| # taz.de -- Vermisstes Tauchboot „Titan“: Suche nach Überlebenden geht wei… | |
| > Die Zeit, um die Menschen lebend aus dem verschwundenen Tauchboot zu | |
| > retten, läuft ab. Klopfzeichen geben Anlass zur Hoffnung. | |
| Bild: Auf den ersten Blick unauffällig: Tauchboot „Titan“ auf einem undati… | |
| Boston/St. John's dpa | Mögliche Lebenszeichen aus dem vermissten Tauchboot | |
| „Titan“ haben Hoffnungen auf eine wundersame Rettung der fünfköpfigen | |
| Besatzung im Atlantik geschürt. Bei der fieberhaften Suche in der Nähe des | |
| „Titanic“-Wracks habe ein kanadisches Flugzeug „Unterwassergeräusche“ | |
| registriert, teilte die US-Küstenwache in der Nacht zu Mittwoch mit. Zuvor | |
| hatten der Sender CNN und das [1][Magazin Rolling Stone ] unter Berufung | |
| auf ein internes Memo der US-Regierung berichtet. In der Region, in der das | |
| Gefährt vermutet wird, sei etwas wie Klopfgeräusche wahrgenommen worden. | |
| Die „Titan“ war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack des | |
| berühmten Luxusdampfers „Titanic“. [2][Das Tauchboot wird seit | |
| Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst]. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach | |
| Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff „Polar Prince“ ab. | |
| Experten warnten aber vor Optimismus. Die Geräusche seien zwar eine | |
| „wirklich gute Nachricht“, sagte Mike Welham, Spezialist für Marineeinsät… | |
| und Autor, dem britischen Sender Sky News. Doch es benötige Zeit, um | |
| Spezialausrüstung und geschulte Kräfte für eine Tiefenrettung an den | |
| Einsatzort zu bringen. Die genaue Lokalisierung sei zudem ungemein | |
| schwierig: Das sei, „als würde jemand ein 50-Pence-Stück auf ein | |
| Fußballfeld legen und versuchen, es zu finden“. Das „Titanic“-Wrack liegt | |
| in rund 3.800 Metern Tiefe. | |
| An Bord des Tauchboots „Titan“ befindet sich unter anderem der französische | |
| Forscher Paul-Henri Nargeolet (77), der als einer der bekanntesten Experten | |
| für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners gilt und daher den Spitznamen | |
| „Monsieur Titanic“ trägt. Weitere Insassen sind der erfahrene britische | |
| Abenteurer Hamish Harding (58) sowie der britisch-pakistanische | |
| Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn | |
| Suleman. Wie das Oberbayerische Volksblatt berichtete, stammt Dawoods | |
| Ehefrau aus Deutschland. Der fünfte Vermisste ist laut Betreiberfirma | |
| Oceangate der Unternehmenschef Stockton Rush (61), der als Kapitän des | |
| Bootes fungiert habe. | |
| ## Sauerstoff für 96 Stunden | |
| Die Zeit drängt: Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff nur | |
| noch bis Donnerstagmittag (MESZ) reichen. Nach Angaben des Betreibers | |
| Oceangate Expeditions hat die 6,70 Meter kleine „Titan“ ausreichend | |
| Sauerstoff, um fünf Menschen für 96 Stunden zu versorgen. In der Nähe der | |
| „Titanic“ etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland sind | |
| die Bedingungen äußerst schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und | |
| der Wasserdruck ist groß. Der pensionierte britische Konteradmiral Chris | |
| Parry sagte dem Sender LBC: „Ich fürchte, die Chancen sind verschwindend | |
| gering.“ | |
| Wie es in dem US-Memo weiter hieß, war das Klopfen auch Stunden nach dem | |
| Einsatz zusätzlicher Sonargeräte noch immer zu hören. Aus dem Dokument ging | |
| jedoch nicht hervor, wann genau und wie lange das Geräusch zu vernehmen | |
| war. Ein Update vom Dienstagabend berichtete CNN zufolge von weiteren | |
| Geräuschen, die aber nicht mehr als „Klopfen“ beschrieben wurden. Die Laute | |
| deuteten aber darauf hin, dass es weiter [3][Hoffnung auf Überlebende] | |
| gebe. Die US-Küstenwache teilte mit, Tauchroboter seien in das Gebiet | |
| entsandt worden, um den Ursprung zu erforschen – zunächst aber ohne Erfolg. | |
| Sogenannte Sonobojen sind ein wichtiges Hilfsmittel bei der Suche unter | |
| Wasser. Die Geräte werden von einem Flugzeug abgeworfen und sinken auf die | |
| erforderliche Tiefe. Ein Oberflächenschwimmer mit einem Funksender sichert | |
| die Kommunikation zwischen Sonar und Flugzeug. Die Sonargeräte senden | |
| Schallenergie aus – als „Ping“ bezeichnet – und warten dann auf das | |
| zurückkehrende Echo eines Unterwasserobjekts. Sobald das Gerät das Echo | |
| auffängt, überträgt es die Informationen zurück zur Oberflächenboje und | |
| dann weiter zum Flugzeug. Vom Militär werden Sonobojen zum Abhören | |
| eingesetzt – beispielsweise von Geräuschen feindlicher U-Boote. | |
| In Medien kamen zunehmend Zweifel an der Sicherheit der „Titan“ auf. „Wir | |
| befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von Oceangate zu | |
| negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)“, | |
| zitierte die New York Times aus einem Schreiben von Führungskräften der | |
| Tauchbootindustrie, das auf 2018 datiert war. Oceangate-Chef Rush wurde in | |
| dem Brief aufgerufen, die „Titan“ unabhängig testen zu lassen. Die BBC | |
| berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein | |
| Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen | |
| gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests | |
| unentdeckt bleiben, hieß es da. | |
| ## Boot wird von außen verschlossen | |
| Das passt zum Eindruck von CBS-Reporter David Pogue, der die Fahrt im | |
| vergangenen Jahr mitgemacht hatte. Er sagte der BBC, das Gefährt habe auf | |
| ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. „Man steuert dieses U-Boot mit | |
| einem Xbox-Gamecontroller“, sagte Pogue. Ein Teil des Ballasts bestehe aus | |
| Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder Leck schlage, „gibt es | |
| kein Backup, keine Rettungskapsel“, sagte er. Selbst wenn das Gefährt an | |
| der Oberfläche treiben sollte, kann die Besatzung Berichten zufolge nicht | |
| aus eigener Kraft aussteigen. Das Boot wird vor dem Tauchgang von außen | |
| zugeschraubt. Das heißt, dass ein Team an der Oberfläche die Luke öffnen | |
| muss. | |
| Am Mittwoch waren weitere Schiffe auf dem Weg in das Suchgebiet, das mit | |
| rund 26.000 Quadratkilometern größer ist als Mecklenburg-Vorpommern. | |
| Darunter war die kanadische „HMCS Glace Bay“, die eine Dekompressionskammer | |
| und medizinisches Personal an Bord hat. Verunglückte Taucher müssen nach | |
| der Rettung möglichst schnell in eine solche Kammer, um bleibende Schäden | |
| zu verhindern. | |
| Die US-Navy schickte das Tiefseebergungssystem „Fadoss“ nach Neufundland. | |
| Die Marine beschreibt es als „tragbares Schiffshebesystem, das eine | |
| zuverlässige Tiefseehebekapazität von bis zu 27 Tonnen für die Bergung | |
| großer, sperriger und schwerer versunkener Objekte wie Flugzeuge oder | |
| kleine Schiffe bietet.“ Es kann mit seiner Winde und Seil auf Schiffen | |
| installiert werden. | |
| Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die | |
| Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar | |
| (229.000 Euro) pro Person. | |
| [4][Die „Titanic“ war 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New | |
| York im Nordatlantik gesunken.] Mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord | |
| starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten | |
| Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt. | |
| 21 Jun 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.rollingstone.de/ | |
| [2] /Tauchboot-vor-Kanadas-Kueste-vermisst/!5942351 | |
| [3] /175-Jahre-Marine-und-Thyssenkrupp/!5937575 | |
| [4] https://www.ardalpha.de/wissen/geschichte/kulturgeschichte/titanic-untergan… | |
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