| # taz.de -- Dienstleistungsangebot für die Hitze: Sommer ist kein Wettbewerb | |
| > Generell weiß der Nafri, wie mit Sommerhitze umzugehen ist. Eine | |
| > unschlagbare wie effektive Grundregel: Drinnen bleiben und faulenzen. | |
| Bild: Auch eine Möglichkeit. Noch besser wäre es, zuhause die Fenster zu schl… | |
| Der Sommer ist kein Wettbewerb. Ich sage das, weil ich weiße Menschen | |
| erlebt habe, die sich mit mir und anderen unter der Sonne messen wollen. Im | |
| Sinne von: Wer am längsten die Hitze aushält, hat gewonnen. Mein | |
| Dienstleistungsangebot an dieser Stelle sind Gedanken, [1][wie mit den | |
| immer extremeren Sommern umzugehen] werden könnte. | |
| Erste wichtige Erkenntnis: Nichtweiße Menschen können auch Hitzschläge und | |
| Sonnenbrände bekommen. Ich aber zum Beispiel vertrage etwas mehr | |
| Sonnenstrahlen und brauche etwas weniger Sonnencreme. Ich kannte mal einen | |
| weißen Deutschen, der hat peinlich darauf geachtet, dass er niemals mehr | |
| UV-Schutz aufträgt als ich. Problem: Er war ein Schneemann, der nach | |
| wenigen Sekunden unter der Sonne anfing rot zu glühen. Ich wiederhole es | |
| gern noch mal: Sommer ist kein Wettbewerb. | |
| Generell weiß der Nafri, wie mit Sommerhitze umzugehen ist. Es gibt eine | |
| unschlagbare und effektive Grundregel, die nun alle verblüffen wird: | |
| Drinnen bleiben und faulenzen. Mir ist es ein Rätsel, warum Erwachsene in | |
| der Mittagshitze freiwillig nach draußen gehen. Die zu diesem Trick | |
| passende Kulturtechnik, die ja auch in Südeuropa stark verbreitet ist, | |
| heißt: Siesta. | |
| Damals, als die Eurokrise 2010 begann, empörten sich viele Almans, dass man | |
| in Spanien oder Griechenland so unproduktiv sei und zu lange Mittagspausen | |
| mache. Ich kann nur sagen: Viel Spaß mit der protestantischen Ethik, | |
| [2][wenn bald in Hamburg das Klima von Thessaloniki oder Málaga] herrscht. | |
| Generell müssen wir uns fragen, ob sich der Mensch nicht schleunigst an die | |
| Veränderungen des Klimas adaptieren sollte – während wir ihn mit | |
| wissenschaftsbasierten Maßnahmen verlangsamen. | |
| ## Der Mensch passt sich an die Natur an, nicht andersherum | |
| Der Kapitalismus sagt: Mittags müssen wir alle produktiv sein. Die Natur | |
| sagt: Viel Erfolg bei 39° C im Schatten. Mohamed sagt: Deutsche Siesta ist | |
| die Lösung. Dann halt früh und spät arbeiten, zur Schule oder einkaufen | |
| gehen. Das kann man nicht in allen Branchen und Lebensbereichen so gut | |
| umsetzen, aber je weniger Menschen gezwungen werden, zu den heißesten | |
| Zeiten des Tages Leistung zu erbringen, desto besser. | |
| Für alle, die ab jetzt [3][Drinnies sein] wollen: Fenster müssen | |
| geschlossen bleiben, wenn die Mittagssonne knallt. Die Strahlen können mit | |
| dunklen Vorhängen blockiert werden. Gesicht, Arme und Beine regelmäßig mit | |
| Wasser befeuchten. Lauwarme Getränke zu sich nehmen und leichte Kost: | |
| [4][Wassermelone] mit Hirtenkäse passen gut zum Sommer. | |
| Alle Bewohner*innen sammeln sich im Haushalt dort, wo es am kühlsten | |
| ist. Wer im Dachgeschoss wohnt: Well shit!Ich habe auch mal ganz oben | |
| während sehr heißer Sommer gelebt, da bin ich wirklich überfragt, wie man | |
| das ohne Klimaanlage hinbekommt. Ein Ventilator hilft. Auch so ein | |
| hässlicher Deckenventilator. Funktion geht vor Ästhetik. Der Mensch passt | |
| sich eben an die Natur an, nicht andersherum. | |
| 14 Jul 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Mohamed Amjahid | |
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