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# taz.de -- Berliner Abgeordnete zu Lage in der Türkei: „Die Hoffnung schwin…
> Tuba Bozkurt verließ ihren Berliner Wahlkampfstand, um Spendenpakete zu
> packen. Ihre Familie lebt im Erdbebengebiet.
Bild: Mitglieder der türkischen Gemeinde haben spontan eine Sammelstelle für …
taz: Frau Bozkurt, Sie sind Berliner Abgeordnete mit türkischen Wurzeln,
ihre Familie lebt in der Provinz Malatya, einem der Epizentren [1][der
schweren Erdbeben] seit Montagfrüh. Haben Sie Kontakt zu Ihren Angehörigen?
Tuba Bozkurt: Ich habe in den letzten Stunden sehr viel mit meinen Cousins
gesprochen, die in Malatya leben. Die Menschen sind beim ersten Beben in
der Nacht zu Montag aus den Häusern gerannt, in ihren Schlafanzügen, in die
Kälte. Irgendwann sind sie wieder reingegangen. Dann kam das zweite, noch
stärkere Beben. Die Häuser sind eingeknickt wie Kartenhäuser, hat mein
Cousin erzählt. Er ist in der Baubranche tätig. Eigentlich, sagt er, gibt
es seit dem letzten großen Erdbeben 1999 Vorgaben, dass erdbebensicher
gebaut werden muss. Aber da werde sich oft nicht dran gehalten.
Haben Sie Angehörige, die noch vermisst sind?
Wir haben zu vielen aus der Familie noch keinen Kontakt. Das Dorf, aus dem
mein Vater stammt, ist gänzlich vom Mobilfunknetz abgeschnitten. Zwei
Familienangehörige sind tot. Meine Eltern sind zum Glück gerade in Berlin
zu Besuch. Die letzte Nacht war hart: Diese schrecklichen Nachrichten die
ganze Zeit. Meine Eltern fühlen sich auf eine – natürlich irrationale – A…
schuldig, dass sie hier sind. Sie sagen, das Privileg, jetzt in Berlin zu
sein, fühlt sich falsch an.
Es haben sich in Berlin aus der türkischen Community heraus [2][schnell
Sammelstellen] für Spenden organisiert. Sie haben am Montag selbst Kartons
gepackt. Wie erleben Sie diese große Solidarität?
Ich kenne die Menschen, die sich jetzt engagieren, teilweise persönlich.
Ich habe am Montag spontan meinen Wahlkampfstand – in Berlin sind ja am
Sonntag Abgeordnetenhauswahlen – verlassen und habe versucht, beim
Sortieren der Spenden zu helfen. Innerhalb von nur vier Stunden hat diese
Hilfsbereitschaft ein unglaubliches Ausmaß angenommen. Die Menschen sind
auch in die Geschäfte gelaufen, in Drogerien und Klamottenläden, und haben
eingekauft: Winterkleidung, Kinderkleidung, Hygieneprodukte. Auch aus der
arabischen Community kam übrigens viel Hilfe.
Wie funktioniert von diesen Ad-hoc-Sammelstellen der Transport in die
Krisengebiete?
In der Nacht zu Dienstag hatten viele türkische Unternehmer in der Stadt
erst mal spontan ihre Lagerhallen zur Verfügung gestellt, um die Karton
zwischenzulagern. Dienstagfrüh hieß es dann, über die türkische Botschaft
werden von Turkish Airlines kostenlose Cargo-Flüge in das
Katastrophengebiet organisiert.
In der kurdischen Bevölkerung gibt es Misstrauen gegenüber der staatlichen
türkischen Katastrophenhilfe. Bekommen Sie das auch mit, wenn Sie draußen
unterwegs sind, am Wahlkampfstand oder beim Kistenpacken?
Ja, wenn es um Geldspenden geht, gibt es großes Misstrauen, ob das Geld bei
allen Betroffenen gleichermaßen ankommt. Die Menschen aus Deutschland
können auch über die [3][Aktion Deutschland Hilft] spenden.
Was wünschen Sie sich jetzt, mit Blick auch auf Ihre Familie in der Türkei,
an Hilfe aus Deutschland?
Es braucht jetzt schnell mehr Suchtrupps in den Katastrophengebieten. Es
braucht vor allem Gerätschaften für die Bergung der Opfer. Die Hoffnung
schwindet in der Eiseskälte jetzt schnell.
8 Feb 2023
## LINKS
[1] /Katastrophe-in-der-Tuerkei-und-Syrien/!5910807
[2] https://www.berlin.de/aktuelles/8023025-958090-erdbeben-in-tuerkei-und-syri…
[3] https://www.aktion-deutschland-hilft.de/
## AUTOREN
Anna Klöpper
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