# taz.de -- Uferpromenaden am Hauptbahnhof eröffnet: Viel Wasser, wenig Grün | |
> Der Humboldthafen soll zum Verweilen einladen. Er lockt mit vielen | |
> Sitzgelegenheiten, doch gleichzeitig fehlt es an Schatten. | |
Bild: Der Humboldthafen im Herbst 2013: Noch ist von Gebäuden und Uferpromenad… | |
Berlin taz | Wer den Hauptbahnhof Richtung Straßenbahnhaltestelle verlässt, | |
kann künftig Wartezeit auch direkt am Wasser verbringen. Dort, am | |
Humboldthafen, sitzen am Montagmittag schon vereinzelt Menschen, allein | |
oder in Kleingruppen, auf grauen Steinquadern oder Holzbänken. | |
Diese Sitzgelegenheiten verteilen sich entlang der neuen Uferpromenaden. | |
Von den Bahnsteigen tönen Durchsagen herüber, und immer wieder brausen Züge | |
über die [1][Humboldthafenbrücke], die das trichterförmige Hafenbecken an | |
der Einfahrtstelle überspannt. | |
Nach Willen des Senats soll der Humboldthafen ein „neuer und attraktiver | |
Freiraum“ mitten in der Stadt werden. Mit der offiziellen Eröffnung der | |
Uferpromenaden an diesem Montag ist das Hafenbecken nun direkt vom | |
Hauptbahnhof erreichbar. Noch allerdings sieht vieles hier nach Baustelle | |
aus: Neben den Treppen und Rampen, die zur Promenade führen, stehen Bagger | |
und Materialien für die Baustelleneinrichtung der [2][S21]. | |
Auf der anderen Seite – am östlichen Ufer – umschließen Bauzäune eine | |
Brachfläche. Dahinter bieten die dunklen Klinkerbauten des Charité-Campus | |
einen Kontrast zu den austauschbaren Wohn- und Bürogebäuden rund um den | |
Hauptbahnhof, die auch die Nordseite des Hafenbeckens dominieren. | |
## Geschichtsträchtiger Ort | |
Seit 2014 wurden die Uferpromenaden schrittweise angelegt, teilweise | |
zeitgleich mit dem Bau der angrenzenden Häuser. Die Kosten betragen | |
insgesamt 6 Millionen Euro, die aus der [3][städtebaulichen | |
Entwicklungsmaßnahme „Hauptstadt Berlin – Parlaments- und | |
Regierungsviertel“] stammen. Damit soll dem geschichtsträchtigen Ort wieder | |
Leben eingehaucht werden: Der Humboldthafen ist das älteste Hafenbecken im | |
Zentrum Berlins. | |
Die noch erhaltenen Strukturen – Kranpodeste und Uferwände – stehen unter | |
Denkmalschutz. Nach der Fertigstellung 1859 gab es im Hafen zehn Kräne und | |
die einzige öffentliche Lagerhalle Berlins. Mit der Eröffnung des Osthafens | |
bei Stralau 1913 und des Westhafens bei Plötzensee zehn Jahre später wurde | |
der Humboldthafen unwichtiger. | |
## Ehemaliges Grenzgebiet | |
Während der Teilung Berlins verlief die Grenze durch den Hafen: Das | |
Westufer gehörte zum Westteil der Stadt, während die Wasserfläche schon | |
Ost-Berlin war. Am östlichen Ufer befanden sich die Grenzanlagen der DDR. | |
„Mit den Uferpromenaden schaffen wir öffentliche Räume, die wegen ihrer | |
Nähe zum Wasser eine hohe Aufenthaltsqualität haben“, sagte Bausenator | |
Andreas Geisel (SPD) am Montag zur Eröffnung. „Ich bin sicher, dass die | |
Menschen diesen Ort gut annehmen werden.“ | |
Nähe zum Wasser ist dazu allerdings kein ausreichendes Kriterium: Besonders | |
für Hitze könnten es ein paar [4][Bäume] mehr sein. | |
15 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wagner | |
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