# taz.de -- Annalena Baerbock in Bagdad: Irak mehr Unterstützung versprochen | |
> Bei ihrem Besuch in Bagdad betont Baerbock, wie wichtig der Irak für die | |
> Stabilität der Region sei. Die IS-Verbrechen müssten umfassend | |
> aufgearbeitet werden. | |
Bild: Baerbock mit ihrem Amtskollegen Fuad Hussein in Bagdad: Irak könne ein V… | |
Bagdad dpa | Außenministerin Annalena Baerbock hat zu Beginn eines | |
viertägigen Besuchs im Irak weitere deutsche Unterstützung für das | |
krisengeschüttelte Land angekündigt. Der Irak bleibe „Schlüsselfaktor für | |
die Stabilität der Region“, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag in der | |
Hauptstadt Bagdad. | |
Deutschland werde sich weiterhin für eine friedliche Zukunftsperspektive | |
des Landes engagieren. „Denn wenn neuer Terrorismus, der iranische Einfluss | |
oder die [1][Zerstörung der Lebensgrundlagen durch die Wasserkrise] hier | |
wieder zu Gewalt und politischer Spaltung führen sollten, würden die Folgen | |
auch die Nachbarstaaten massiv treffen“, warnte sie. | |
Baerbock wollte in Bagdad zunächst ihren Amtskollegen Fuad Hussein treffen. | |
Anschließend war eine Unterredung mit Ministerpräsident Mohammed Schia | |
al-Sudani geplant. Am Abend wollte die Ministerin nach Erbil weiterfliegen, | |
der Hauptstadt der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak. | |
Wenn es dem Irak dauerhaft gelinge, in Demokratie und Vielfalt Stabilität | |
und Entwicklung zu erreichen, könne er zum Vorbild für die ganze Region | |
werden, sagte Baerbock. Deshalb habe Deutschland den Irak seit 2014 mit | |
über 3,4 Milliarden Euro allein an zivilen Mitteln unterstützt. Die | |
Bundesrepublik halte an der Seite Iraks und der internationalen Partner den | |
Verfolgungsdruck gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aufrecht. Um | |
sich ein Bild des deutschen militärischen Engagements zu machen, werde sie | |
Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr treffen. | |
## Terrormiliz IS militärisch besiegt, aber weiterhin Anschläge | |
Die Terrormiliz IS kontrollierte noch vor einigen Jahren große Gebiete im | |
Irak und in Syrien. Mittlerweile sind die Dschihadisten zwar militärisch | |
besiegt, IS-Zellen verüben aber weiterhin Anschläge. In Erbil bildet die | |
Bundeswehr kurdische Sicherheitskräfte im Kampf gegen den IS aus. Zentrum | |
des deutschen Ausbildungseinsatzes ist das von der Bundeswehr geführte | |
multinationale „Camp Stephan“. | |
Vor den Augen der Weltöffentlichkeit habe [2][die Terrormiliz IS im | |
Nordirak Tausende Männer und Jungen ermordet] sowie Frauen und Kinder | |
verschleppt und versklavt, erinnerte Baerbock. „Weil die Weltgemeinschaft | |
diesen Völkermord nicht verhindert hat, stehen wir umso mehr in der | |
Verantwortung, dass diese Verbrechen aufgeklärt werden und die Überlebenden | |
Gerechtigkeit erfahren.“ | |
Deshalb werde sie mit der zuständigen UN-Untersuchungskommission sprechen, | |
Projekte zum Wiederaufbau besuchen und sich über die Situation der | |
Binnenvertriebenen informieren. „Die Überlebenden nicht alleinzulassen ist | |
uns Verpflichtung und Verantwortung.“ | |
## Baerbock will Rolle Irans und der Türkei ansprechen | |
Die Ministerin kündigte an, in Bagdad wie in Erbil auch über die | |
problematische regionale Rolle Irans und die türkischen und [3][iranischen | |
Angriffe auf irakisches Territorium] sprechen zu wollen. Zudem werde sie | |
für den gemeinsamen Kampf gegen die Folgen der Klimakrise werben, „damit | |
die Menschen im Zweistromland nicht nur auf eine jahrtausendealte | |
Geschichte zurück-, sondern auch mit Zuversicht in die Zukunft blicken | |
können“. | |
Der Nordirak gilt weiterhin auch deswegen als instabil, weil das | |
Nachbarland Türkei dort regelmäßig gegen Ableger der in der Türkei | |
verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeht. Die PKK verübt ihrerseits | |
häufig Anschläge im Nordirak. Sie gilt auch in den USA und Europa als | |
Terrororganisation. Das Hauptquartier der PKK liegt in den schwer | |
zugänglichen Kandil-Bergen im Nordirak. Erst Ende Februar waren bei einem | |
türkischen Drohnenangriff im Nordirak kurdischen Angaben zufolge drei | |
Menschen getötet worden. | |
In Erbil wollte Baerbock am Mittwoch den Premierminister der kurdischen | |
Autonomiegebiete im Nordirak, Masrur Barsani, treffen. Später war auch eine | |
Unterredung mit dem Präsidenten der kurdischen Autonomiegebiete im Land, | |
Nechirvan Barsani, geplant. Auf dem Programm stand auch der Besuch eines | |
Camps für Binnengeflüchtete, die seit 2014 von der Terrormiliz Islamischer | |
Staat (IS) vertrieben worden sind. In einem Dokumentationszentrum wollte | |
sich Baerbock über die Verbrechen des IS informieren. | |
7 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Duerre-im-Irak/!5890092 | |
[2] /Bundestag-ueber-Genozid-an-ziden/!5906527 | |
[3] /Aufstand-in-Iran/!5896317 | |
## TAGS | |
Irak | |
Annalena Baerbock | |
Autonome Kurdenregion | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
Jesiden | |
GNS | |
Irak | |
Jesiden | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Schwerpunkt Iran | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Außenministerin Baerbock im Irak: Blick Richtung Zukunft | |
Außenministerin Baerbock reist in den Irak. Sie wirbt um Zusammenarbeit bei | |
Sicherheitsfragen – und für den Kampf gegen die Klimakrise. | |
Bundestag über Genozid an Êzîden: Anerkennung als Völkermord | |
IS-Verbrechen an der êzîdischen Religionsgemeinschaft will der Bundestag | |
als Genozid einstufen. Tausende sollen mehr Hilfen erhalten, Täter bestraft | |
werden. | |
Dürre im Irak: Wasser zu Staub | |
Der Irak leidet unter der Klimakrise. Eine Reise auf der Spur des Wassers – | |
von den kurdischen Bergen im Norden zu den mesopotamischen Sümpfen im Süden | |
des Landes. | |
Regierung im Irak: Die Probleme bleiben | |
Das Land hat einen neuen Präsidenten und Regierungschef. Ob das den Weg aus | |
der Sackgasse weist, ist fraglich. Der inner-schiitische Machtkampf bleibt. |