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# taz.de -- Malaika RivuzumwamiDigital Naives: Mehr als zehn Jahre Grübeln üb…
Was lange wehrt, wird endlich gut. Oder eher: wenn Apple endlich aufhört,
sich zu wehren. Oder aber auch: Brauchen wir diesen Schritt überhaupt noch,
sind Ladekabel eh nicht bald Schnee von gestern?
Anfang vergangener Woche haben sich die Unterhändler:innen des
Europaparlaments und der EU-Staaten geeinigt: eine einheitliche Ladebuchse
für Smartphones und viele weitere Geräte soll eingeführt werden. USB-C
werde der künftige Standard sein, teilten das Europäische Parlament und die
EU-Ratspräsidentschaft mit. Kurzum bedeutet das: Ein Ladekabel für Handy,
Kamera, Lautsprecher und, und, und. Bald soll das endlich Wirklichkeit
werden. Diese für Nutzer:innen so angenehme und offenbar einfache Lösung
ist tatsächlich das erste Mal weltweit, dass Gesetzgeber den Herstellern
solche Vorgaben machen. Tja, die Techindustrie ist ein harter Gegner mit
starker Lobby.
Der einheitliche Standard gilt künftig für alle kleinen und mittelgroßen
Geräte, die aufladbar und tragbar sind. Die Einigung der Unterhändler muss
noch vom Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedsstaaten formell
beschlossen werden, um in Kraft treten zu können. Dies gilt jedoch als
reine Formsache. Vierundzwanzig Monate nach Inkrafttreten der neuen
rechtlichen Grundlage werden die Hersteller dann die USB-C-Ladebuchse bei
neuen Geräten anbieten müssen – also voraussichtlich Mitte 2024. Auch
Laptops müssen künftig über eine USB-C-Buchse aufgeladen werden können – …
wurde aber eine längere Übergangsfrist von 40 Monaten vereinbart.
[1][Auf Twitter freute sich nicht nur die Grünen-Politikerin Anna
Cavazzini]. Sie nannte die Einigung „einen Gewinn für europäische
Konsumenten und unseren Planeten“. Auch die EU stellte das Klima bei ihrer
Einigung in den Vordergrund. Denn nach Angaben der EU-Kommission könnten
durch die Regelung knapp 1.000 Tonnen Elektroschrott eingespart werden.
Derzeit fallen jährlich geschätzt 11.000 Tonnen Elektroabfall durch
entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte an. Auch deswegen sollen
Verbraucher:innen künftig selbst entscheiden, ob sie ein Gerät mit oder
ohne Ladekabel kaufen.
Kritiker:innen wiederum befürchten, dass die Idee ins Leere laufen
wird, weil sich der USB-C-Standard in der Vergangenheit ohnehin schon
stärker durchgesetzt hat. Und hier liegt der wirklich kritische Punkt. Denn
die Debatte über einheitliche Ladegeräte wird schon seit über zehn Jahren
geführt – passiert ist nichts. Währenddessen haben sich aber Technologien
auf dem Markt durchgesetzt. Ladekabel werden mittlerweile durch kabelloses
Laden abgelöst.
Wenn also nun in zwei Jahren eine einheitliche Regelung kommt, brauchen wir
die dann überhaupt noch? Oder nutzen wir dann alle schon längst gar keine
Kabel mehr? Manchmal lohnt es sich eben nicht ganz so lange zu streiten
oder sich vor Firmen wie Apple wegzuducken, sondern schon früher zu
handeln. Bei aller Freude hinken wir digitalem Fortschritt und Entwicklung
auch mit der aktuellen Entscheidung immer noch hinterher.
13 Jun 2022
## LINKS
[1] https://twitter.com/anna_cavazzini/status/1534111118540652552
## AUTOREN
Malaika Rivuzumwami
## TAGS
Kolumne Digital Naives
EU-Mitgliedstaaten
Technologie
Apple
Europäische Union
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