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# taz.de -- Backstreet Boys in Deutschland: Die nicht so heile Welt der Boys
> Die Backstreet Boys sind auf Welttournee. Doch sollte man die Konzerte
> trotz der Vorwürfe, die es gegen Carter und Littrel gibt, besuchen?
Bild: Die Backstreet Boys sind aktuell auf Welttournee
Ich verstehe, wie schwierig es ist. Gerade in diesem Fall – die
[1][Backstreet Boys] gehören zur kulturellen Prägung mehrerer Generationen,
sind seit über 25 Jahren erfolgreich und bedienen unsere Nostalgie, während
sie zugleich noch aktiv sind. Auch ich war in meiner frühen Teeniephase
Fan, besuchte Konzerte, hatte eine Uhr der Boys an der Wand hängen und kann
viele Lyrics auswendig. „Everybody“ bringt mich auf die Tanzfläche und ich
liebe Videos, in denen fremde Menschen plötzlich zusammen „I Want It That
Way“ singen. Kurz: Ich verstehe, wie schwierig es ist. Aber es ist an der
Zeit, die Kritik, die es um BSB gibt, zu hören, statt sie zu verdrängen.
Die Backstreet Boys sind auf Welttournee und derzeit in Deutschland
unterwegs; bereits kurz nach Start des Ticketvorverkaufs wurden wegen der
großen Nachfrage fünf Zusatztermine verkündet. Mich wundert, dass so viele
Menschen dazu bereit sind, die Band durch den Kauf teurer Konzerttickets zu
unterstützen. Das mag zum einen daran liegen, dass die Maschinerie hinter
BSB mächtig genug ist, um sämtliche Vorwürfe gegen die Sänger aus
Wikipedia-Artikeln und größtenteils der Presse rauszuhalten, und zum
anderen eben daran, dass wir, die wir darum wissen, nicht wahrhaben wollen,
dass die heile Welt, die diese Boyband verkörpert, alles andere als heil
ist.
Wovon ich spreche? Gegen Nick Carter gibt es Vergewaltigungsvorwürfe, Brian
Littrell hat sich als Trump-Supporter geoutet. Die Vorwürfe gegen Carter
datieren zurück auf November 2017, [2][kurz nach Beginn der
#MeToo-Bewegung], und stammen von Melissa Schuman, einst Sängerin der
Popband Dream. Sie schrieb in einem Blogpost, Carter habe sie 15 Jahre
zuvor vergewaltigt; außerdem gibt es einen ähnlichen Vorwurf von einer
anderen Frau. Carter selbst streitet alle Vorwürfe gegen sich ab. Wegen
Verjährung der mutmaßlichen Taten kam es nie zur Anklage.
Brian Littrell unterdessen setzte sich am Tag vor Trumps Amtseinführung im
Januar 2017 in einem kurzen Videointerview für ihn ein. Schwerer noch
wiegt, dass er sich unmittelbar nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar
2021 auf Parler anmeldete. [3][Parler ist eine bei Rechten beliebte
Social-Media-Plattform], auf der unter anderem Melania Trump, Jair
Bolsonaro und Martin Sellner vertreten sind (Littrell postete allerdings
nie etwas). Auf diese Weise zeigt er unmissverständlich seine Unterstützung
für den rechten Flügel der Republikaner. Um das zu komplettieren, hat sein
Bandkollege und Cousin Kevin Richardson kurz danach kryptisch getwittert,
er habe einen „Freund an QAnon verloren“.
Und so unbescholten die anderen drei sind, stehen sie doch nach wie vor zu
Littrell und Carter. Es ist eine Sache, die alten Songs der Boys zu mögen.
Aber wollen wir wirklich weiterhin diese Band durch Konzertbesuche
unterstützen?
17 Oct 2022
## LINKS
[1] /Revivalkonzert-der-Backstreet-Boys/!5094355
[2] /Schwerpunkt-metoo/!t5455381
[3] /Digitales-US-Netzwerk-Parler/!5723963
## AUTOREN
Isabella Caldart
## TAGS
Schwerpunkt #metoo
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