# taz.de -- Neuer Corona-Impfstoff zugelassen: Alles bereit für den vierten Pi… | |
> Ab dieser Woche gibt es den neuen, an Omikron angepassten Impfstoff in | |
> Deutschland. Wer sollte sich damit impfen lassen? | |
Bild: Ist bald wieder soweit: Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus | |
BERLIN taz | Es war noch nicht einmal die Zulassung für den neuen, an die | |
Omikron-Variante BA.1 angepassten Impfstoff da, da rief [1][Karl | |
Lauterbach] im August schon in die Impfkabinen. Laut dem | |
Bundesgesundheitsminister soll der neue Impfstoff auch vor Infektionen und | |
nicht nur vor schwerer Erkrankung schützen und schließlich nahe der Herbst | |
mit seinen generell höheren Infektionszahlen. | |
Am 1. September wurden nun die angepassten Impfstoffe von [2][Moderna und | |
Biontech/Pfizer für Europa zugelassen], in der vergangenen Woche bestellten | |
Hausärzte und Impfzentren diesen über die Apotheken. Und ab dieser Woche | |
soll tatsächlich in ganz Deutschland damit geimpft werden. Der sogenannte | |
bivalente Impfstoff soll dabei sowohl gegen frühere Varianten als auch | |
gegen [3][Omikron] schützen. Zugelassen ist er bislang nur für die | |
Auffrischungsimpfung. Für die Grundimmunisierung wird weiterhin der „alte“ | |
Impfstoff verwendet. | |
Aber wer genau sollte sich denn jetzt die nächste Spritze geben lassen? | |
Der Hausärzteverband ist zunächst einmal nicht allzu erfreut über die | |
Äußerungen Lauterbachs. „Es ist alles andere als optimal, dass Teile der | |
Politik bereits sehr früh hohe Erwartungen an die angepassten Impfstoffe | |
schüren, ohne dass die Stiko sich hierzu geäußert hat“, sagt der | |
Vorsitzende Ulrich Weigelt der taz. Die Menschen seien verunsichert und | |
blickten schlicht nicht mehr durch. | |
## Die Stiko äußerte sich bisher nicht zum neuen Impfstoff | |
Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht als ehrenamtliches | |
Experten:innengremium auf der Grundlage verfügbarer Studiendaten | |
Empfehlungen aus, wer sich wann gegen Corona und andere | |
Infektionskrankheiten impfen lassen sollte. Die Hausärzt:innen | |
orientieren sich in der Regel daran. In der [4][aktuell gültigen | |
Impfempfehlung] vom 18. August empfiehlt die Stiko eine zweite | |
Auffrischungsimpfung – also eine insgesamt vierte Impfung – nur für | |
Personen ab 60 Jahren sowie Risikopatient:innen ab 5 Jahren. Für | |
Menschen ab 12 Jahren wird eine Auffrischungsimpfung empfohlen, für Kinder | |
zwischen 5 und 11 Jahren nur eine Impfung oder die Grundimmunisierung aus | |
zwei Spritzen. Seit der Zulassung der angepassten Impfstoffe hat sich die | |
Stiko noch nicht geäußert. | |
„Für die Auffrischungsimpfungen nehmen wir jetzt den neuen Impfstoff, | |
sobald er da ist“, heißt es aus dem einzigen in Berlin noch geöffneten | |
Impfzentrum. Eine zweite Auffrischungsimpfung bekämen nach Beratung auch | |
Personen unter 60 Jahren, so ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes – | |
auch ohne entsprechende Stiko-Empfehlung. | |
„Ich hoffe schon, dass sich die Stiko bald äußert“, sagt Carsten Watzl, | |
Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der Technischen Universität | |
Dortmund und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Es | |
handele sich schließlich um einen zu über 90 Prozent unveränderten | |
Impfstoff. Die Sicherheitsdaten dürften absolut vergleichbar sein zu dem | |
bisher verfügbaren Impfstoff, so Watzl. „Ich wäre sehr überrascht, wenn | |
sich neue Nebenwirkungen zeigen würden.“ | |
## Nun wieder Schutz auch vor Infektionen | |
Tatsächlich – und das dürfte auch die Stiko zögern lassen – beziehen sich | |
die Daten aus der Zulassungsstudie aber nur auf den Status der Antikörper | |
von wenigen hundert Geimpften. Daten zum Schutz vor Ansteckung und schweren | |
Erkrankungen gibt es noch nicht. Laut der Zulassungsstudie zeigt sich nach | |
einer Auffrischungsimpfung mit dem an die Omikron-Variante BA.1 angepassten | |
Impfstoff ein hoher Antikörperstatus auf diese Variante. | |
Aus den Erfahrungen mit dem bisherigen Impfstoff ließe sich schlussfolgern, | |
dass nach einer Impfung mit dem neuen Impfstoff auch ein Schutz vor | |
Ansteckung mit den Omikron-Varianten gegeben sein dürfte, so Watzl. Das | |
wäre ein deutlicher Vorteil gegenüber dem bisherigen Impfstoff, „der zwar | |
vor einer schweren Erkrankung, aber zugegebenermaßen lausig vor der | |
Infektion mit Omikron schützt“. | |
Von einer zusätzlichen Impfung mit dem neuen Impfstoff würde „theoretisch | |
jeder profitieren“, sagt Watzl. Auch gesunde 30-Jährige. Es gebe aus | |
immunologischer Sicht auch keine Gefahr der „Überimpfung“, solange ein | |
Zeitfenster von 6 Monaten nach der letzten Erkrankung oder Impfung | |
eingehalten werde. | |
Trotzdem glaubt Watzl nicht, dass die Stiko eine allgemeine Empfehlung für | |
eine zusätzliche Auffrischungsimpfung mit dem angepassten Impfstoff geben | |
wird. Der Immunologe hält dies auch selber nicht für nötig. Bei einer | |
Impfung gehe es in erster Linie um den Schutz vor schweren Erkrankungen. | |
Deshalb sei eine zweite Auffrischungsimpfung für ältere Personen und | |
immungeschwächte Risikogruppen sinnvoll. | |
Alle anderen seien auch mit der dreifachen Impfung gut geschützt. Nur für | |
Menschen, die mit gefährdeten Personen arbeiteten oder zusammenlebten, | |
könne eine vierte Impfung ratsam sein. „In der Bevölkerung sollte auf | |
keinen Fall der Eindruck entstehen, man muss sich jetzt alle paar Monate | |
impfen lassen“, sagt Watzl. Das sei immunologisch einfach nicht sinnvoll. | |
Und was ist mit Arbeitsausfällen wegen Quarantäne – ist das kein Impfgrund? | |
Der Immunologe hält hier Maskentragen am Arbeitsplatz für die angemessenere | |
Maßnahme. | |
## Auch BA.5-Impfstoff bald da | |
Wenn aber im Wesentlichen nur die über 60-Jährigen geimpft werden sollen, | |
wohin dann mit dem ganzen Impfstoff, den das Gesundheitsministerium | |
bestellt hat? Allein die Menge, die in den ersten zwei Septemberwochen | |
geliefert wurden, reicht aus, um die noch nicht aufgefrischten ab | |
60-Jährigen zu impfen. „Ich möchte es mal positiv formulieren“, sagt | |
Immunologe Watzl, „wir haben auf jeden Fall genug Impfstoff, um alle zu | |
impfen, die die Impfung benötigen.“ | |
Ein niedersächsischer Hausarzt berichtet kurz vor dem geplanten Impfstart, | |
dass es offenbar Lieferschwierigkeiten gibt und er in der ersten Woche doch | |
nicht so viel Impfstoff bekommt wie bestellt. Der Andrang auf den neuen | |
Impfstoff halte sich aber ohnehin in Grenzen. „Die Leute warten sicher noch | |
bis Ende September“, heißt es auch aus der Patient:innenanmeldung | |
einer Berliner Praxis. Dann soll nämlich schon der nächste Impfstoff | |
zugelassen werden – gegen die aktuell in Deutschland [5][vorherrschende | |
Omikron-Variante BA.5]. Lauterbach stellte in Aussicht, dass der schon ab | |
Ende September oder Anfang Oktober gespritzt werden könne. | |
Die Risikogruppen sollten darauf aber keinesfalls warten, empfiehlt | |
Immunologe Watzl. „Ob es zeitlich dabei bleibt und ob der Impfstoff | |
tatsächlich so viel besser schützt als der an BA.1 angepasste, ist noch gar | |
nicht sicher.“ Die bisher verfügbaren Daten deuteten laut dem Immunologen | |
darauf hin, dass beide Impfstoffe einen vergleichbaren Schutz gegen die | |
bisher aufgetretenen Omikron-Varianten bieten. | |
11 Sep 2022 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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