi Sunak
Großbritannien
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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