| # taz.de -- Bayerns Sieg über Barcelona: Ohne Schnickschnack | |
| > Die Frauen des FC Bayern dürfen in der großen Arena zeigen, wie man | |
| > Barcelona besiegt. Die Lust auf weitere Auftritte in diesem Rahmen ist | |
| > geweckt. | |
| Bild: Maschine läuft: Lea Schüller bei ihrem Kopfballtor im Spiel gegen Barce… | |
| München taz | Ja, es waren 24.000 Zuschauer da. Ja, so viele Menschen waren | |
| noch nie gekommen, wenn die Frauen des FC Bayern zu einem Heimspiel geladen | |
| hatten. Ja, die riesige Arena im Norden Münchens hat einen würdigen Rahmen | |
| für dieses Spiel abgegeben. Und doch war [1][der neue Boom des | |
| Frauenfußballs] kaum ein Thema nach dem 3:1 des FC Bayern im Gruppenspiel | |
| der [2][Champions League gegen den FC Barcelona]. | |
| Zu beeindruckend war, was die Münchnerinnen da auf den Platz gebracht | |
| hatten. Zu überraschend ihr passsicheres Spiel in den ersten 20 Minuten. | |
| Und beinahe schon überwältigend die Intensität, mit der sie die immer | |
| wütender werdenden Angriffe der Gästinnen abgewehrt haben. | |
| Richtig happy waren des Abends hernach die Protagonistinnen aus München. | |
| Lina Magull, die über die ganze Spielzeit das ganze Spielfeld beackert hat, | |
| um hinten in die Zweikämpfe zu kommen und vorne den Zweikämpfen aus dem Weg | |
| zu gehen, stand nach dem Spiel so abgekämpft wie glücklich in eine Decke | |
| gehüllt vor den Medienvertretern und war recht stolz, dass es gelungen war, | |
| „die beste Mannschaft der Welt“ besiegt zu haben. | |
| Es war ihr anzusehen, wie viel Arbeit hinter ihr lang, auch | |
| Konzentrationsarbeit. So ein Spiel sei viel anstrengender als das, was die | |
| Bayerinnen normalerweise machen, erklärte die Kapitänin. Recht hat sie. | |
| Normalerweise rennen die Bayerinnen dem Ball nicht hinterher, so wie sie es | |
| am Mittwochabend meist tun mussten, normalerweise müssen sie nicht den | |
| richtigen Moment abpassen, um den Fuß mal an den Ball zu bekommen. Im | |
| Bundesligaalltag sind sie es, die Ball und Gegnerinnen laufen lassen. | |
| Dass diese Umstellung gelungen ist, darüber hat sich dann auch | |
| Bayerinnentrainer Alexander Straus besonders gefreut. „Hätten wie so | |
| gespielt wie gegen Hoffenheim, dann hätten wir verloren.“ Für ihren | |
| Bundesligaauftritt beim 4:0 am vergangenen Freitag haben die Spielerinnen | |
| viel Lob bekommen, auch von ihrem Trainer. Doch diesmal ging es um etwas | |
| anders. | |
| ## Begnadeter Analytiker | |
| Straus zuzuhören, wie er das erklärt hat, machte nach dem Spiel beinahe | |
| ebenso viel Spaß wie die intensive Partie zuvor. Er erläuterte seinen | |
| Spielplan, nach dem es darum ging, nach Balleroberung, mit zwei drei | |
| präzisen Pässen nach vorne zu stoßen. „Wir wussten, dass sich dann viel | |
| Platz auftut“, erklärte er und schwärmte vom 2:0 der Bayerinnen durch Lina | |
| Magull, das so ausgesehen hat, wie er es mit den Spielerinnen eingeübt | |
| habe. | |
| Vor zwei Wochen war Bayern mit dem selben Plan beim FC Barcelona, „der | |
| Benchmark im Vereinsfußball“ (Straus) angetreten. Da war der Plan nicht | |
| aufgegangen und man hatte den Eindruck die Münchnerinnen seien schier | |
| schwindlig gespielt worden. Umso erstaunlicher war es, dass das Team | |
| diesmal die Trainerpläne umsetzen konnte. Ob die Kulisse vielleicht dabei | |
| geholfen hat? Straus meint, dass das schon sein könnte. Und Magull | |
| schilderte ja wirklich, dass sie es durchaus wahrgenommen hat, wie die La | |
| Ola über die Ränge geschwappt ist. | |
| Die Bayerinnen-Managerin, Bianca Rech, war sichtlich angetan vom ganzen | |
| Abend. „Das sind alles Leute, die irgendwann mal wieder zu den Frauen | |
| kommen“, war sie sich sicher. Allzu viele dürfen es allerdings nicht sein. | |
| Das Stadion am Bayern-Campus ist voll, wenn 2.500 Leute kommen. Wird ein | |
| mögliches Viertelfinale in der Champions League also wieder in der großen | |
| Arena stattfinden? Eine klare Antwort wollte Rech darauf nicht geben. Klar, | |
| es stehen ja auch noch zwei Gruppenspiele an – gegen Rosengard und Benfica | |
| Lissabon, aber nach den drei Punkten vom Mittwoch dürfen die Bayerinnen | |
| schon mit den Planungen für die K.o.-Runde gegen große Gegner beginnen. | |
| Zu den ganz großen zählen die Bayerinnen ohnehin noch nicht. Was sie gegen | |
| Barcelona gezeigt haben, war in der gebotenen Intensität gewiss | |
| außergewöhnlich. Es war aber auch Underdogfußball. Es waren ein paar | |
| geniale Umschaltmomente, die Barcelona das Genick brachen, es war die fast | |
| schon unverschämte Effizienz bei der Chancenverwertung und ein paar | |
| unfassbare Einzelleistungen. | |
| ## Spielende Maschine | |
| Die Paraden von Torhüterin Maria Luisa Grohs haben ihren Fehler, der zum | |
| 1:3 führte, mehr als aufgewogen. Die Innenverteidigerinnen Tiagana und | |
| Glódís Viggósdóttir haben keinen Ball von außen gefährlich werden lassen. | |
| Und dann war da noch Sidney Lohmann, die nimmermüde Ballerobererin und | |
| Passgeberin, an deren Spiel sich auch ihr Trainer schier nicht sattsehen | |
| konnte. „Maschine“ nannte er sie, erinnerte daran, wie jung sie noch ist | |
| (22), und glaubt, sie könne mal eine der Besten der Welt werden. | |
| Als solche, möchte man meinen, hat sie vielleicht mehr als 24.000 Zuschauer | |
| verdient, die am Mittwoch gekommen sind. In die Arena passen schließlich | |
| dreimal so viele Menschen. Vielleicht kann man den FC Bayern dafür | |
| kritisieren, dass er nicht die ganz große Werbemaschinerie für das Spiel | |
| angeworfen hat. Wie es aussieht, wenn das der Fall ist, war vor ein paar | |
| Wochen zu besichtigen in der Stadt. | |
| Die war vor dem [3][Footballspiel der NFL zwischen den Tampa Bay | |
| Buccaneers und den Seattle Seahawks] mit Werbung so zugepflastert worden, | |
| wie es nicht einmal bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Fall war. | |
| Die NFL ist Business-Partner des FC Bayern München. Da musste das wohl so | |
| sein, so schrecklich die Stadt da auch anzusehen war. | |
| Die Fußballerinnen des Klubs sind im Gegensatz dazu eine Sportmannschaft, | |
| die durch ihre Leistungen auf sich aufmerksam machen muss. Das ist ihr am | |
| Mittwoch gelungen. Es war ein Fußballspiel, das da zu sehen war. Ohne jeden | |
| Event-Schnickschnack, ohne Ultraselbstbeweihräucherung, ohne das bei | |
| Männerheimspielen übliche Wetteinkaufen im Bayern-Fan-Shop. Gut so. | |
| 8 Dec 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
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