# taz.de -- Rammstein im Berliner Olympiastadion: Zehntausende fordern Konzert-… | |
> Nach Missbrauchsvorwürfen fordert eine Petition die Absage von Rammsteins | |
> Berlin-Konzerten im Olympiastadion. Geht nicht, sagen Betreiber und | |
> Senat. | |
BERLIN taz | Über 64.000 Personen haben die Petition [1][„Keine Bühne für | |
Rammstein“] nach zwei Wochen bereits unterschrieben, am Dienstag haben | |
Aktivist*innen Zehntausende Unterschriften an die | |
Senatsinnenverwaltung übergeben. Mittlerweile mobilisiert die Initiative | |
„Kein Rammstein in Berlin“ [2][am 15. Juli zu einer Demo gegen die Band]. | |
Gegen Rammstein gibt es heftige Vorwürfe wegen Machtmissbrauchs und | |
mutmaßlichen sexualisierten Übergriffen des Frontmanns Till Lindemann und | |
dessen Umfeld, die systematisch sehr junge Frauen zu | |
„Row-Zero“-Backstagepartys rekrutiert haben sollen. Dort sollen sie | |
alkoholisiert, teils auch unter Drogen gesetzt und zu sexuellen Handlungen | |
gedrängt worden sein. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat am 7. Juni „ein | |
Verfahren wegen Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der | |
Abgabe von Betäubungsmitteln“ eingeleitet. Der Sänger weist die Vorwürfe | |
zurück. | |
Die Band ist trotz weltweiter Aufmerksamkeit aufgrund der Vorwürfe | |
Betroffener trotzdem auf ihre Europatournee gefahren und spielt in | |
ausverkauften Stadien. Rammstein hat zwar offiziell eine Anwaltskanzlei zur | |
Prüfung der Vorwürfe engagiert, die Band mahnt aber zusätzlich Frauen ab, | |
die ihre Erfahrungen öffentlich machen, und Medien, die über die Vorwürfe | |
berichten – der deutsche Journalisten Verband wertet das als | |
Einschüchterungsversuche. Auch gegen die [3][taz liegen mittlerweile zwei | |
Abmahnungen vor], auf die sie nicht eingehen wird. Für rechtliche | |
Unterstützung von betroffenen Frauen gibt es mittlerweile eine | |
Spendensammlung von über 800.000 Euro – um [4][„die Machtverhältnisse | |
auszugleichen“]. | |
Im Berliner Olympiastadion will die Band am 15., 16. und 18. Juli | |
auftreten. Die Shows sind mit jeweils knapp 70.000 Zuschauer*innen | |
ausverkauft. Das Olympiastadion gehört der Stadt Berlin. Die Petition | |
richtet sich deswegen auch an Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und | |
Kultursenator Joe Chialo (CDU) und den Geschäftsführer der Olympiastadion | |
GmbH, Tim Rohwedder. | |
## „Kein Tatort für sexualisierte Gewalt“ | |
Der Direktor des Olympiastadions für Veranstaltung und Kommunikation, | |
Christroph Meyer, teilte mit, dass der mit dem Tourveranstalter | |
geschlossene Vertrag gelte – „Pre- und Aftershowpartys hingegen werden auf | |
unserem Gelände nicht stattfinden“, so Meyer. Das hatte auch Spranger | |
bereits angekündigt. Auf die Frage, ob die Vorwürfe nicht die | |
Vertragsbedingungen änderten oder was bei Kündigung eine Vertragsstrafe | |
kostete, hieß es, dass man sich nicht zu Details äußern werde. Auch | |
[5][Chialo wich aus]: Er müsse sich an „Recht und Gesetz“ halten. | |
Eine der Organisator*innen des Protests am 15. Juli ist Lisa | |
Jarzynski vom Bündnis „Kein Rammstein in Berlin“. Sie ist selbst | |
Awareness-Person in einem Pilotprojekt im Mauerpark und dem Club Revier Süd | |
Ost in Schöneweide. Sie versteht nicht, warum die Konzerte trotz allem | |
stattfinden sollen, und fordert ein Verbot seitens des Senats – „damit kein | |
Tatort für sexualisierte Gewalt entstehen kann“ und Berlin einem | |
potenziellen Täter keine Bühne biete. | |
Auch das Verbot von Pre- und Aftershowpartys oder ein Awareness-Konzept | |
seien nur Pink-Washing: „Man gefährdet damit potenziell Betroffene, weil | |
man Sicherheit simuliert, Täter und Umfeld aber das Gleiche sind“, sagt | |
Jarzynski – zumal das System in der Musikindustrie und seinen patriarchalen | |
Strukturen seit Langem bekannt gewesen sei. Die Maßnahmen seien wie ein | |
Pflaster, das man auf eine klaffende Wunde klebe. | |
28 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://weact.campact.de/petitions/keine-buhne-fur-rammstein | |
[2] https://twitter.com/keinrammstein/status/1673053724753768450?s=20 | |
[3] /Vorwuerfe-gegen-Rammstein/!5937556 | |
[4] https://www.betterplace.org/de/projects/124238-wie-viel-macht-1 | |
[5] https://www.tagesspiegel.de/berlin/zehntausende-fordern-absage-der-konzerte… | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
## TAGS | |
Rammstein | |
Sexualisierte Gewalt | |
Schwerpunkt #metoo | |
sexuelle Nötigung | |
Gewalt gegen Frauen | |
Rammstein | |
Rammstein | |
Rammstein | |
Sexuelle Übergriffe | |
Schwerpunkt #metoo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Vor den Rammstein-Konzerten in Berlin: Deutschland-Remix ohne Peniskanone | |
Ab Samstag spielen Rammstein drei Konzerte hintereinander im ausverkauften | |
Berliner Olympiastadion. Wie kann das sein? | |
Berliner Rammstein Konzerte: Keine Bühne für Rammstein | |
Ein feministisches Bündnis fordert die Absage der Rammstein-Konzerte. Die | |
Innensenatorin winkt ab. | |
Fans beim Rammstein-Konzert in Madrid: In einem anderen Jahrhundert | |
Rammstein gab in Madrid das einzige Spanien-Konzert seiner Stadiontour | |
2023. Trotz Vorwürfen gegen Till Lindemann bleiben Fans unerschütterlich. | |
Sexualwissenschaftler über Till Lindemann: „Er hat etwas Gepanzertes“ | |
Im Pornovideo von Rammstein-Sänger Till Lindemann werden Frauen | |
entsubjektiviert. Sebastian Schädler spricht über den fehlenden Spaß am | |
Begehren. | |
Nach Vorwürfen gegen Till Lindemann: 750.000 Euro für Betroffene | |
Nach den Vorwürfen um Rammstein riefen Promis dazu auf, Geld für | |
Anwaltskosten mutmaßlicher Opfer zu spenden. Die meisten spenden anonym. |