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# taz.de -- Waldbrand in Slowenien: Rauch auf dem Wasser
> Tagelang wütete ein Waldbrand an der Grenze zwischen Italien und
> Slowenien. 1.000 Menschen löschten die Feuer, andere machten stoisch
> Urlaub.
Bild: Die Flammen bei Novelo in Slovenien
Wenn man seinen Kopf am Strand von Strunjan in Slowenien einfach nach links
drehte, konnte man vorgeben, dass alles wie immer sei. Man konnte so tun,
als ob man die gigantische Rauchsäule oberhalb von Monfalcone, an der
anderen, italienischen Seite des Golfs von Triest, einfach nicht bemerkt
hätte, und weiter sein urlaubendes Tagewerk verrichten: Baden, in der Sonne
liegen, geschnittene Wassermelonen essen – und genau das taten die Menschen
auch. Möglichst tapfer ignorieren, dass hier etwas auf beängstigende Art
und Weise nicht stimmt.
Der bewaldete Karst an der Grenze zwischen Slowenien und Italien hatte sich
nach langer Trockenheit – Norditalien leidet unter anhaltender Dürre, der
Po führt kaum noch Wasser – entzündet. Angefacht durch von den Alpen
herabwehenden Wind, die Bora, und zusätzlich befeuert durch explodierende
Munition aus dem Ersten Weltkrieg, entwickelte sich ein Inferno, das die
1.000 Feuerwehrleute aus Slowenien, Italien, Kroatien, Österreich und
Ungarn tagelang an den Rand ihrer Kräfte brachte.
In Renče-Vogrsko warteten die Bewohner*innen eines Altenheims darauf,
evakuiert zu werden, und kamen gerade noch einmal davon – auch andere
Dörfer mussten evakuiert werden, die Bewohner*innen kamen in Turnhallen
unter. Unzählige Freiwillige kamen zum Einsatz – und schweres Gerät aus der
Luft: Die slowenische Luftwaffe schickte Hubschrauber, so auch die
Österreicher. Kroatien stellte ein Wasserlöschflugzeug zur Verfügung. Die
Autobahn zwischen Triest und Venedig musste geschlossen werden, der
Zugverkehr auf der gleichen Strecke wurde eingestellt.
Einheimische kamen teils nur noch mit Taxen und über riesige Umwege nach
Hause. Und auch an den Stränden zwischen Grado und Izola konnte man am
dritten Tag des Brandes nicht mehr ignorieren, was passierte: Der Rauch
legte sich über die Städte, Ortschaften, Strände und Buchten und
verdunkelte die Sonne, die nur noch giftig-orange hinter Schwaden
leuchtete. Asche fiel in der Nacht auf die Balkone, und der Geruch
verbrannten Holzes vermischte sich mit dem von verbranntem Kunststoff.
Wer weit genug weg war, konnte zwar durchaus noch das Haus verlassen und
sich draußen aufhalten, doch auch in gehörigem Abstand legte sich der Rauch
auf die Lungen, insbesondere tief eingesogen beim morgendlichen Schwimmen.
In dieser Region gehören Waldbrände, anders als in Südfrankreich oder
Griechenland, eher nicht zu den Alltäglichkeiten des Sommers, weshalb man
auch bei den Einheimischen eine gewisse Bedrückung wahrnehmen konnte. Und
auch wenn die Verdunkelung der Sonne den erleichternden Effekt einer
Abkühlung mit sich gebracht hatte, stellte sich wirkliche Lebensfreude erst
am Dienstag der vergangenen Woche wieder ein: Es regnete, und wirklich
niemand verwendete einen Schirm.
30 Jul 2022
## AUTOREN
Martin Reichert
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Slowenien
Klima
Waldbrände
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Hitzewelle
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