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# taz.de -- Protest gegen Tierindustrie: Schlachthof von Tönnies blockiert
> Tierschützer:innen haben einen Betrieb von Tönnies blockiert. Sie
> fordern eine Agrarwende hin zu einer pflanzenbasierten Landwirtschaft.
Bild: Ativist*innen sitzen vor dem Tönnies–Schlachthof in Badbergen
Berlin taz | Seit dem frühen Montagmorgen blockieren etwa 100
Aktivist*innen des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ den
Tönnies Schlachthof im niedersächsischen Badbergen. Sie fordern die
Abschaffung der Tierindustrie und wollen mit der Aktion auf Missstände
aufmerksam machen.
„Tönnies ist ein Big Player unter den Fleischproduzenten“, sagt Franziska
Klein vom Bündnis. Sie seien die einzigen Profiteure dieses
klimaschädlichen und energieintensiven Geschäfts. „Wir fordern, dass die
Gesellschaft und nicht Konzerne entscheiden, was wir essen und wie wir
produzieren“, so die Sprecherin zur taz.
Die Tierindustrie in Deutschland verbrauche [1][enorm viel Gas]. „Wir
können uns das nicht mehr leisten“, sagt Klein. Sie gehöre zu den größten
Klimakillern und verschwende Energie, weil Tiere mit Futtermitteln gemästet
würden, anstatt Pflanzen für den menschlichen Verzehr anzubauen.
Fabian Reinkemeier, Unternehmenssprecher von Tönnies, widerspricht: „Die
Aktivist*innen lassen die Entwicklung bei Tönnies komplett außer Acht
und erkennen die Transformation und die Nachhaltigkeits-Fortschritte nicht
an.“
## Aktionstage im Oldenburger Land
Mit der Blockade will „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ auch die
Landwirte und die Bevölkerung vor Ort erreichen. Es sei nötig, den Ausstieg
selbst in die Hand zu nehmen, um eine Agrarwende hin zu einer
pflanzenbasierten Landwirtschaft umzusetzen, betont die Bündnissprecherin.
Die [2][Arbeitsbedingungen] in der Branche seien schlecht und die Praxis
habe negative Auswirkungen auf den globalen Süden. Ganze Ökosysteme würden
vernichtet, um den deutschen Futtermittelbedarf zu decken. Das bezeichnet
Franziska Klein als „neokoloniale Strukturen“, die abgebaut werden müssten.
Die Blockade des Schlachthofes in Badbergen findet im Rahmen der
Aktionstage des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ im
Oldenburger Land vom 24.09. bis 27.09. statt. Seit Freitag gab es
verschiedene Proteste, etwa in einer Molkerei im Ammerland oder auf einer
Demonstration in Vechta.
Aktuell dauern die Blockaden im Schlachthof Badbergen an. „Wir haben das
Werk an mehreren Stellen blockiert. Zwei Menschen sind auf einen LKW
geklettert, ein paar haben sich an ein Tor gekettet und andere sind bereits
von Polizeieinheiten geräumt worden“, so Klein. Dabei protestiere die
Organisaton friedlich und lasse sich von der Polizei wegtragen.
## Räumungen dauern an
Unternehmenssprecher Reinkemeier hat wenig Verständnis für die Aktion. Er
befürworte die freie Meinungsäußerung, aber wenn, „so wie heute in
Badbergen, Eigentum mutwillig zerstört und beschädigt wird, dann hat das
nichts mehr mit freier Meinungsäußerung zu tun“.
Durch [3][Konsumrückgang], veränderte Marktlage und letztlich auch durch
die hohen Gaspreise habe Tönnies Hunderte Arbeitsplätze in der Produktion
abgebaut, berichtete das Westfalenblatt vergangene Woche. Damit kommt der
Betrieb, wenn auch unfreiwillig, einigen Forderungen des Bündnisses
entgegen. Grundsätzlich gibt Tönnies an, „einer der nachhaltigsten
Lebensmittelproduzenten Europas“ werden zu wollen.
Unklar ist, wann die Polizei die Aktivist*innen am Standort Badbergen
geräumt haben wird. Laut Reinkemeier führt das Unternehmen heute in diesem
Betrieb keine Schlachtungen durch.
26 Sep 2022
## LINKS
[1] /Drohende-Rationierung-von-Energie/!5872520
[2] /Toennies-wirbt-ukrainische-Gefluechtete-an/!5845384
[3] /Folgen-der-Inflation/!5878676
## AUTOREN
Sean-Elias Ansa
## TAGS
Clemens Tönnies
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