# taz.de -- Chancen des Frauenfußballs: Wie voll ist der Raum? | |
> Die Chancen des Frauenfußballs, an der Übermacht der Männer zu kratzen, | |
> stehen gut. Weil die gerade nicht spielen, sondern über Ablöse | |
> debattieren. | |
Bild: Der Frauenfußball erlebt einen Boom | |
Reden wir über Räume. Nicht über solche mit Wänden, sondern über das, was | |
im Englischen „spaces“ heißt. Es geht um den Raum oder Platz, den der | |
Fußball sich in einer Gesellschaft nimmt. [1][„Entscheidend ist auffem | |
Platz“], wusste schon der Dortmunder Profi Adi Preißler. | |
Um zu verstehen, warum hierzulande Fußball alles dominiert, in einem | |
anderen Land hingegen Rugby, Kricket, Baseball oder American Football, | |
hilft die Vorstellung von Räumen: In den meisten europäischen Ländern war | |
der Fußball zuerst da, als das Bedürfnis (und die verfügbare Zeit) | |
entstand, sich außerhalb der Industriearbeit zu vergnügen. Fußball – | |
gemeint ist Männerfußball – füllte den Raum für solchen Zeitvertreib am | |
schnellsten und am attraktivsten aus. | |
So lässt sich verstehen, warum es hierzulande keine andere Sportart | |
geschafft hat, sich stabil neben Fußball zu etablieren: Boxen und Radsport | |
blitzen immer mal wieder auf, zum ersten Mal Ende des 19. Jahrhunderts, | |
dann in den 1920er Jahren, und auch in den 1990ern. Auch Tennis zog mal | |
viele Menschen in den Bann, im Winter Biathlon, und wenn alle vier Jahre | |
Olympische Spiele stattfinden, kann sogar Wildwasserkanu Fans für sich | |
verbuchen. Wenn gerade genug Wasser da ist. | |
Aber stabil, über Jahrzehnte betrachtet, sind alle Versuche, etwas neben | |
dem Fußball zu etablieren, gescheitert. Denn: Der Raum war zu, der Platz | |
besetzt, the space is full. | |
Doch nun kommt der [2][Frauenfußball]. Er erlebt einen Boom zu einem | |
Zeitpunkt, zu dem die Aufmerksamkeit, die der Männerfußball erheischen | |
kann, sich um Wechseldebatten um Ronaldo und Lewandowsky dreht. Die Summen, | |
die da genannt werden, klingen abgehoben, und da kommt der Frauenfußball | |
genau richtig. Zuvorderst ist es nämlich Fußball, und der kann den Raum | |
füllen, der sonst von den Männern beansprucht wird. Ob er das langfristig | |
machen kann, ist keineswegs sicher. Die Männerligen kommen ja mit all ihrer | |
Macht zurück. Was aber optimistisch stimmt, ist, dass es ein [3][weltweiter | |
Boom] ist: Neben der EM in England sind auch der Afrika-Cup in Marokko und | |
der Concacaf-Cup in Mexiko enorm große Events. | |
28 Jul 2022 | |
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## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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