# taz.de -- Wir fordern: Mehr Zukunft wagen | |
> … weil langfristige Lösungen für alle profitabler sind. Schon jetzt | |
> kostet uns der Klimawandel 6,6 Milliarden Euro jährlich – allein in | |
> Deutschland. | |
Bild: Mit erneuerbaren Energien in eine goldene Zukunft – wie hier in Branden… | |
Der Mensch ist ein homo oeconomicus: Stets strebt er nach dem | |
größtmöglichen Nutzen. Seine Entscheidungen trifft er rein rational, in | |
vollständiger Kenntnis seiner wirtschaftlichen Entscheidungsmöglichkeiten | |
und deren Folgen. So wird es zumindest in den Wirtschaftswissenschaften | |
noch immer gelehrt – nur gelebt wird es nicht. | |
Wäre der Mensch tatsächlich ein „Nutzenmaximierer“, wie er im Lehrbuch | |
steht, weshalb würde er dann die Welt, und sich gleich mit, zugrunde | |
richten? Der Ökozid oder die Abschaffung des Menschen, sie passt so gar | |
nicht in das Bild des homo oeconomicus. Denn träfe dieser tatsächlich rein | |
rationale Entscheidungen, wäre er dann nicht längst auf die Idee gekommen, | |
nachhaltig zu leben? Profitabler und effizienter wäre das, denn Fakt ist: | |
Klimaschutz wird immer teurer, je länger wir ihn hinauszögern. | |
6,6 Milliarden Euro kostet der Klimawandel uns in Deutschland bereits jetzt | |
– jährlich. Dennoch wird weiter Raubbau an der Erde betrieben, als handele | |
es sich um eine Cashcow, die es noch zu melken gilt, bevor sie dem | |
Untergang geweiht ist. Dabei ist längst bekannt, dass die eigentlichen | |
„Stars“ der Zukunft die erneuerbaren Energien sind – hier liegt die | |
Zukunft. Denn diese Ressourcen sind nahezu unbegrenzt verfügbar und | |
erneuern sich zudem selbst. Was hier zu holen ist, dürfte doch allen klar | |
sein: Innovationseffekte, Arbeitsplätze, Gewinnmaximierung durch steigende | |
Effizienz und zusätzliche Exportpotenziale. Und ganz nebenbei werden auch | |
noch die Klimaziele erreicht. Ein klares Win-Win. | |
Liebe Bundesregierung, warum also nicht Anreize schaffen für hoch | |
motivierte Nutzenmaximierer? Eine Politik, die weiterhin unprofitables, | |
weil nicht nachhaltiges Handeln belohnt, vermittelt wenig Zukunftshoffnung. | |
Was es hingegen bedarf, sind Maßnahmen, die Klimaschutz fördern – und damit | |
sowohl Effizienz als auch Nutzen optimieren. Sind für die Erneuerbaren | |
erst einmal sichere Investitionsmöglichkeiten, klare Nutzungsvorgaben, | |
Quoten und Grenzwerte geschaffen, regelt der Markt den Rest von ganz | |
allein. | |
Und warum nicht mit den Stabilitätsreserven des Emmisionshandels spielen? | |
Schon eine kleine Verknappung des Angebots könnte den Preis nach oben | |
treiben – und besonders innovative Unternehmen würden profitieren. Das | |
Bruttoinlandsprodukt Deutschlands, der Maßstab aller Dinge, es könnte durch | |
einen ambitionierten Klimaschutz bis 2030 um satte 30 Milliarden Euro | |
wachsen. Ganz zu schweigen von den Kosten, die dadurch eingespart würden, | |
wenn die Folgen der Erderwärmung, wie Dürren oder Überschwemmungen, | |
verhindert werden können. | |
Angesichts all der Chancen, die im Klimaschutz und insbesondere der | |
Energiewende liegen, fragt man sich, weshalb die Politik es nicht schafft, | |
diese Gestaltungspotenziale auszuschöpfen. Angenommen, der Mensch ist | |
wirklich ein homo oeconomicus, wäre es nur konsequent, ihn durch politische | |
Maßnahmen darin zu unterstützen, effizienter, nachhaltiger und damit | |
gewinnbringender zu handeln. Der Vorteil darin bestünde auch, dass er mit | |
dieser Strategie wohl überleben würde. | |
22 Aug 2022 | |
## AUTOREN | |
Raphaela Edler | |
Marilena Berends | |
Rafid Kabir | |
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