Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Alte Försterei wird umgebaut: Anpfiff für die Neue Försterei
> Union Berlin baut sein Stadion grundlegend um. Dafür müssen Fans einige
> Traditionen aufgeben und temporär zum Erzfeind ziehen.
Bild: So soll sie aussehen, die neue Alte Försterei
Berlin taz | Wird Union Berlin nun zu jenem Big City Club, von dem die
Chefetage bei Traditionsfeind Hertha BSC immer geträumt hat? Jedenfalls
sind die Unioner den Herthanern inzwischen in einigen Punkten voraus.
Fußballerisch bangt Hertha um den Klassenerhalt, während Union mindestens
von der Euroleague träumen darf. Finanziell fuhr Hertha vergangene Saison
trotz riesiger Investorengelder 80 Millionen Euro Miese ein, Union machte
12 Millionen Euro Gewinn. Und nun will Union schon 2024 mit einem
umfassenden Stadionumbau beginnen – während die Hertha ihr neues Stadion
erst ein Jahr später planen will.
Die am Montagabend von Präsident Dirk Zingler auf der Mitgliederversammlung
des Vereins vorgestellten Pläne sind beachtlich. Von einem „Umbau“ des
Traditionsstadions Alte Försterei kann kaum eine Rede sein: Drei von vier
Tribünen sollen abgerissen und neu errichtet, die Haupttribüne um eine
Etage erweitert werden. Künftig sollen so 37.700 Menschen Platz finden –
bisher waren es 22.000. Ohne Mitgliedschaft ist es kaum noch möglich,
Spielkarten zu ergattern. Inzwischen hat der Verein 48.000 Mitglieder.
Dass [1][Union] aufrüsten wird, ist bereits seit 2018 bekannt. Am Montag
wurde aber erstmals visuell vorgestellt, wie das neue Stadion aussehen
könnte. Zudem gab der Verein bekannt, das Grundstück der Alten Försterei
vom Land Berlin erworben zu haben – erstmals seit Vereinsgründung 1920
gehört die Alte Försterei damit dem Verein.
## Fans haben Stadion mitgebaut
Neben dem Stadionausbau sind noch weiterer Bauprojekte geplant. So sollen
etwa ein 3.500 Quadratmeter großes Trainingszentrum, ein dreistöckiges
Parkhaus und ein Clubhaus für die Fans errichtet werden. Auch die
Geschäftsstelle soll renoviert werden. Bereits kommendes Jahr sollen die
Bauarbeiten hier starten.
Die Unioner Fanszene ist mit der Alten Försterei ganz besonders verbunden.
Als das Stadion zwischen 2008 und 2013 letztmalig renoviert wurde, packten
rund 2.000 Fans mit an und errichteten gemeinsam die Tribünen, die nun
abgerissen werden sollen.
Auch im Verein würde man da „ein bisschen sentimental und wehmütig“, sagte
Pressesprecher Christian Arbeit der taz. „Wir haben jede Anstrengung
unternommen, die Tribünen zu erhalten, aber das ist leider nicht möglich.“
Man wolle aber traditionsreiche Elemente wie die manuelle Anzeigentafel
oder das Stadionbauer-Denkmal in den Neubau integrieren.
## Union im Olympiastadion
Einige Kontroversen auslösen dürfte in den Fanszenen auch die Ankündigung,
dass Union während der Bauarbeiten im Olympiastadion spielen soll – in
Herthas heiligen Hallen also. Insbesondere bei Hertha-Ultras dürfte die
Vorstellung von in der Ostkurve jubelnden Unionfans kalte Schweißausbrüche
bewirken. Einige Unionfans würden sich die Chance, dort die eigenen Sticker
zu verkleben, wohl kaum nehmen lassen.
Schon für die Teilnahme an der Conference League musste Union auf das
Olympiastadion ausweichen, weil die Alte Försterei nicht den
Uefa-Richtlinien entsprach. Damals bewies Union einen gewissen Respekt vor
dem Stadtrivalen. Zwar wurde das Olympiastadion rot beleuchtet und mit
Unionfahnen geschmückt, für die Ostkurve verkaufte der Verein aber keine
Tickets.
Wer weiß es schon – vielleicht kommen sich Unioner und Herthaner ja sogar
näher, wenn sie sich ein Stadion teilen müssen. Es soll zwischen den beiden
ja sogar mal eine Freundschaft bestanden haben. Und groß genug für zwei
[2][Big City Clubs] ist Berlin dann ja doch.
16 Nov 2022
## LINKS
[1] /Hoehenflug-von-Union-Berlin/!5879221
[2] /Hertha-BSC-und-Lars-Windhorst/!5882656
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Fußball-Bundesliga
Fußball-Bundesliga
1. Bundesliga
Union Berlin
Hertha BSC Berlin
Kolumne Press-Schlag
Hannover
FC Union
## ARTIKEL ZUM THEMA
Letzter Spieltag vor der WM: Berliner Frühling
Die Bundesliga stirbt. Einzig lang untote Abstiegskandidaten erhalten sie
noch am Leben.
Einfluss bei Profivereinen im Fußball: Soll 50+1 im Fußball fallen?
Längst regeln kapitalistische Unternehmen den Profifußball. Ein Pro&Contra
zur 50+1-Regel, die Vereinsmitgliedern ein Mitspracherecht einräumen soll.
Höhenflug von Union Berlin: Gegenmodell zum Großkotz Hertha
Dass Union Berlin jetzt Europa League spielt, ist eine Sensation. Die
Fußballfolklore der Underdogs erzählt einiges über vernünftiges
Wirtschaften.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.