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# taz.de -- Deutsche Fußballerinnen im WM-Test: Eindeutig über der Fehlertole…
> Das DFB-Team muss sich beim WM-Testspiel gegen Vietnam mit einem knappen
> Sieg begnügen. Die Bundestrainerin kritisiert ihre zweite Reihe deutlich.
Bild: Die deutsche Nationalspielerin Laura Freigang hadert mit sich und dem Team
Als die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Offenbacher Stadion die
kleine Treppe zum Presseraum nahm, wirkte die Bundestrainerin angesäuert.
Knapp hatte ihr Team Vietnam mit 2:1 bezwungen. Aber immerhin klangen ihre
Erläuterungen weitaus durchdachter als der zusammenhanglose Auftritt ihres
Teams, das in dieser Besetzung natürlich nicht [1][die WM in Australien und
Neuseeland (20. Juli bis 20. August)] angehen wird.
Dennoch hatte die 55-Jährige nicht erwartet, dass die zugebilligte
Fehlertoleranz von ihrer zweiten Reihe derart überstrapaziert würde. Sie
habe sogar die Basics vermisst: „Da haben wir alle einen anderen Anspruch.“
Ihr fahriges wie fehlerhaftes Ensemble sei „vielleicht maximal bei 40 oder
50 Prozent“ gewesen.
So wild man zusammengewürfelt worden sei, habe man auch gespielt, merkte
Lena Lattwein vom VfL Wolfsburg an. Das Publikum zeigte sich trotzdem
versöhnlich. Von den 13.652 Fans vor Ort waren keine Pfiffe zu hören.
Vielleicht auch, weil die kundigen Zuschauer wussten, dass Voss-Tecklenburg
zu den vielen Experimenten gezwungen war.
Die vor drei Wochen noch im Champions-League-Finale geforderten Akteure des
VfL Wolfsburg sollen behutsam aufgebaut werden, weshalb nur [2][die
überragende Torhüterin Merle Frohms] durchspielte, die sich nach einer
2:0-Führung durch Paulina Krumbiegel (3.) und Janina Minge (80.) erst beim
Anschlusstreffer von Thi Thanh Nha Nguyen in der Nachspielzeit überwinden
ließ. Dazu fehlten die fünf Spielerinnen vom FC Bayern, die nach dem
Abstellungsstreit mit dem DFB erst am Freitag nach Herzogenaurach hatten
reisen dürfen.
## Verstört über die Nachrückerinnen
Ein Umstand, der erheblich zur Entwertung des ersten WM-Testspiels beitrug.
Melanie Leupolz vom FC Chelsea oder Sara Däbritz von Olympique Lyon konnten
hingegen nach ihrem pünktlichen Eintreffen mitmachen, obwohl auch deren
Arbeitgeber der Europäischen Klubvereinigung ECA angehören. Das
WM-Abschneiden wird zeigen, ob der bayrische Egotrip noch mal thematisiert
werden muss. [3][Voss-Tecklenburg] gewann nach eigenem Bekunden dennoch
einige Erkenntnisse gegen den tapferen WM-Neuling. Es gebe im „athletischen
und physischen Bereich“ noch ein paar Themen, aber die Fitness werde man
mühelos „nach oben schieben“.
Viel eher verstörte sie, dass manche Nachrückerin offenbar Grundprinzipien
nicht verinnerlicht hätte. Damit habe sie dann Schwierigkeiten: „Verstehen
alle das Spiel? Kennen alle ihre Aufgaben? Wissen alle ihre Position?“
So konnten die „Spielerinnen im Selektionsprozess“ (O-Ton Voss-Tecklenburg)
nicht für sich werben. Sarai Linder, Chantal Hagel oder Melissa Kössler von
der TSG Hoffenheim, aber auch Laura Freigang von Eintracht Frankfurt („Das
Positivste war das Ergebnis“) müssen sich angesprochen fühlen: Die eine
oder andere wird die WM mit den Gruppenspielen gegen Marokko (24. Juli),
Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August) nicht erleben, wenn der Kader
nach der Generalprobe gegen Sambia in Fürth (7. Juli) auf 23 Spielerinnen
reduziert wird. Defizite in der „grundsätzlichen Basistechnik“ bei
Ballannahme oder beim Passspiel fand die Bundestrainerin ebenfalls
beunruhigend, auch wenn sie anmerkte, dass es „erst drei Platzeinheiten“
gegeben habe. „Wir haben jetzt noch ganz viel auf dem Trainingsplatz zu
tun.“
Rund ein Monat bis zum WM-Startschuss kann aber auch verdammt kurz sein.
Das erste Vorbereitungscamp geht noch bis Dienstag, das zweite vom 1. bis
8. Juli. Spätestens danach müssen die Blöcke aus Wolfsburg, München und
Frankfurt verschweißt sein, wenn man bei der WM wirklich um den Titel
mitspielen möchte. Nach der Abreise nach Sydney (11. Juli) soll bei einem
Test gegen ein australisches Juniorenteam hinter verschlossenen Türen
weiter an Automatismen gefeilt werden, die gegen Schweden (0:0), die
Niederlande (1:0) und Brasilien (1:2) allerdings selten zu besichtigen
waren. Voss-Tecklenburg erhöhte den Druck, indem sie Verbesserungen „auf
vielen Ebenen“ verlangte.
25 Jun 2023
## LINKS
[1] /Deutsche-Fussballerinnen-vor-der-WM/!5931129
[2] /Torhueterinnen-bei-der-Fussball-EM/!5864388
[3] /Bundestrainerin-Voss-Tecklenburg/!5868450
## AUTOREN
Frank Hellmann
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