# taz.de -- Journalismus nur gegen Gebühr: Bei Boris gab's noch Freigetränke | |
> Aus dem Parlament ist der britische Ex-Premier Boris Johnson | |
> rausgeflogen. Nun schreibt er wieder. Ob er die Anmeldegebühr beim | |
> Parteitag der Tories zahlen muss? | |
Bild: Damals noch kostenlos: Parteitag der Konservativen in Manchester im Jahr … | |
Boris Johnson sitzt nicht mehr im britischen Parlament. Das sind doch mal | |
good News! Es gibt allerdings auch eine schlechte Nachricht. Boris Johnson | |
deliriert jetzt wieder als Journalist. Allerdings nicht mehr beim noblen | |
Stock-im-Arsch Daily Telegraph, sondern als Kolumnist bei der für etwas | |
schlichtere Gemüter gemachten Daily Mail. | |
Die Little Britain-Version von Donald Trump ist also erst mal weg aus der | |
direkten Politik. Dass die Konservativen im Vereinigten Königreich nun in | |
Sachen Umgang mit Journalist*innen vernünftiger werden, braucht aber | |
keineR zu befürchten. Jüngstes Beispiel ist der Parteitag der Tories, der | |
im Oktober in Manchester stattfinden soll. Wer sich dort als Medienmensch | |
zur Berichterstattung akkreditiert, wird wie bei einem drittklassigen | |
Kongress zur Kasse gebeten. Early Bird kostet 137 Pfund (umgerechnet 160 | |
Euro), ab Ende Juli soll das auf wahnwitzige 880 Pfund (1.220 Euro) | |
steigen. | |
Und dafür gibt’s nicht mal wie bei Boris Lockdown-Partys in Downing Street | |
Booze for free. Die Gebühren werden vielmehr damit begründet, dass sich bei | |
den Konservativen immer gaaaaanz viele Journalist*innen anmelden und | |
dann einfach nicht kommen. Und damit die klamme Parteikasse nicht auf | |
diesen immensen Verwaltungskosten sitzen bleibt, kostet’s jetzt Eintritt. | |
„Kann denn nicht jedes Parteimitglied was Selbstgemachtes von zu Hause fürs | |
Buffet mitbringen“, fragt die Mitbewohnerin. Nur die Pressefreiheit, die | |
muss leider draußen bleiben. | |
Liebe Tories, dann sagt doch gleich, dass ihr keinen Bock auf | |
Journalist*innen habt. Vor allem nicht auf solche, die kritisch | |
berichten und harte Fragen stellen. Die anderen könnt ihr ja für lau | |
einladen, die kommen bestimmt gerne und dann ist am Buffet auch nicht so | |
viel Gedränge. [1][Macht die AfD in Deutschland ja genauso.] | |
## Auf den Punkt | |
Deren Parteitage sind Veranstaltungen privaten Charakters mit | |
entsprechendem Hausrecht. Nasen, die nicht passen, dürfen nicht rein. Und | |
was die Büffetfrage betrifft, hat das FDP-Chef Christian Lindner schon vor | |
Jahren auf den Punkt gebracht. Die AfD sei an Sachdebatten gar nicht | |
interessiert, so Lindner 2017. „Das sind die am Büffet, wenn die anderen | |
über Sachfragen sprechen.“ | |
Was die Konservativen in UK angeht, fragt sich allerdings, ob Boris Johnson | |
aktuell überhaupt beim Parteitag willkommen wäre. Denn BoJo stänkert | |
ziemlich gegen seinen eigenen Laden und vor allem gegen Premierminister | |
Richi Sunak. Außerdem würde die üppige Parteitagsverpflegung Johnson nur | |
weiter verfetten. Denn was hatte er der staunenden Weltöffentlichkeit in | |
seiner ersten Daily-Mail-Kolumne mitzuteilen? „Das Wundermittel, von dem | |
ich hoffte, es würde meine 23.30 Uhr-Cheddar und Chorizo-Überfälle auf den | |
Kühlschrank verhindern, hat bei mir nicht gewirkt.“ | |
30 Jun 2023 | |
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[1] /Pressefreiheit-bei-der-AfD/!5866873 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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