# taz.de -- Vorwürfe gegen Ex-Chef von Rabbi-Schule: Zentralrat will Abberufun… | |
> Der Gründer der Potsdamer Rabbinerschule Abraham-Geiger-Kolleg soll seine | |
> Position genutzt haben, um Vorwürfe gegen seinen Partner zu vertuschen. | |
Bild: Eingang zum Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam | |
BERLIN epd/dpa | Der Zentralrat der Juden sieht Vorwürfe gegen Walter | |
Homolka, den Gründer der Potsdamer Rabbinerschule Abraham Geiger Kolleg, | |
bestätigt und fordert seine Abberufung von bisherigen Ämtern. Der | |
Zentralrat veröffentlichte am Mittwoch die Zusammenfassung einer | |
[1][Untersuchung zu dem Fall]. Im Raum steht, dass Homolka einen | |
mutmaßlichen Übergriff seines Lebenspartners vertuscht habe, der zeitweilig | |
am Kolleg angestellt war. Homolkas Lebenspartner [2][soll einen | |
pornographischen Clip an einen Studenten verschickt haben.] | |
Im Gutachten vom Mittwoch geht es nicht um die Vorwürfe gegen den | |
Lebenspartner, sondern nur um die gegen Homolka. Nach Auffassung der | |
Gutachter sei bei mehreren Delikten, unter anderem Nötigung und | |
Vorteilsannahme, mindestens der Anfangsverdacht einer Straftat gegeben, | |
hieß es. | |
Homolka bestreitet die Vorwürfe weiter vehement. Er hatte am Dienstag über | |
seinen Anwalt erklärt, dass er die Veröffentlichung der Ergebnisse durch | |
den Zentralrat für vorschnell halte, und mögliche rechtliche Schritte in | |
den Raum gestellt. | |
Ein Verbleib von Homolka in seinen bisherigen Ämtern sei mit diesem | |
Ergebnis nicht denkbar, erklärte der Präsident des Zentralrats, Josef | |
Schuster. Am Abraham-Geiger-Kolleg herrschte laut Untersuchung eine in der | |
Struktur angelegte „Kultur der Angst“. Schuster forderte vor diesem | |
Hintergrund „einen umfassenden Neuanfang“. Der vorliegende Vorschlag zur | |
Gründung einer Ausbildungsstiftung sei nicht geeignet, das Problem zu | |
lösen. | |
## Rabbinerausbildung künftig ohne Homolka | |
Das Bundesinnenministerium und das brandenburgische | |
Wissenschaftsministerium forderten vor dem Hintergrund der | |
Untersuchungsergebnisse ebenfalls einen „klaren Schnitt zu der bisherigen | |
Struktur“. Die vorliegenden Vorschläge des Geiger-Kollegs entsprächen | |
diesem Erfordernis nicht, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. | |
Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Belästigung am | |
Abraham-Geiger-Kolleg waren im Mai in einem Bericht der Welt öffentlich | |
worden. Homolka war der Gründer und Rektor des Rabbinerkollegs und auch | |
Vizedirektor der School of Jewish Theology an der Universität Potsdam, die | |
bei der Rabbinerausbildung mit dem Geiger Kolleg zusammenarbeitet. Die Uni | |
kam in einer eigenen Überprüfung zu dem Schluss, dass sich der Vorwurf von | |
Machtmissbrauch am Institut für Jüdische Theologie bestätigt habe – nicht | |
aber der Vorwurf der Duldung sexualisierter Belästigung. | |
Das Abraham Geiger Kolleg hat unterdessen die Gründung einer Stiftung als | |
Trägerin der Rabbinerausbildung angekündigt. Deren Struktur sehe | |
„eindeutige Mitwirkungs- und Kontrollregelungen“ vor, teilte | |
Interims-Direktorin Gabriele Thöne in Potsdam mit. Geplant seien | |
Aufsichtsgremien für religiöse und Verwaltungsfragen. | |
Homolka wird der Stiftung den Angaben zufolge nicht angehören. Er werde | |
sich künftig der Forschung und der Tätigkeit als Professor der Universität | |
Potsdam widmen, hieß es. Die Leitung der Rabbinerausbildung gehe 2023 in | |
neue Hände über. „Wichtig ist, dass das Rabbinerseminar seine Arbeit | |
ungestört und erfolgreich fortsetzen kann – progressiv und unabhängig“, | |
erklärte Homolka. | |
Das Rabbinerseminar an der Universität Potsdam wurde 1999 gegründet und | |
bildet seit 2001 Geistliche der [3][liberalen Strömung des Judentums] aus. | |
7 Dec 2022 | |
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