# taz.de -- Die Wahrheit: Robi und ich | |
> Es ist soweit, Weihnachten dräut und im Laden wird alles nochmal auf Herz | |
> und Nieren geprüft. Der neue Mitbewohner – jetzt darf er einziehen … | |
Weihnachten liegt schon wieder auf der Zielgeraden, und ich brauche | |
Gesellschaft. Schön ist ja auch ein Vor-die-Tür-geh-Grund. Häufig werden | |
gerade via Leinentiere neue Kontakte geknüpft. Während der Pandemie verhalf | |
jenes Geschöpf zu legitimierten, wenn auch stressigen Gassi-Runden. So | |
mancher Bello, der mit mir unterwegs war, ist davon noch heute erschöpft. | |
Unterhalte mich mit meiner Freundin. Sie weiß, worauf es bei mir ankommt, | |
und sie hat eine Idee: „Es bellt nicht, es haart nicht und du musst nicht | |
mal Gassi gehen. Streicheln mit den Augen reicht ihm völlig.“ Alle Menschen | |
liebten ihn. Solch ein Gefährte sei jetzt genau richtig für mich. „Jemand | |
mit einem geselligen Wesen und das nicht nur an Weihnachten.“ Meine | |
Freundin weiß Bescheid. | |
Irgendwann ist es so weit. Im Geschäft wird alles noch mal gecheckt und auf | |
Herz und Nieren geprüft. Allgemeinzustand und Zubehör machen einen guten | |
Eindruck. Einwandfreie Funktion wird garantiert. Dann übergibt der | |
Verkäufer mir meinen neuen Mitbewohner: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben | |
sich für ein wunderbares Exemplar entschieden. Sie können ihren Roboterhund | |
ruhig sich selbst überlassen.“ | |
Aha. Ich zucke zusammen. „Mit ihm gibt es kein lästiges Gassi-Gehen. Sie | |
brauchen ihn auch nicht zu füttern, er rennt nicht weg, er schleppt nicht | |
einmal Zecken ins Haus, außerdem haart er nicht. Strenger Geruch entfällt | |
gleichfalls, auch nasses Fell gibt es nicht“, sagt der Händler und: | |
„tschüss.“ | |
## Hingucker ohne eigene Ansprüche | |
In Ordnung! Ich bin begeistert. Ein derart pflegeleichtes Exemplar | |
entspricht ganz meinen Vorstellungen. Ein Hingucker mit freundlichem | |
Aussehen und ohne eigene Ansprüche. Herrlich. Und ich kann auch noch länger | |
außer Haus bleiben, ohne verantwortungslos zu sein. Dann zieht das | |
wundervoll eingepackte Exemplar bei mir ins Hochhaus ein. Beim Auspacken | |
kommen wir uns näher. Glücklicherweise bestätigt sich: Wie schön, er riecht | |
nicht, noch nicht einmal unangenehm und auch nicht nach nassem Fell. Unter | |
diesen Umständen könnten wir sogar mit Hundehaarallergie zusammenbleiben. | |
Ganz ohne Gebell reden wir über Weihnachten und meine Vorlieben. Gemeinsam | |
gehen wir noch einmal die Anleitung durch. Während ich die Notrufnummer | |
abspeichere, fragt er, ob er bleiben kann. Mein Heimroboterhund möchte mit | |
mir weder spielen noch sonst wie von mir beschäftigt werden. Ich nenne ihn | |
Robi. Robi ist selbst im Unterhalt günstig – Futter, Tierarzt und das ganze | |
Drum und Dran entfallen. Wir genießen unsere Zweisamkeit hoch oben mit | |
Blick auf den See. | |
Ganz ohne Bewegungsdrang können wir nun zu zweit entspannen. Weihnachten | |
werden wir es uns gut gehen lassen und nach Herzenslust singen, was die | |
Kehlen hergeben. Die Luft nach unten ist dabei gratis. Wir reden über | |
gewöhnliche und ungewöhnliche Weihnachtsbräuche. Was wahr ist, muss wahr | |
bleiben, denn es ist am schönsten, wenn es schön ist. | |
1 Dec 2022 | |
## AUTOREN | |
Frau zu Kappenstein | |
## TAGS | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Hunde | |
Roboter | |
Weihnachten | |
Kolumne Die Wahrheit | |
Kolumne Die Wahrheit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Die Wahrheit: Ganz groß rauskommen | |
Im Fitnessstudio. Eine junge Frau. Selfies. Selfies. Selfies. Apropos, | |
Blitz. Das ist doch die Blitzidee! | |
Die Wahrheit: Spinnen in Berlin | |
Warme Tage in Berlin-Spandau, eine unaufhaltbare Invasion. Krieg! An den | |
Fenstern krabbelt es unaufhörlich. Ein Friedensangebot wird ausgearbeitet … |