# taz.de -- Zur „Stabilisierung des Ölpreises“: Öl-Allianz Opec+ kürzt F… | |
> Nachdem die Preise für Öl zuletzt gesunken sind, kündigt das Ölkartell | |
> an, weniger zu fördern. Die USA warnen vor Auswirkungen auf die | |
> Weltwirtschaft. | |
Bild: Das erste analoge Treffen seit Beginn der Corona-Pandemie: Opec+ am Mittw… | |
Frankfurt/Wien ap/dpa | Die Organisation Erdöl exportierender Länder und | |
Russland haben eine deutliche Kürzung der täglichen Fördermenge | |
beschlossen. Die Energieminister der nunmehr Opec+ genannten Organisation | |
teilten am späten Mittwochnachmittag in Wien mit, täglich sollten zwei | |
Millionen Barrel Öl weniger gefördert werden. Die Entscheidung könnte der | |
[1][angeschlagenen Weltwirtschaft] einen weiteren Schlag versetzen und bei | |
den Zwischenwahlen in den USA auch politische Auswirkungen haben. | |
Es ist die umfassendste Verringerung der Produktion seit Langem. Der | |
Schritt soll den zuletzt um bis zu 30 Prozent gefallenen Ölpreis zumindest | |
stabilisieren. Er geschehe „angesichts der Ungewissheit, die die globalen | |
Wirtschafts- und Ölmarktaussichten umgibt, und der Notwendigkeit, die | |
langfristigen Leitlinien für den Ölmarkt zu verbessern“, so die Opec. | |
Die Ölpreise legten nach der Bekanntgabe der Entscheidung zu. Am | |
Donnerstagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent | |
93,43 US-Dollar. Das waren 1,62 Dollar mehr als am Dienstag. Der Preis für | |
ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,32 Dollar | |
auf 87,81 Dollar. Das liegt allerdings immer noch erheblich unter den | |
Höchstwerten aus dem März, als ein Barrel Brent bis zu 134 Dollar und WTI | |
knapp an die 125 Dollar kostete. | |
Nicht zuletzt die USA fordern allerdings seit Monaten von der Opec+ ein | |
Aufdrehen des Ölhahns – auch im Interesse der Weltwirtschaft. An den | |
Zapfsäulen könnte sich der Benzinpreis wieder nach oben bewegen. Der | |
Einfluss des 2016 um zehn Nicht-Opec-Länder erweiterten Kartells ist | |
weiterhin erheblich. Die Allianz hat einen weltweiten Marktanteil von etwa | |
40 Prozent. Die Auswirkungen der Produktionskürzung auf die Ölpreise – und | |
damit auch auf den Preis für Benzin aus Rohöl – werden sich jedoch in | |
Grenzen halten, da die OPEC+-Mitglieder ihre Quoten bereits jetzt nicht | |
einhalten können. | |
## Negativauswirkungen auf ärmere Länder | |
Die US-Regierung bezeichnete die Entscheidung der Opec+ als „kurzsichtig“. | |
Präsident Joe Biden sei darüber enttäuscht, erklärten Bidens | |
Sicherheitsberater Jake Sullivan und der Direktor des Nationalen | |
Wirtschaftsrates im Weißen Haus, Brian Deese. In einer Zeit, in der die | |
Aufrechterhaltung der weltweiten Energieversorgung von größter Bedeutung | |
sei, werde sich diese Entscheidung besonders negativ auf Länder mit | |
niedrigem und mittlerem Einkommen auswirken. | |
Die Opec+ bezeichnet ihr Handeln dagegen als „verantwortungsbewusst“. Es | |
gehe ihr nicht nur um die eigenen Einnahmen, sondern um | |
Versorgungssicherheit und Verlässlichkeit, sagte der saudi-arabische | |
Energieminister Abdulasis bin Salman. Eine auf der Pressekonferenz | |
präsentierte Grafik sollte illustrieren, dass sich der Ölpreis zwischen | |
Januar und September nur um wenige Prozent erhöht habe, ganz im Gegensatz | |
zu den Kostenexplosionen bei Gas, Flüssiggas und Kohle. | |
## Keine Preisexplosion | |
Die Auswirkungen der Produktionskürzung auf die Ölpreise – und damit auch | |
auf den Preis für Benzin aus Rohöl – werden sich jedoch in Grenzen halten, | |
da die OPEC+-Mitglieder ihre Quoten bereits jetzt nicht einhalten können. | |
Aktuell fördern einige Staaten wie Nigeria, Angola und Russland weniger, | |
als die bisherigen Vereinbarungen erlauben. Laut Internationaler | |
Energieagentur lag die Förderung des Ölkartells im August um etwa 3,4 | |
Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich unter dem vereinbarten Niveau. „Das | |
liegt auch an fehlenden Investitionen in die Ölförder-Infrastruktur zum | |
Beispiel in Nigeria und Angola sowie den westlichen Sanktionen gegen | |
Russland“, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. | |
Russland muss ab Dezember für sein Rohöl neue Abnehmer finden. [2][Dann | |
tritt ein nahezu EU-weites Embargo für die Einfuhr von russischem Rohöl in | |
Kraft.] Bisher werden täglich noch rund zwei Millionen Barrel aus Russland | |
in die EU geliefert. | |
6 Oct 2022 | |
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